Bayern 2 - Das Kalenderblatt


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5. November 1980 Pandabären Bao Bao und Tjen Tjen ziehen in den Berliner Zoo

Die Pandabären Bao Bao und Tjen Tjen kamen am 5. November 1980 in West-Berlin an, ein Staatsgeschenk Chinas an Bundeskanzler Helmut Schmidt. Autorin: Anja Mösing

Published at: 5-11-2021 | Archiv

05 November

Freitag, 05. November 2021

Autor(in): Anja Mösing

Sprecher(in): Christian Baumann

Illustration: Tobias Kubald

Redaktion: Susi Weichselbaumer

Fallstricke – ja, ganze Netze aus Fallstricken lauern immer dann, wenn ein Geschenk zu machen ist: Können wir dem sportlichen Gastgeber wirklich dieses umwerfend duftende, neue Duschgel schenken? Oder glaubt er dann, er wäre in der Vergangenheit durch unangenehmen Körpergeruch aufgefallen? Quasi: Wink mit dem Zaunpfahl?

Da lauert er, der Fallstrick. Im blitzschnellen Abchecken: Hat das Geschenk eine subtile Botschaft? Und wenn ja: welche? Ist Duschgel als Geschenk vielleicht zu intim? Splitternackte Körper werden damit eingeschäumt! Am Ende wirkt das Duschgel-Geschenk wie ein… Annäherungsversuch? Puh.

Kniffelige Staatsgeschenke

Was im Freundes-, Familien und Kollegenkreis schon knifflig ist, das erfordert bei Geschenken zwischen Staatenlenkern tatsächlich diplomatisches Know How. Staatsgeschenke gehören zu den traditionsreichsten aller Gesten. Immerhin geht es darum, Beziehungen zwischen ganzen Ländern zu pflegen. Und trotzdem! Auch den Meistern des Fingerspitzengefühls passieren nach gründlichen und stets diskreten Erkundigungen im Vorfeld doch hin und wieder Ausrutscher.

Berühmt wurden die dicken kubanischen Zigarren, die der damals amtierende Bundeskanzler Schröder dem amerikanischen Präsidenten Clinton in Berlin schenkte. Und zwar als dessen Affäre mit Monica Lewinsky noch in aller Munde war. Die möglichen Assoziationen waren einfach zu plump. Dazu fielen kubanische Zigarren damals unter das amerikanische Handelsembargo und: zu allem Überfluss wurde bekannt, dass Schröder diese Zigarren zuvor selbst als Geschenk bekommen hatte und an Clinton nur weiterschenkte. Alles zusammen: Fallstricke zum Niederknien.

Panda-Diplomatie

Natürlich kann man Zigarren relativ flott wieder verschwinden lassen. Lebendige Staats-Geschenke wie Araberhengste, Kamele oder Pandabären brauchen dagegen Hege und Pflege. Jahrelang! Kostbarkeiten dieser Größenordnung zeigen die große Wertschätzung des Schenkenden nicht nur in dem Moment, in dem sie überreicht werden. Lebenslang bleiben solche Geschenke und ihr Wohlergehen unter aufmerksamster Beobachtung.

Im Fall von Bao Bao und Tjen Tjen, zwei knuffigen, jungen Pandabären, war Presse aus der ganzen Welt anwesend, als das Pärchen am 5. November 1980 im Berliner Zoo eintraf. Ein verdammt wertvolles Staatsgeschenk aus China! Und als "Panda-Diplomatie" damals quasi ein Must Have als Zeichen chinesischer Wertschätzung.

Symbolisch hatte Regierungschef Hua Guofeng die Pandas schon ein Jahr zuvor an Helmut Schmidt überreicht, als er zu einem einwöchigen Arbeitsbesuch nach Deutschland kam. Und das Staatsgeschenk entfaltete seine magische Wirkung offenbar sofort: in den sieben Tagen wurden erfolgreich Abkommen über Wirtschaft, Kultur und Konsulate verabredet.

Bedauerlich nur: die Beziehung der Pandas war nicht fruchtbar und Tjen Tjen starb nach zwei Jahren an einer Durchfallerkrankung. Heikel! Aber das Männchen Bao Bao konnte mit Hilfe chinesisch-deutscher Wissenschaften und Pflege 24 Jahre alt werden. Er wurde der älteste lebende Panda überhaupt. Und damit war Bao Bao ein Geschenk, das jahrzehntelang Millionen von Zoobesuchern verzückt hat.


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