Bayern 2 - Das Kalenderblatt


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2. Juli 1982 Larry Walters stellt einen neuen Rekord für bemannte Luftfahrt mit Gasballonen auf

Manche wollen hoch hinaus mit so abstrusen Ideen, dass der Rest der Welt nur den Kopf schütteln kann. Am Ende schaffen sie es dann doch. Wie Larry Walters mit seinem Rekordflug mit Gartenstuhl und Gasballonen. Autor: Markus Mähner

Stand: 02.07.2020 | Archiv

02 Juli

Donnerstag, 02. Juli 2020

Autor(in): Markus Mähner

Sprecher(in): Ilse Neubauer

Illustration: Tobias Kubald

Redaktion: Frank Halbach

Larry Walters war ein wenig kurzsichtig.

Vielleicht gut so! Denn sonst hätte er wohl nicht getan, was er am 2.Juli 1982 tat.

An diesem Tag stellte er – ganz ohne es beabsichtigt zu haben - einen neuen Weltrekord für bemannte Ballonfahrt auf. Und das mit Hilfe von 45 Wetterballons, die er an seinen Gartenstuhl gebunden hatte. Tatsächlich: An einen Gartenstuhl! So wie man ihn in jedem Baumarkt bekommt!

Gewagt und wackelig

Dass ein Gartenstuhl kein TÜV-geprüftes Fluggerät ist – und schon gar keines für eine Höhe von über 4500 Meter über dem Boden – das wusste auch Larry Walters. Und deswegen band er seinen Sitz derart an die Wetterballons fest, dass er bequem um einige Grad nach hinten geneigt für die Dauer seines Fluges verweilen konnte. Denn was Larry nicht dabeihatte, war ein Gurt um sich festzuschnallen. Dafür nahm er sich einige Sandwichs mit, einen Sixpack Leichtbier und ein Luftgewehr – nicht um sich gegen Vögel zu wehren, sondern um bei geeigneter Zeit einige der Gasballons zu zerschießen, damit er langsam wieder zu Boden sinken würde.

Bitte Auftrieb!

Was Larry auch noch dabei hatte, war ein Funkgerät. Mit dem gab er seiner Freundin Carol regelmäßig Lageberichte. Zum Beispiel, dass er kurz nach dem Start – der um einiges zügiger verlief als geplant - seine Brille verlor. Worauf seine Freundin ihn anflehte: Wenn er nichts sehen könne, solle er sofort wieder auf den Boden der Tatsachen zurückkehren. Indes Larry hatte seine Ersatzbrille eingepackt! Ob die nun etwas schwächer war als seine Hauptbrille, bleibt ungeklärt.

Fakt ist, dass Larry sehr bald mit seinem Ballon nicht wie geplant in Richtung Landesinnere trieb sondern in Richtung Los Angeles International Airport. Was ihn später große Probleme mit der amerikanischen Luftfahrtbehörde einbringen sollte. Denn die lies kurz nach Larrys Landung verlautbaren: Man würde ihn zur Kasse bitten, sobald man sich klar war, welche Luftfahrtregeln er eigentlich gebrochen hätte. Die ursprünglich auf 4000 Dollar angesetzte Strafe konnte Larry allerdings dann auf 1500 Dollar mindern, da es in den Vereinigten Staaten bis dahin tatsächlich kein Gesetz gab, dass Gartenstühlen generelle Fluguntauglichkeit attestierte. Zudem erkannte man in seinem Tun keine Böswillige Absicht. Auch musste er seinen Flugschein nicht abgeben, denn er besaß gar keinen! Nach der High School hatte er versucht der Air Force beizutreten. Doch die hatte ihn immer wieder abgelehnt – wegen seiner Kurzsichtigkeit!

Ja, Larry Walters war fraglos ein wenig kurzsichtig. Denn sonst hätte er wohl auch gesehen, dass er bei seinem Sinkflug auf eine Stromleitung zutrieb. Die Leinen seiner Ballons verhedderten sich dabei in den Drähten und verursachten einen 20-minütigen Stromausfall in Long Beach, Los Angeles. Larry überlebte auch noch dieses Volt-Inferno bei völliger Gesundheit.

Allerdings, geflogen ist Larry danach nicht mehr. Ihm fehlte schlicht das Geld. Andere Piloten – mit mehr Geld, mit mehr Sicherheitsvorkehrungen und vor allem mit gültigem Flugschein und Wissen um die Luftfahrtbestimmungen – machten es ihm nach. Doch weder erreichten sie Larrys Kühnheit noch seine atemberaubende Flughöhe von 11.000 Fuß!


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