Bayern 2 - Das Kalenderblatt


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14. Januar 1690 Johann Christoph Denner entwickelt Klarinette

Die Klarinette: Sie besitzt den größten Tonumfang aller Blasinstrumente. Mit ihr kann man musikalisch jammern, kreischen, jaulen – und zugleich kann sie so lyrisch sein. Autor: Markus Mähner

Von: Markus Mähner

Stand: 14.01.2019 | Archiv

14 Januar

Montag, 14. Januar 2019

Autor(in): Markus Mähner

Sprecher(in): Hans-Jürgen Stockerl

Illustration: Tobias Kubald

Redaktion: Susi Weichselbaumer / Frank Halbach

Mozart liebte sie. Woody Allen liebt sie. Ja und auch der Fußballspieler Christoph Metzelder, erfolgreich für den BVB, die Deutsche Nationalmannschaft und Real Madrid, liebt sie. Die Rede ist von der Klarinette. Auch wenn Woody Allen mal wieder mitten in den Dreharbeiten steckt – und das tut er oft – eines ist ihm heilig: Der Montagabend. Denn da spielt er mit seiner New Orleans Jazz Band Klassiker aus den 20er und 30er Jahren. Mehr schlecht als recht, das weiß er selber. Doch wie er sagt: Selbst um so schlecht wie er zu sein, muss man täglich üben. Denn die Klarinette ist kein leicht zu meisterndes Instrument. Und doch hat sie den größten Tonumfang aller Blasinstrumente. Ihr Trick: Die Überblasklappe, die man auch etwa vom Saxofon kennt. Man öffnet mit dieser Klappe ein Loch und schon spielt man den gleichen Ton den man gegriffen hat eine ganze Oktave höher. Zumindest beim Saxofon ist das der Fall. Auch bei Oboe, Quer- und Blockflöte. Bei der Klarinette leider nicht. Hier ist der Ton noch höher. Gut für den Tonumfang des Instruments, schlecht für den Spieler. Denn der muss umdenken und einen ganz anderen Ton greifen als noch eine Oktave darunter.

Lyrisch ...

Tatsächlich basiert die Klarinette auf einer Flöte, dem sogenannten Chalumeau, das im Mittelalter verbreitet war. Der Nürnberger Instrumentenbauer Johann Christoph Denner hat ihr eine Überblasklappe hinzugefügt und so am 14.01.1690 das Lieblingskind Mozarts, Allens und Metzelders entwickelt. Doch nicht nur ihr Tonumfang ist einzigartig. Auch an Dynamik und Ausdrucksfähigkeit kann ihr kaum ein Blasinstrument das Wasser reichen. Richard Strauss etwa antwortete der Sopranistin Berta Morena einmal, als sie ihn fragte, ob sie eher dramatisch oder lyrisch singen solle: Wenn er, Richard Strauss, gewollt hätte, dass es lyrisch klänge, dann hätte er es für Klarinette geschrieben!

… jammernd, pfeifend, kreischend …

Was man alles mit ihr anstellen kann, lässt sich am Besten erfahren, wenn man jüdische Folksweisen hört. Denn wie kein zweites Instrument ist die Klarinette mit der Musik der jüdischen Klezmorim verbunden.

Und da jammert sie, pfeift sie und kreischt sie. Für viele nicht immer schön, aber doch effektvoll! Und das seit 1855 – denn da lockerte Zar Alexander der Zweite die Gesetze und erlaubte Juden  lautstarkes Musizieren auf dem Holzblasinstrument. Davor war es den Klezmorim in Russland verboten laut tönende Instrumente zu spielen! Wo die Klarinette doch auch so lyrisch sein kann! Fragen Sie Mozart, fragen Sie Woody Allen, fragen Sie Christoph Metzelder. Und vor allem: Fragen sie Richard Strauss!


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