Bayern 2 - Das Kalenderblatt


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26. Juli 615 „Kinich Janaab“ Pakal I. wird mit zwölf Jahren Herrscher

Klein anfangen, um ein ganz Großer zu werden. Meist klappt das nicht, manchmal schon. Zum Beispiel im Fall von K'inich Janaab' Pakal. Der startet erst als Kindkönig in der Maya-Stadt Palenque und dann groß durch.

Stand: 26.07.2021 | Archiv

26 Juli

Montag, 26. Juli 2021

Autor(in): Klaus Uhrig

Sprecher(in): Caroline Ebner

Illustration: Tobias Kubald

Redaktion: Susi Weichselbaumer

Ein Kind zum König machen ist ja meistens eher keine so gute Idee. König Karl das Kind zum Beispiel, und ja der hieß wirklich so. Karl das Kind also wurde im Oktober des Jahres 855 im Alter von sechs Jahren auf den Thron von Aquitanien gesetzt, wo er dann ohne weitere Bedeutung blieb. Das lag vor allem daran, dass sein Vater, Kahl der Kahle, und sein Bruder Ludwig der Stammler - und ja, die hießen auch wirklich so - den kindlichen Karl absichtlich klein hielten, während das Reich von Machtkämpfen erschüttert wurde.

Kleiner Mann ganz groß?

Oder Ludwig das Kind, noch so ein Klein-König. Der wurde ein paar Jahrzehnte später im fränkischen Forchheim mit seinem Krönchen bedacht. So ein Pimpf, dachten sich die Mächtigen des Reiches, der würde sich schon nicht in ihre Angelegenheiten einmischen. Machte er auch nicht. Und auch sonst, so weit wir wissen, nicht viel.

Zu jung auf den Thron also: schwierig.  Man muss schon tief in der Geschichte der Welt wühlen, um auch nur ein einziges Gegenbeispiel zu finden. Doch es gibt eines. Kein König allerdings, sondern ein K'inich. Und ja, der hieß auch tatsächlich so. K'inich Janaab' Pakal, um genau zu sein.

Der war gerade mal 12, als er am 26. Juli des Jahres 615 den Thron der Maya-Metropole Palenque bestieg. Und doch ging er nicht etwa als Pakal das Kind in die Geschichte ein, sondern als Pakal der Große.

Klein anfangen und dann ganz groß rauskommen

Dabei war die Ausgangslage für den anfangs noch recht kleinen Großen gar nicht so super. Sein Stadtstaat, Palenque, lag immer wieder im Clinch mit einem mächtigen Nachbarn: Calakmul, damals eine Art Dschungel-Supermacht. Als Pakal den Thron bestieg, war eine katastrophale Niederlage gegen Calakmul gerade vier Jahre her.

Wir wissen nicht, ob die Untertanen, die Berater, die Adeligen von Palenque nicht vielleicht zweifelten an den Fähigkeiten des jungen Pakal.

Falls ja, lagen sie jedenfalls falsch. Denn dieser Pakal machte gleich mal ziemlich viel richtig. Schon als Teenager konsolidierte er die am Boden liegende Stadt, führte dann einige kleinere und durchaus erfolgreiche Kriege, und ließ schließlich einige der spektakulärsten Bauwerke der gesamten Maya-Kultur errichten. Noch heute kann man, tief im Dschungel von Chiapas, die Überreste dieser Bauten bestaunen: Tempel voller Verzierungen und Inschriften ragen zwischen den Bäumen hervor, dazwischen Pakals prächtiger Palast. 

Berühmt war K'inich Janaab' Pakal schon zu Lebzeiten. Er galt als großer König, mehr noch: als Liebling der Götter.  68 Jahre herrschte er über sein Reich. So etwas hatte vor ihm noch kein anderer Maya-Fürst geschafft.

Erneute Berühmtheit, dieses Mal allerdings zweifelhafte, erlangte der kindliche K'Inich ganz kurz in den 1980er Jahren, als der Schweizer, ähem, UFO-Archäologe Erich von Dänniken auf die Grabplatte Pakals aufmerksam wurde. Dort, so Dänniken sei nicht etwa ein König inmitten mythischer Gestalten abgebildet, sondern ganz klar ein Außerirdischer in einem antiken UFO. Das allerdings ist jetzt aber wirklich eine ganz andere Geschichte.


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