Bayern 2 - Das Kalenderblatt


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26. August 1806 Johann Philipp Palm, Verleger, durch Napoleons Soldaten hingerichtet

Nach der Besetzung Nürnbergs durch französische Truppen 1806 erschien dort im Verlag von Johann Philipp Palms Buchhandlung eine Schrift, die zum Widerstand gegen die Franzosen aufrief.

Von: Xaver Frühbeis

Stand: 26.08.2019 | Archiv

26 August

Montag, 26. August 2019

Autor(in): Xaver Frühbeis

Sprecher(in): Johannes Hitzelberger

Illustration: Tobias Kubald

Redaktion: Frank Halbach

Vor zweihundert Jahren war der Süden Deutschlands in fremder Hand. Napoleon Bonaparte hatte Europa mit fünf großen Kriegen überzogen und aus weiten Teilen Deutschlands französische Schutzgebiete gemacht. Viele der deutschen Fürsten hatten sich an seine Seite gestellt, das Heilige Römische Reich Deutscher Nation zerfiel.

Aufrührerische Schriften

Doch im Volk kam Unmut auf. National gesinnte Autoren verfassten aufrührerische Flugblätter, und auf die reagierte Napoleon taktisch. Einerseits gab er eine Million Francs frei, um sie unter der notleidenden Bevölkerung verteilen zu lassen. Andererseits ordnete er an, Autoren, Verleger und Verbreiter solcher Streitschriften vor ein Militärgericht zu stellen und binnen 24 Stunden erschießen zu lassen. Konkreter Anlass war eine anonyme Schrift mit dem Titel "Deutschland in seiner tiefen Erniedrigung". Der Autor bezeichnete die Franzosen als Weiberschänder und Trunkenbolde und rief die Bevölkerung auf zum bewaffneten Widerstand.

Es dauerte nicht lang, da hatte man einen Schuldigen gefunden. Die Spur führte zu dem Nürnberger Buchhändler Johann Philipp Palm. Der die Schrift nicht bloß verkauft hat, er hatte sie offenbar sogar selbst drucken lassen. Palm ist vorgewarnt, hat die Stadt verlassen, doch nach einer erfolglosen Durchsuchung - ein Gehilfe hat rechtzeitig alle Beweise vernichtet, kehrt Palm heimlich nach Nürnberg zurück und hält sich versteckt, in seiner Wohnung über dem Buchladen. Und dort stellt man ihm eine Falle. An seine Tür klopft ein halbverhungerter Bettler, Palm gibt ihm ein Almosen, kurze Zeit später kehrt der Mann mit zwei Gendarmen zurück. Palm wird verhaftet, nach Braunau am Inn gebracht und dort von einer eigens gegründeten Militärkommission vor Gericht gestellt, zusammen mit vier anderen Buchhändlern, die die Broschüre ebenfalls verkauft haben. Die Anklage lautet auf Hochverrat, Verteidiger werden nicht gewährt. Palm beteuert, er habe lediglich von Fremden drei Päckchen mit Büchern erhalten und diese sofort weitergegeben, er habe nicht gewusst, was drinstand. Den Namen des Verfassers, den die Franzosen so gerne wissen wollen, verrät er nicht.

Kurzer Prozess

Der Prozess ist kurz, das Urteil: Tod durch Erschießen. Der bayerische König richtet ein Gnadengesuch an Napoleon, auf das hin man die anderen Buchhändler freilässt. Nicht jedoch Palm. Am Morgen des 26. August 1806 schreibt er einen Abschiedsbrief an Frau und Kinder, danach führt man ihn auf ein freies Feld vor dem Salzburger Tor der Stadt Braunau. Sechs französische Garnisonsoldaten feuern zwei Gewehrsalven auf ihn ab, danach gibt man ihm mit einer Pistole den Gnadenschuss.

Die Nachricht von der Hinrichtung verbreitet sich wie ein Lauffeuer in Deutschland. Einerseits lässt Napoleon selbst das Gerichtsurteil zur Abschreckung in Tausenden von Exemplaren verbreiten. Andererseits erscheinen überall neue Hetzschriften und politische Karikaturen, die Autoren nutzen die Hinrichtung Palms zur Agitation gegen Napoleon. Sieben Jahre später, in den Befreiungskriegen, gilt Johann Philipp Palm schon als Freiheitsheld und Vorkämpfer der deutschen Sache. Und bis heute ist er neben Andreas Hofer der bekannteste Märtyrer der Widerstandsbewegung jener Zeit. In Braunau, an der Stelle, an der sie Palm hingerichtet haben, erinnert heute an ihn ein Denkmal.


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