Bayern 2 - Das Kalenderblatt


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28. Januar 1813 Jane Austens "Stolz und Vorurteil" erscheint

Man muss auch mal vernünftig sein, findet Mutter Bennet in Jane Austens Roman "Stolz und Vorurteil". Also geht sie daran, ihre fünf Töchter zu verheiraten. Allerdings ist von denen keine vernünftig im Sinne der Mutter. Autorin: Susi Weichselbaumer

Stand: 28.01.2022 | Archiv

28 Januar

Freitag, 28. Januar 2022

Autor(in): Susi Weichselbaumer

Sprecher(in): Ilse Neubauer

Illustration: Tobias Kubald

Redaktion: Frank Halbach

Drum prüfe, wer sich ewig bindet – ob sich überhaupt was findet! Zwar werben Internetkuppelbetriebe damit, dass sich alle elf Sekunden EIN Single in Deutschland verliebt. Blöd nur: Es gehören bekanntlich ZWEI dazu. Aus diesem Grund enden Blind Dates oft auf den ersten Blick. Das Problem ist nicht neu. Wer heiratet wen oder weshalb einen anderen oder gar keinen? Diese Frage beschäftigt die Menschheit nicht erst, seitdem Brautsträuße geworfen – und gefangen!!! – werden.

Woran es hapert?

Paradebeispiel dafür aus der Romanwelt – nicht zuletzt deshalb, weil hier überdurchschnittlich viele junge Damen gleichzeitig unter die Haube gebracht werden sollen – ist Jane Austens Bestseller "Stolz und Vorurteil", erschienen am 28. Januar 1813. Gut, man mag meinen, der Titel offenbart ja schon, warum die fünf Töchter der Familie Bennet sich so schwertun: Zu stolz und zu viele Vorurteile. Aber bekanntlich gehören ja immer zwei dazu, meistens sogar mehrere. In diesem Fall zum Beispiel die Eltern Bennet. Ihr hübscher Landsitz nahe London hat nach geltendem Erbrecht an einen männlichen Nachkommen zu gehen. Dafür kommt nur Neffe Collins in Betracht. Folglich müssen die fünf Töchter anderweitig versorgt werden. Mutter Bennet übernimmt das Kuppelkommando.

Mutter weiß es am besten

Kandidat wäre da etwa der neue Nachbar, Mr. Bingley – ledig. Und dessen Freund Mr. Darcy. Ebenfalls ledig. Weitere Auswahlmöglichkeiten ergeben sich, als ein Milizregiment in der Kleinstadt stationiert wird. Die feschen Offiziere finden vor allem bei den jüngeren Bennet-Schwestern Catherine und Lydia Anklang. Die beiden älteren Schwestern Jane und Elizabeth tendieren eher zu Bingley und Darcy. Wobei Bingley zwar auch zu Jane tendiert, aber seine schwerreiche Verwandtschaft nicht. Wohin Darcy will und mit wem, weiß man respektive weiß Elizabeth lange nicht.

Weswegen sie zwischenzeitlich versucht sich in einen anderen zu verlieben. Lieutenant Wickham ist aber rasch aus dem Rennen.  

Dafür kommt Cousin Collins in Fahrt. Der gespreizte Reverend soll, auf Anraten seiner Dienstherrin Lady Catherine, heiraten. Der Einfachheit halber nähme er gleich eine der fünf Cousinen. Als keine "ja" sagt, verlegt sich Collins auf eine ältliche – vernünftige! – Freundin der ältesten Bennet-Schwester. Mit Erfolg. Der stellt sich bei den anderen nicht annähernd flott so ein. Auch weil es zusehends wirr wird. Es werden Balleinladungen ausgesprochen und Damen versetzt, Heiratsanträge vorbereitet und zurückgezogen. Lady Catherine ist wie sich herausstellt Darcys Tante. Weshalb diesem verflossen Geglaubten abermals über den Weg gelaufen wird. Wo Lieutenant Wickham plötzlich wieder herkommt, um diesmal die jüngste Bennet-Tochter nächtlich und neblig zu entführen? Na, wenigstens heiraten die. Und später Elizabeth und Darcy und Jane und Bingham auch. Wären es laut Statistik für Mutter Bennet also noch zwei, die sie unterbringen muss. Trotzdem: Die Quote gibt ihr wohl Recht. Bis heute zählt "Stolz und Vorurteil" zu den beliebtesten Austen-Werken und wurde elf Mal verfilmt – vielleicht weil sich ab und an halt doch was findet.


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