Bayern 2 - Das Kalenderblatt


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16. November 1959 Musical "The Sound of Music" hat Premiere

Manchmal liefert das Leben ganz gute Geschichten. Meist fehlt denen aber noch ein bisschen Romantik, ein Spritzer mehr Liebe und vor allem: Viel Musik. Gut, wenn es dann das Musical zur Biografie gibt. Autorin: Susi Weichselbaumer

Stand: 16.11.2018 | Archiv

16 November

Freitag, 16. November 2018

Autor(in): Susi Weichselbaumer

Sprecher(in): Caroline Ebner

Illustration: Tobias Kubald

Redaktion: Frank Halbach

"Edelweiß, Edelweiß" (gesungen)... Das ist nicht die österreichische Nationalhymne. Obwohl vor allem US-Ansichten dahin gehen wollen, eben weil es so schön ist. Und die Geschichte dazu so romantisch. Und österreichisch-authentisch. Also bisserl. Die Handlung des Musicals "The Sound of Music" – das am 16. November 1959 Premiere hat am New Yorker Lunt-Fontanne Theatre – Die Handlung ist eher ein Märchen.

Sieben Kinder!

Maria – jung und schön und burschikos, dennoch liebreizend – ist Novizin im Kloster in Salzburg. Baron von Trapp ist alleinerziehender Papa im Schloss unweit davon. Und von sieben Kindern. In Worten: 7! Diese sieben soll Maria jetzt unterrichten. Das Kloster leiht sie aus. Nächstenliebe. Wohlfahrt. Armer reicher überforderter verwitweter Baron. Mit sieben... Egal, er ehedem Kapitän zur See setzt erzieherisch auf Trillerpfeife. Sie übernimmt mit Tamburin und Gitarre. Aus den verhuschten Trapp-Kindern wird ein formidabler Familienchor. Papa Trapp lässt baroneske Steifheit fahren, Maria das Kloster sein. Hochzeitsglocken und noch mehr Musik. Dann wird es komplex. Bisserl. Weil authentisch eben doch ein wenig.

Authentisch schwierig

Der Kapitän soll nach dem Anschluss Österreichs – wir befinden uns übrigens handlungstechnisch 1938 – in den Wehrmachtsdienst eintreten. Nazis will der Mann nun überhaupt nicht und verlässt bei Nacht und Nebel mit Frau und – vielen – Kindern das Land. Final Destination: die Vereinigten Staaten von Amerika. Da tut sich der Familienchor pekuniär allerdings erst schwer, weil der mitgereiste Priester Wasner vehement zum sakralen Konzertprogramm rät. Irgendwann kommt man im Tourbus mit Verspätung an, stolpert auf die Veranstaltungsbühne und steht dann da nicht in Konzertrobe, sondern in Dirndl und Lederhosen. Weil das tragen Trapps immer. Und weil in Tracht nun mal kein geistliches Liedgut geht: "Edelweiß, Edelweiß"... "Schnitzels with noodles and crisp applestrudels"... (gesungen) Und Applaus, Karriere, Erfolg der Liebe: Familie. Und Erfolg des Musicals.

Plus des Films, der darauf basierend 1965 in die US-Kinos kommt. Mit Julie Andrews in der Rolle der Maria Trapp. Golden Globes gibt es dafür und mehrere Oscars.

Die deutschen Cineasten finden´s doof. Die junge Bundesrepublik hat mit „Die Trappfamilie“ und „Die Trappfamilie in Amerika“ seit Anfang der 1950er Jahre schließlich schon eigene Verfilmungen dazu. Ohne so viel plakative Kritik gen Nazizeit. Dafür mit Leinwandtraumpaar Ruth Leuwerik und Hans Holt. Joseph Meinrad mimt Pfarrer Wasner. Unauthentisch ist das Ganze genauso wie das US- Pendant. Im echten Leben der Maria Augusta Baronin von Trapp, nach deren Erinnerungen das Publikum hüben wie drüben des Atlantiks – in Annäherung – bespielt wird, kommt kein konzertanter Kirchenmann vor. Klosternovizin ist die echte Maria auch nicht, bloß Erzieherin in einer Klosterschule.

Egal, wichtig ist bis heute die Botschaft: "Edelweiß, Edelweiß"... und das hört man überall auf der Welt, besonders aber am Haupthandlungsort Salzburg: Bei "Sound-of-Music"-Bustouren, "Sound-of-Music"-Nockerlverkostungen. Österreichische Nationalhymne ist das wie gesagt nicht. Trotzdem schön.


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