Bayern 2 - Das Kalenderblatt


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12. September 1963 Porsche 901 auf Automobilausstellung vorgestellt

Ein schnittiges Auto mit vielen PS und Prestige war Anfang der 1960er für viele ein Objekt der Sehnsucht. Da kam das neue Modell aus dem Hause Porsche, der 901, der spätere 911, gerade recht.

Von: Christiane Neukirch

Stand: 12.09.2019 | Archiv

Illustrierter Fuchs, Zahl 12, Grafik von: Viola Dandl | Bild: BR/Viola Dandl

12 September

Donnerstag, 12. September 2019

Autor(in): Christiane Neukirch

Sprecher(in): Caroline Ebner

Illustration: Tobias Kubald

Redaktion: Susi Weichselbaumer

Die erste große Revolution der Sechzigerjahre begann mit einem sonoren Brummen. Das Brummen kam aus einer auffallend langgestreckten Motorhaube, die verschiedene Assoziationen weckte. Um eine der unverfänglicheren aufzugreifen: der Wagen, zu dem diese Motorhaube gehörte, sah nicht nur aus wie ein Zäpfchen, er ging auch ab wie eines. 210 km/h zählten in der Betriebsanleitung noch zu den "normalen Fahrgeschwindigkeiten". Das Rennauto, bis dahin nur aus der Ferne der Zuschauertribüne bestaunbar, war als Reisewagen auf den öffentlichen Straßen angekommen. Sein Name: Jaguar, "Type E".

Ein Rennauto für die Straße

Der Jaguar "Type E" riss im Jahr 1961 alle Autofans von den Sitzen ihrer eigenen Fahrzeuge und schürte Besitzträume. Die deutschen Autofahrer wurden auf die britische Bodenrakete aufmerksam durch einen Artikel in der Zeitschrift "auto – motor – sport", ein glanzvolles Stück Journalismus von Fritz B. Busch. Noch heute gibt es Fans, die diesen sechs Seiten langen Text auswendig zitieren können. Darin beschrieb Busch mit fulminanter Wortwahl ein berauschendes Fahrgefühl, das dem Fahrer, so der Autor, "die Spucke in den Adern gefrieren" ließ.

Doch noch etwas Anderes ließ den "Männern, die Pfeife rauchen", an die die Lektüre ausdrücklich gerichtet war, die Spucke im Mund zusammenlaufen: die Vorstellung nämlich, dass die Frauen angesichts dieses Wagens erst in Verzückung geraten, dann in Ohnmacht und schließlich dem Fahrer zu Füßen fallen würden.

Ein Poser-Porsche muss her!

In der Zuffenhausener Automobilfirma Porsche, die für ihre Rennwagen bekannt war, wollte man nicht untätig zusehen, wie der Straßenflitzer aus England den deutschen und internationalen Markt eroberte. Daher feilte man dort schon bald an einem Modell, das sowohl straßentauglich als auch elegant genug war, um ein ansehnliches Maß an Verzückung bei Fahrer und Frau auszulösen.

Im Porsche-Werk wandelte sich das Vorgängermodell, das zwar nicht ohne Reize war, aber doch noch leicht an einen plattgedrückten VW Käfer erinnerte, von der Raupe zum Schmetterling. Und so erstrahlte die Halle der Internationalen Automobilausstellung am 12. September 1963 im Glanz des neuen Porsche 901. Nicht viel hatte sich geändert, aber Entscheidendes: der Porsche 911, wie er später hieß, wurde zur zeitlosen Legende. Prominente nutzten den Wagen als Statussymbol und heizten die Beliebtheit dadurch weiter an, von Herbert von Karajan bis Arnold Schwarzenegger. Nicht nur Männer übrigens: der Tennisstar Martina Navratilova liebte Geschwindigkeit offenbar nicht nur beim Tennisball; Marion Gräfin Dönhoff, Herausgeberin der "Zeit", bekam einen zum 70. Geburtstag und fuhr ihn, bis sie 90 war.

Die Zeiten, in denen man sich mittels Auto als Rebell outete, sind indes vorbei. In einer Zeit, in der SUVs das Straßenbild der Großstädte prägen, verkörpern selbst Modelle aus den ehemaligen Rennställen, Porsche Cayenne und Co., eher klobige Panzerschränke auf Rädern denn schnittige Flitzer. Ein Symbol wofür? Das werden nachfolgende Generationen im Rückblick beurteilen.


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