Bayern 2 - Das Kalenderblatt


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12. Juni 1817 Karl Drais stellt sein Laufrad vor

Es ist schon schwer, ein Fahrrad zu zeichnen, zu erfinden war es noch schwerer. Die Geschichte des Fahrrads beginnt jedenfalls am 12. Juni 1817, als Karl Friedrich Freiherr Drais von Sauerbronn sein Laufrad vorstellte. Autor: Herbert Becker

Stand: 12.06.2020 | Archiv

12 Juni

Freitag, 12. Juni 2020

Autor(in): Herbert Becker

Sprecher(in): Ilse Neubauer

Illustration: Tobias Kubald

Redaktion: Frank Halbach

Experten in Sachen Umweltschutz weisen gern darauf hin, dass es sich beim Fahrrad um ein Null-Emissions-Fahrzeug handelt. Wir Normalos hätten das vielleicht nicht so elegant formulieren können, aber dass ein Radl relativ wenig Lärm verursacht, kaum CO2 ausstößt und feinstaubmäßig dem Auto weit überlegen ist, war auch uns klar. Schon Adam Opel hat einmal geschwärmt: "Bei keiner anderen Erfindung ist das Nützliche mit dem Angenehmen so innig verbunden, wie beim Fahrrad".

Opels Name wird zwar heute eher mit Kraftfahrzeugen in Verbindung gebracht als mit Fahrrädern, tatsächlich aber stellte er gegen Ende des 19. Jahrhunderts Nähmaschinen und Fahrräder her, und erst nach seinem Tod machten seine Frau und seine fünf Söhne aus der Opelschen Fabrik ein Autowerk. Adam Opel selbst war begeisterter Radfahrer - der Erfinder des Fahrrades allerdings war er nicht.

Leonardos Kugellager

Wer das war, ist gar nicht so ohne weiteres zu sagen. Im 19. Jahrhundert wollten verschiedene Nationen ihr Prestige aufpolieren und schrieben die Erfindung jeweils einem ihrer Landsleute zu. Aus Russland zum Beispiel war zu hören, ein gewisser Efim Artamonov sei schon 1801 von Jekatarinenburg nach Moskau geradelt. Das wären mehr als zweitausend Kilometer gewesen - in Anbetracht der damaligen Straßenverhältnisse eine Unmöglichkeit. Auch Italien erhob Ansprüche, denn eine angeblich alte Zeichnung, auf der ein mehr oder weniger modernes Fahrrad zu sehen ist, schien auf Leonardo da Vinci hinzuweisen; leider erwies sie sich als Fälschung. Immerhin hat Leonardo eine Art Kugellager entwickelt und so seinen Beitrag zu dem viel gepriesenen Fortbewegungsmittel geleistet.

Inzwischen ist man sich einig: Der Urvater des Fahrrads ist Karl Friedrich Freiherr Drais von Sauerbronn. Der badische Forstbeamte war zunächst mit ein paar vierrädrigen Fahrmaschinen an die Öffentlichkeit getreten, bei denen der Fahrer rittlings auf einem Balken saß und sich mit den Füßen vom Boden abstieß.

Höchster Ruhm und größte Ehre aber gebühren ihm für die Erfindung, die er am 12. Juni 1817 vorstellte: das zweirädrige Laufrad. Jahrtausende waren seit der Erfindung des Rades vergangen - aber erst der geniale Tüftler aus Karlsruhe merkte, dass man zwei hintereinander angeordnete und miteinander verbundene Räder in der Bewegung ohne große Mühe in der Balance halten kann.

Klobiges Holzgefährt

Freilich bedurfte es noch des Pedals und der Tretkurbel, des Luftreifens und der Speichen, der Kettenübertragung und ein paar weiterer Dinge, um aus Draisens eher klobigem Holzgefährt das zu machen, was wir heute unter einem Fahrrad verstehen ... obwohl: Was verstehen wir darunter eigentlich? In der Beschreibung des All Mountain Sport Bike heißt es unter anderem, dass der Fox RP23 BV-Dämpfer in Verbindung mit der zweistufig absenkbaren 32-Talas-150-Gabel für perfekte Funktion in jedem Terrain sorgt, und dass der antriebsneutrale Hinterbau so viel Traktion und Vortrieb entwickelt, dass er einfach alles glatt bügelt und man als Fahrer das Gefühl hat, ein Hardtail zu fahren.

Das klingt nicht so, als hätte es noch viel mit Umweltschutz zu tun. Und Adam Opel, der beim Anblick eines Autos einmal gesagt haben soll, dass aus diesen Stinkkästen nie mehr werden wird, als ein Spielzeug für Millionäre, die nicht wissen, wofür sie ihr Geld rauswerfen sollen - Adam Opel hätte über dieses Sport Bike wohl bestenfalls die Nase gerümpft.


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