Bayern 2 - Das Kalenderblatt


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9. Januar 1972 Milliardär und Luftfahrtpionier Howard Hughes outet Autobiografie als Fälschung

Das eigene Leben selber nieder zu schreiben, ist eine Sache. Es von einem anderen geschrieben zu bekommen und das auch noch klammheimlich... Da zeigte Howard Hughes keinen Humor. Autor: Xaver Frühbeis

Stand: 09.01.2018 | Archiv

09 Januar

Dienstag, 09. Januar 2018

Autor(in): Xaver Frühbeis

Sprecher(in): Krista Posch

Illustration: Tobias Kubald

Redaktion: Susi Weichselbaumer

Im Frühjahr 1971 stattet ein Mann dem Buchverlag McGraw-Hill in New York einen Besuch ab. Der Mann ist Schriftsteller und behauptet, von keinem Geringeren als Howard Hughes mit seiner Autobiografie beauftragt worden zu sein. Der weltberühmte exzentrische Millionär lebt schon seit Jahren völlig zurückgezogen, seit Jahren hat er keine Interviews mehr gegeben oder sich fotografieren lassen, und nun kommt dieser Clifford Irving daher und legt eigenhändige, handschriftliche Briefe von Howard Hughes vor, die besagen, dass Hughes tatsächlich vor hat zu reden, Interviews zu geben, seine Memoiren zu veröffentlichen. Falls daran Interesse besteht, sagt Irving, dann würde er gern einen kleinen Vorschuss haben. Hunderttausend Dollar für ihn, und achthunderttausend für Hughes.

Deal? Deal!

Was Clifford Irving da vorschlägt, ist ein Angebot, das man nicht ausschlagen kann. Die Memoiren von Howard Hughes: das ist eine Weltsensation. Und als die Schriftexperten zu dem Urteil kommen, die Briefe von Hughes seien echt, da zögert man nicht mehr und nimmt Irving unter Vertrag. Die Vorschüsse bekommt er auch. Den seinen - und den von Hughes.

Beides bringt Irving erst mal zur Bank. Die Summe, die angeblich Hughes gehören soll, legt seine Frau mit gefälschtem Pass in der Schweiz an. Auf den Namen "Helga Hughes". Dann machen sie sich ans Werk. Irving arbeitet mit einem Freund namens Suskind zusammen. Suskind ist der Rechercheur, Irving schreibt. Suskind besorgt alles, was jemals über Howard Hughes veröffentlicht worden ist. Was sie da zusammentragen, mischen sie mit eigenen Erfindungen. Und das so geschickt, dass niemand etwas merkt. Selbst als der Verlag Irving - sicherheitshalber - an einen Lügendetektor anschließt, winkt die Maschine ab. Alles in Ordnung.

Hoppla, der Autor!

Im Frühjahr 1972 soll das Buch erscheinen. Ein paar Wochen vor dem Termin kommt der Knaller. Howard Hughes meldet sich.

Am 9. Januar 1972 tritt er in einer Live-Sendung im amerikanischen Fernsehen auf. Sieben Journalisten sitzen um einen Tisch, vor ihnen ein Telefon mit Lautsprecher, Hughes selbst ist nicht zu sehen, man hört nur seine Stimme. Und der Millionär Howard Hughes sagt: Er kenne diesen Irving nicht, er habe mit Irving niemals gesprochen, und vom Memoirenschreiben wolle er schon gleich gar nichts wissen.

Die Bombe ist geplatzt. Irving verteidigt sich. Das sei gar nicht Hughes gewesen, im Fernsehen, da habe jemand seine Stimme nachgemacht. Aber das glaubt ihm jetzt niemand mehr. Und als man in der Schweiz das Konto mit den 800.000 Dollar Vorschuss für Hughes findet, ist die Sache klar.

Clifford Irving und Richard Suskind wurden wegen Betrugs zu zweieinhalb Jahren bzw. sechs Monaten Gefängnis verurteilt. Seinen Vorschuss - samt dem von Hughes - hat Clifford Irving an den Verlag zurückgegeben. Danach hat er im Gefängnis ein Buch geschrieben. Titel: "Die Howard Hughes Affäre - wie es wirklich war". Die Rechte an dem Buch, heißt es, hätten ihm eine halbe Million Dollar eingebracht.


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