Bayern 2 - Das Kalenderblatt


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18. August 1868 Pierre Jules César Janssen entdeckt Helium

Es ist farbloses, geruchslos und geschmacksneutral. Vielleicht wurde das Edelgas deshalb lange übersehen, dabei ist es nach Wasserstoff das zweithäufigste Element: Helium. 1868 endeckten dafür dann gleich zwei Forscher das chemische Element: Norman Lockyer und Jules Janssen. Autor: Hellmuth Nordwig

Stand: 18.08.2021 | Archiv

18 August

Mittwoch, 18. August 2021

Autor(in): Hellmuth Nordwig

Sprecher(in): Christian Baumann

Illustration: Tobias Kubald

Redaktion: Frank Halbach

Eine totale Sonnenfinsternis zieht manche so sehr in ihren Bann, dass sie von einem solchen Ereignis zum nächsten reisen. Geht ja schlecht anders, in Deutschland verfinstert sich der Himmel erst wieder im Jahr 2081. Also am besten jetzt schon buchen, zum Beispiel für April 2024 in Texas. Ab 3000 Euro, der Flug geht leider extra. Aber Toiletten hat der Veranstalter bereits reserviert, falls jemand mal müsste während der vier Minuten Dunkelheit.

Im 19. Jahrhundert musste man noch selbst ausrechnen, wann und wo es soweit ist. Für Astronomen kein großes Problem, zum Beispiel für den König Mongkut von Siam, der sich viel mit Wissenschaft befasste. Am 18. August 1868, so sagte er voraus, würde der Mondschatten mehr als sechs Minuten lang über sein Land ziehen, das heute Thailand heißt. Falsch gerechnet, tuschelten die Fachleute an seinem Hof - sie waren allerdings Astrologen. Der König behielt Recht und ersetzte die Stümper.

Die gelbe Spektrallinie

Auch damals pilgerten schon viele zu dem Himmelsereignis: in den Jemen, nach Indien, Thailand und Borneo. Auch der Franzose Jules Janssen, der als Lehrer seine Brötchen verdiente. Wenn er davon mal wieder genug hatte, reiste er, etwa nach Peru und auf die Azoren, und trieb dort Wissenschaft. Im Sommer 1868 nahm er Quartier in Guntur an der indischen Ostküste und harrte dort der Dinge.

Im Gepäck hatte Jules Janssen ein Werkzeug, das damals noch ziemlich neu war: ein Spektroskop. Eine Art Prisma zerlegt darin das Licht in die einzelnen Farben. Schmale Linien sind zu sehen, die dem Fachmann verraten, welche Atomsorten genau leuchten - bei Natrium sind sie zum Beispiel intensiv orangegelb.

Als nun in Indien der Mond sich langsam vor die Sonne schob, richtete Janssen dieses Instrument ins verlöschende Licht. Plötzlich war es dunkel. Deutlich konnte er die gewaltigen Eruptionen erkennen, die aus unserem Stern schießen - und in ihnen wie erwartet das Signal für Wasserstoff. Aber auch eine Spektrallinie, die er noch nicht kannte. Fast so gelb wie die von Natrium, aber nur fast. Bald darauf fand er sie sogar ohne Finsternis am Rand der Sonne wieder. Auf der Erde aber nicht. Darüber schrieb er einen Bericht an die französische Akademie der Wissenschaften.

Das unbekannte Element

Ohne davon zu wissen, tat das auch zwei Monate später der englische Astronom Norman Lockyer. Auch er hatte mit einem Spektroskop die unbekannte Farblinie im Sonnenlicht entdeckt und daraus geschlossen: Auf dem Gestirn muss es ein unbekanntes chemisches Element geben. "Helium" nannte er es, nach dem griechischen Wort für Sonne. Sein Brief kam gleichzeitig mit dem von Janssen in Paris an, und die Akademie ehrte beide als Entdecker des Heliums. Später wurde es doch auf der Erde entdeckt. Seitdem verleiht es Schweißern Sicherheit und Chemielehrkräften die legendäre Mickymaus-Stimme.

Bei einer Sonnenfinsternis gibt es also viel zu entdecken, man darf sich aber auch einfach nur faszinieren lassen. Sollten Sie 2024 doch nicht können: Für Namibia im November 2030 sind ebenfalls noch Plätze frei.


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