Bayern 2 - Das Kalenderblatt


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1. Juni 1806 In Preußen wird Papiergeld ausgegeben

Papiergeld ist leicht - auch leicht zu fälschen. Die ersten Banknoten, die ab 1806 in Preußen gedruckt wurden, hätten schon Prototypen heutiger Sicherheitsmerkmale tragen können...

Stand: 01.06.2018 | Archiv

01 Juni

Freitag, 01. Juni 2018

Autor(in): Christiane Neukirch

Sprecher(in): Johannes Hitzelberger

Illustration: Tobias Kubald

Redaktion: Frank Halbach

Wer reich ist, trägt schwer. Das galt über viele Jahrhunderte der Wirtschaftsgeschichte. Denn Reichtum bemisst sich in Geld. Und Geld: das waren über lange Jahrhunderte Münzen aus schwerem Metall: Silber, Gold – oder Eisen, wie im 11. Jahrhundert in China. Also kein Pappenstiel: Wer größere Projekte finanzieren wollte, zum Beispiel Kriege, hatte ein Problem mit Volumen und Gewicht – und schlimmstenfalls mit Rost. Clevere chinesische Wirtschaftsexperten begannen daher im Jahr 1024, Quittungen auf Papier auszustellen. Diese konnte man jederzeit gegen Münzen einlösen. Die Geburtsstunde der Banknoten hatte geschlagen.

Leicht und unauffällig

Davon berichtete der venezianische Händler und Seefahrer Marco Polo im 13. Jahrhundert, als er von seiner Reise China mit neuen Erkenntnissen zurückkehrte. In den folgenden Jahrhunderten griff man die Idee der Geldscheine in verschiedenen Ländern der Welt immer wieder auf. Oft genug ging es schief. Papiergeld lässt sich leicht und kostengünstig drucken. Das ist schön – doch es ruft zwei mächtige Feinde auf den Plan: Inflation und Fälscher. Banknoten wurden lange Zeit also argwöhnisch beäugt und von vielen nicht als echtes Geld angesehen.

In Deutschland hielt sich die Skepsis am längsten. Einige Orte wagten das Experiment, doch fast überall bestritt man finanzielle Angelegenheiten weiterhin mit Münzgeld, bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts. Erst 1806 wurde in Preußen das erste Papiergeld ausgegeben. Stichtag: der erste Juni.

Die sogenannten "Tresorscheine" brachten eine gewisse Leichtigkeit ins Geschäft. 1000 Taler in Münzen wogen damals 18 Kilogramm – für größere Transaktionen brauchte man also ein solides Transportmittel; und gut geschulte Wegelagerer wussten, welchen Transportern sie aufzulauern hatten. Dieselben 1000 Taler in Scheinen wogen dagegen 5 Gramm und passten in ein Kuvert: leicht, dünn und unauffällig. Aber auch das neue Zahlungsmittel barg Risiken. Die Scheine waren primitive Holzdrucke, sehr leicht zu fälschen. Sie trugen zwar die Unterschriften der Finanzminister, aber Datum, Herstellungs- und Ausgabeort fehlten.

Majestätsbeleidigung!

Nun hatte aber der preußische König einen Hoffaktor, Benjamin Veitel Ephraim. Er war nicht nur Kaufmann und Heereslieferant des Hofes, sondern auch Sohn des Besitzers zahlreicher Münzprägestätten. Daher kannte sich Ephraim mit der Geldherstellung bestens aus. Ihm fielen die Schwachstellen des neuen Papiergeldes sofort auf. Er schlug dem König vor, die Tresorscheine mit Geheimzeichen fälschungssicher zu machen, die nur dem König, den Finanzministern und den Herstellern bekannt waren. Eine Idee, die viel Schaden verhindern hätte können – doch sie scheiterte am Zorn des Königs. Der deutete den Verbesserungsvorschlag als Kritik und Majestätsbeleidigung, kamen sie doch von einem jüdischen Untergebenen. Ephraim fiel in Ungnade und seine Idee unter den Tisch.

Euro-Banknoten, die heutigen Nachfolger der preußischen Tresorscheine, sind standardmäßig mit ausgeklügelten Sicherheitsmerkmalen versehen. Letztlich siegte dann doch die Vernunft über Herrscherdünkel– Generationen von Fälschern sei Dank.


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