Bayern 2 - Das Kalenderblatt


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26. März 1898 Paul Kruger gründet Tierreservat

Ein Herz für Menschen hatte Paul Kruger nicht unbedingt. Jedenfalls waren seine Ansichten als Politiker des Apartheidregimes gnadenlos nationalistisch. Für Tiere konnte sich der deutschstämmige Kruger schon eher erwärmen. Autorin: Silke Wolfrum

Stand: 26.03.2019 | Archiv

26 März

Dienstag, 26. März 2019

Autor(in): Silke Wolfrum

Sprecher(in): Andreas Wimberger

Illustration: Tobias Kubald

Redaktion: Susi Weichselbaumer

Paul Kruger wurde in seiner Heimat Südafrika einfach "Oom Paul" genannt, was soviel heißt wie "Onkel Paul". Spätestens als er 1883 Präsident der unabhängigen südafrikanischen Burenrepublik Transvaal wird, ist er eine Kultfigur, Übervater des burischen Nationalismus. Eine Goldmünze trägt sein Portrait, eine Tabakspfeife wird nach ihm benannt und sein Wohnhaus ist heute eine Gedenkstätte. Buren – das nur zur Erinnerung – nannte man die weißen Viehzüchter in Südafrika, meist Nachkommen der ersten niederländischen Siedler. Paul Kruger selbst war allerdings deutscher Abstammung.

Neben den Buren gab es noch die Briten, die Südafrika für sich beanspruchten, und dann natürlich noch die indigenen Völker, die von Briten wie Buren immer mehr unterdrückt wurden. Doch lassen wir das freudlose Thema "Wem gehört was in Südafrika" und Krugers politisches Mitmischen in dieser Frage und kommen wir lieber auf seine kuschelige Seite zu sprechen:

Kudu, Elefant und Löwe

Kruger war ein großer Naturliebhaber. In Transvaal wurde allerdings lange Zeit fröhlich gewildert, sodass sich der Bestand der Wildtiere dramatisch verringerte. Dem wollte Kruger Einhalt gebieten. Mit den Worten: "Wenn ich nicht diesen kleinen Teil des Lowvelds schütze, werden unsere Enkelkinder nicht wissen, wie ein Kudu, Elefant oder Löwe aussehen werden", gründete er am 26. März 1898 das "Sabie Wildreservat". Das Lowveld ist übrigens eine Region im Nordosten Südafrikas, in der Nähe zur Grenze nach Mosambik.

Man stelle sich ein Gebiet vor etwa so groß wie Rheinland-Pfalz, auf dem sich  Elefanten, Leoparden, Löwen, Giraffen, Gnus und Zebras in natürlicher Umgebung tummeln und nur hin und wieder von Südafrika-Urlaubern begafft werden – so ungefähr sieht Krugers Tierreservat heute aus. Und es heißt jetzt: "Kruger-Nationalpark".

In dreißig verschiedenen Ökosystemen leben 150 Säugetier-, 100 Reptilien-, 34 Amphibienarten und über 500 Vogelarten. Und das ist noch nicht alles: Hier soll in Zukunft das größte Tierreservat der Welt entstehen. Dazu müssen die Grenzzäune des Parks nach Mosambik und Simbabwe verlagert werden. Wenn dieses Vorhaben umgesetzt wird, werden teure Tier-Umsiedlungsprogramme überflüssig. Landesgrenzen gibt es dann für die Wildtiere nicht mehr. Ungehindert können sie in andere Naturschutzgebiete wandern, gerade wie es ihnen gefällt. Quasi: Paradies ohne Grenzen.

Das größte Tierreservat der Welt

Ob Paul Kruger dieses Projekt gefallen hätte? Vermutlich. Es geht hier ja um Tiere. Auf Menschen angewandt wäre die Idee der Grenzenlosigkeit für alle bei ihm wohl eher auf Vorbehalte gestoßen. Da Kruger Ende seines Lebens in der Schweiz im Exil lebte, wurde in St. Gallen eine Straße nach ihm benannt. Bald regten sich jedoch Proteste: Kruger soll Farbige als "Kaffer" und "Wilde" bezeichnet haben. Die indischstämmige Bevölkerung Südafrikas soll seiner Meinung nach "geschaffen worden (sein), um den Weißen zu dienen". Kurz, die Schweizer überlegten, ob sie die Krugerstraße nicht lieber in "Mandelastraße" umbenennen sollten. Dann entschieden sie sich aber doch lieber für Friedrich Dürrenmatt-Straße.


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