Bayern 2 - Das Kalenderblatt


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3. Januar 1888 Marvin C. Stone erhält Patent auf Strohhalm

Was lässt wunderbare Blasen in Wasser, Limo oder Sangria wirbeln? Der Strohhalm. Wild geblubbert, weil fest durchgeblasen, macht Trinken richtig Spaß, dachte sich der Erfinder des Ganzen: Marvin C. Stone. Autorin: Silke Wolfrum

Stand: 03.01.2019 | Archiv

03 Januar

Donnerstag, 03. Januar 2019

Autor(in): Silke Wolfrum

Sprecher(in): Christian Baumann

Illustration: Tobias Kubald

Redaktion: Susi Weichselbaumer

Es gibt sie länger oder kürzer, gestreift, geblümt, gemustert, bunt und einfarbig.

Manche sind schnurzgerade, andere formen eine Spirale, haben Knoten, lassen sich teleskopisch auseinanderziehen und verbiegen, ja, an manchen haften innen sogar Vitamine und Aromen. Gemein ist ihnen allen: sie sind hohl. Und: Die Menschheit liebt es schon seit Urzeiten an ihnen zu saugen. Warum nur?

Hauptsache hohl!

Ursprünglich hatte der Strohhalm vielleicht wirklich einen handfesten Nutzen. Der älteste bekannte Halm – ein goldenes Röhrchen mit einem eingelassenen Lapislazuli – stammt aus einem sumerischen Grab aus der Zeit von 3000 v. Christi. Man vermutet, dass damit Bier ohne seine schwabbligen Fermentations-Reste geschlürft werden sollte. Der Strohhalm fungierte also als eine Art Sieb. Genau deshalb benutzen ihn auch heute noch Südamerikaner, um ihren Mate-Tee zu filtern. Aber wozu brauchen wir das hohle Teil, wenn wir völlig homogene Flüssigkeiten wie Cola oder Caipirinha schlürfen? Ist es ein Rückfall in die orale Phase?

Schlürf, Blubber

Besonders beliebt ist der Trinkhalm ja bei Kindern. Ganz einfach, weil er Spaß macht. Es sieht nicht nur lustig aus, wie das Getränk im Halm nach oben steigt, man kann mit demselben auch wunderbare Schlürfgeräusche erzeugen oder noch besser: Blubberblasen. Erwachsene, die zu derart unschuldiger Spielerei oft nicht mehr fähig sind, holen sich den Spaß auf andere Weise. Sie saugen Alkohol durch den Halm und werden so schneller betrunken. Dank Strohhalm kommt das Getränk nur in kleinen Mengen in den Mund, befeuchtet dort aber umso ausführlicher die Mundschleimhaut, was dazu führt, dass der Alkohol schneller wirken kann, als wenn er erst umständlich über den Verdauungstrakt ins Blut gelangen müsste.

Wie gut also, dass Marvin C. Stone vor über 100 Jahren in seinem amerikanischen Gärtchen saß und bei großer Hitze einen Mint Julep saugte. Und zwar durch einen echten Stroh-Halm, einen Halm aus Weidelgras, das war damals so üblich. Dieser Strohhalm hinterließ jedoch – sehr zum Missfallen des Saugers –  einen grasigen Beigeschmack. Mister Stone wickelte daraufhin ein Papier um einen Bleistift, klebte die Enden zusammen und erfand den geschmacksneutralen Papier-Trinkhalm. Am 3. Januar 1888 bekam er das Patent dafür. Bis dahin hatte er ihn noch etwas verfeinert und die Außenseite mit Wachs beschichtet. Am 3. Januar wird in den USA übrigens bis heute der National Drinking Straw Day gefeiert, der Tag des Trinkhalms.

Heute sind die allermeisten Strohhalme aus Plastik, weshalb sie seit Kurzem auch Killerhalme genannt werden. Denn als überflüssiges Wegwerfprodukt verschmutzen sie die Umwelt und sollen deshalb EU-weit verboten werden. Es bleibt zu hoffen, dass sich die Industrie schnell an Stones Papiertrinkhalm erinnert oder andere Alternativen findet. Denn ein Leben ohne Halm wäre wie ein Leben ohne Kunst. Sie ist nicht überlebenswichtig, aber ohne sie ist es auch langweilig. Und ist ein hohles Vergnügen nicht auch ein Vergnügen?


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