Bayern 2 - Das Kalenderblatt


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21. Mai 1967 Jim Drake entdeckt das Windsurfen

Am Anfang stand optisch noch nicht die Formvollendetheit, aber Übung macht den Meister. Und bald schon wurde aus dem anfänglichen Wackeln auf den Wogen graziles Windsurfen. Jim Drake hat es erfunden. Autorin: Isabella Arcucci

Stand: 21.05.2019 | Archiv

21 Mai

Dienstag, 21. Mai 2019

Autor(in): Isabella Arcucci

Sprecher(in): Ilse Neubauer

Illustration: Tobias Kubald

Redaktion: Susi Weichselbaumer

Wind in den Haaren, Meersalz auf der Haut – Freiheit!

Das war das Lebensgefühl, das Jim Drake und Hoyle Schweitzer liebten. Die Familien der beiden Männer waren befreundet. Gemeinsame Tage am Strand, kalifornische Sommernächte mit einem Gläschen Wein oder Whiskey… Da konnte man rumspinnen, in verrückten Träumen schwelgen. Wie wäre es, übers Meer fliegen zu können? Im Stehen. Völlig frei. Na ja fast. Ein Brett musste her und darauf ein Segel, das einen über die Wellen trägt. Vor ein paar Jahren hatte es bereits so eine Erfindung gegeben. Mit einem Segel, das eher einem Kinderdrachen glich.

Ein Trendsport wird geboren

Aber Jim hatte da eine bessere Idee… Er war nicht umsonst erfolgreicher Ingenieur. Abends tüftelte Jim in seiner Garage, bis er es hatte: das erste Windsurfbrett. Ein gelenkiger Mastfuß, dazu ein Gabelbaum, der das Segel spannt. Durch den Gabelbaum konnte man das Segel von beiden Seiten führen. Am 21. Mai 1967 lud Jim seine Familie ins Auto, das Board samt Segel aufs Dach und fuhr zum Freizeithafen Marina del Rey. Jims Frau Wendy hielt die ersten kläglichen Windsurf-Versuche ihres Mannes auf einer Super 8 fest. Und auch wenn Jim an diesem Tag mehr im Wasser lag, als auf dem Brett stand: es war die Geburtsstunde des heutigen Windsurfens! Jims guter Freund Hoyle Schweitzer war ganz aus dem Häuschen. Hoyle war sportlicher als Jim. In Nullkomma nichts hatte er den richtigen Dreh mit dem Segel raus und ritt mühelos über die Wellen. Und Hoyle war im Gegensatz zu Jim auch ein Geschäftsmann. Jim war mit seiner Arbeit als Ingenieur fürs Pentagon ausgelastet, das Windsurfen war für ihn Freude, nicht Profit. Hoyle überzeugte ihn dennoch, seine Erfindung zum Patent anzumelden und übernahm dafür die Hälfte der Kosten.

Wenn aus Freunden Feinde werden

Damit begann die Erfolgsgeschichte des Windsurfens – und das Ende von Jim und Hoyles Freundschaft.

Hoyle drängte Jim dazu, ihm das Patent ganz zu überlassen - für 34000 Dollar. Jim willigte ein, nicht ahnend, dass sein Freund bereits einen Hersteller für das Windsurfboard an der Hand hatte, und damit ein weltweites Millionengeschäft machen würde. So jedenfalls erzählte es Jahre später Jim. Er fühlte sich von seinem Freund betrogen. Hoyle dagegen erklärte in einem Interview, die 34000 Dollar für Jims Patentanteil seien für seine Frau und ihn damals eine enorme Summe gewesen und der Erfolg nicht vorhersehbar. Während Jim Drake bis heute als Erfinder des Windsurfens gefeiert wird, wurde Hoyle Schweitzer mit dem Patent zwar reich, aber auch zum Hassobjekt der Surfszene. Der "Fiese", der seinen Freund ausgebootet hat, das passte nicht zu dem coolen, friedlichen Image der internationalen Surfszene. Dass Jims Arbeit als Entwickler von Luftwaffen für das Pentagon ebenfalls nicht zu diesem Image passte, war weder für den Patrioten Jim, noch für die ihn verehrenden Surfer ein Problem.

Millionen von Menschen lebten nun den easy-going Surfer-Lifestyle von Freiheit, Fun und Freundschaft. Die Freundschaft von Jim und Hoyle aber, war für immer zerbrochen.


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