Bayern 2 - Das Kalenderblatt


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29. August 1964 "Mary Poppins" erreicht Los Angeles

Fünf Oscars erhielt der Musical-Fantasy-Film "Mary Poppins". Die Kritik feierte ihn als "bezaubernde Oase von unbeschwerter Heiterkeit" und "supercalifragilistischexpialigorisch".

Von: Anja Mösing

Stand: 29.08.2019 | Archiv

29 August

Donnerstag, 29. August 2019

Autor(in): Anja Mösing

Sprecher(in): Caroline Ebner

Illustration: Tobias Kubald

Redaktion: Frank Halbach

Da! Das ist sie doch! Am Horizont sitzt sie bequem oben drauf, auf einer kleinen rosa Wolke! Und neben ihr, das ist doch ihr Schirm! Steckt in der Wolke drin, wie in einer Wiese. Und auf ihrer anderen Seite, da steht sogar ihre magische Reisetasche!

Meister Disney

Schon während der Vorspann läuft, wo all diese unzähligen Schauspielernamen, Special-Effekts-Namen, Drehbuchautoren-Namen und wer weiß noch alles genannt werden, schon da, hat er uns in der Tasche. Der alte Walt Disney und sein trickreiches Team!

Denn sie lassen uns etwas sehen, was uns sofort hineinsaugt in diesen Kinofilm.

Zuerst erkennen wir nur ganz klein, hinter den übergroßen Namen: London in der Abenddämmerung! Aus der zartrosa Wolkenperspektive schaut das Kinopublikum auf die Stadt hinunter. Und oben, auf einer der Wolken sitzt sie eben auch, da, am Horizont:

Die Heldin des Films: Mary Poppins persönlich!

Von da oben ist sie also immer hergekommen – kann sich das Publikum nun denken.

Und schaut gebannt zu, wie das beste Kindermädchen aller Zeiten ab und zu gedankenverloren zu ihrem Schirm greift, der in der Wolke nach unten zu sinken droht, oder nach ihrer Reisetasche, die auch nach unten sackt und wie Mary Poppins beides wieder auf das Wölkchen drauf stellt. Resolut natürlich, wie das Publikum es von ihr erwartet.

Dabei ist Mary Poppins keine Zeichentrickfigur, sondern die bezaubernde Schauspielerin Julie Andrews. Und ihre Wolke wabert wirklich wie eine Wolke.

Und das ist alles nur der Anfang!

Der Anfang des verdammt erfolgreichen Film-Musicals "Mary Poppins", das am 29. August 1964 in Los Angeles Premiere feierte. Ein Musical, das heute noch in vielen Familien heiß geliebt wird. Und Disneys einziger Film, der je den Oscar "bester Film" bekommen hat. Denn diese Mary Poppins war damals etwas Besonderes:

Sie schlüpft mit den Kindern der Familie Banks in Landschaftsgemälde hinein, lässt sich von knuffigen Zeichentrick-Pinguinen Tee servieren, währen die mit einem echten Schauspieler zusammen tanzen. Sie kann verstreute Kleider und Spielsachen sich selbst aufräumen lassen und nachts auf den Dächern Londons mit Schornsteinfegern "Chim-Chim-Cher-ee" singen, während die akrobatisch tanzen.

Practically perfect             

Aber magisch war Mary Poppins eben schon 30 Jahre vorher: Seit sie in den Kinderbüchern ihrer Autorin P.L. Travers erschienen ist. Und Travers konnte mit dem Stil der Disney Studios rein gar nichts anfangen. Zeichentrick lehnte sie ab. Travers wollte schlicht nicht, dass Disney ihre Mary Poppins auf seine Art verfilmte. 20 Jahre lang soll sie sich gegen all seine Angebote gewehrt haben.

Mit welchen Mitteln Walt Disney sie letztlich überzeugen konnte: Mit einem unfassbar dicken Scheck? Oder wirklich mit meisterhafter Überredungskunst, wie es 2013 im Kinofilm "Saving Mr. Banks" erzählt wird? Sicher ist, Mary Poppins war eine Steilvorlage für Disney, oder wie es im Musical heißt: "Practically perfect in every way".


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