Bayern 2 - Das Kalenderblatt


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20. September 52 v. Chr. Gallische Armee unter Vercingetorix unterliegt Julius Cäsar

Manchmal ist das Heldentum kein Leichtes. Ruhm posthum ist ja schön und gut, aber erkauft ist er mitunter richtig bitter. Vercingetorix bleibt aufrechter Gallier. Lange. Doch dann Cäsar doch Schluss mit ihm. Die Asterix-Comics aber feiern Vercingetorix, der trotzig dem großen Römer die Waffen nicht vor, sondern auf die Füße wirft. Autor: Klaus Uhrig

Stand: 20.09.2022 | Archiv

20 September

Dienstag, 20. September 2022

Autor(in): Klaus Uhrig

Sprecher(in): Johannes Hitzelberger

Illustration: Tobias Kubald

Redaktion: Susi Weichselbaumer

Wenn man sich fragt: "Wie wird man ein Held?", ist die Antwort relativ klar: Durch Heldenmut und Heldentaten. Wenn man allerdings fragt: "Wie wird man ein Nationalheld?", wird die Antwort ein bisschen komplizierter. Neben dem Heldenmut gibt es hier nämlich noch ein weiteres Kriterium: Der Nationalheld sollte im Idealfall nach Abschluss seiner Heldentaten auch noch ein möglichst grausiges Ende finden.

Ende nicht so happy

William Wallace, schottischer Freiheitskämpfer, großer Held, wird dann doch zum Beispiel irgendwann von den Engländern geschnappt, lebendig ausgeweidet, gevierteilt, gehängt und zur Sicherheit auch noch geköpft, an einem sonnigen Augusttag im Jahr 1305. Oder Jeanne D’Arc, französische Nationalheilige, Kriegsheldin. Und dann: Gefangen, verschleppt, mehrfach verkauft und am Ende nach einem Inquisitionsprozess auf dem Scheiterhaufen verbrannt.

Oder, bleiben wir in Frankreich: Vercingetorix. Der ist ein ganz besonderer Fall, denn dass es der zum Nationalhelden gebracht hat, ist besonders überraschend. Klar, jeder kennt die Szene aus dem ersten Asterix-Film, als Vercingetorix seine Waffen Cäsar vor die Füße wirft. Und jeder hat sich gefreut über diesen aufständischen Gallierfürsten, der es schafft, sogar noch in der Niederlage cool zu wirken. Weil er nicht nur mehr Waffen dabei hat, als die versammelte römische Kohorte im Hintergrund, sondern auch weil er diese dem Ober-Römer so trotzig auf die Füße krachen lässt, dass der siegreiche Sandalenträger schmerzerfüllt aufspringen muss. Aber das ist halt Asterix.

Fußschmerzen machen Nationalhelden?!

Wie es wirklich war, wissen wir nicht. Wir wissen nur, dass Vercingetorix der letzte Strohhalm der keltischen Gallier war, der letzte Anführer, die letzte Chance auf eine Befreiung von den Römern. Und dass er gescheitert ist, tragisch und blutig, in einer letzten großen Schlacht, der Katastrophe von Alesia, am 20. September des Jahres 52 vor Christus.

Und wir wissen, dass Cäsar ihn dann nach Rom schafft, wie eine Trophäe, ihn sechs Jahre lang im Kerker vor sich hinvegetieren lässt, um ihn dann nochmal herauszuholen für einen pompösen Triumphzug, um noch einmal allen zu zeigen: Seht her, hier, in Ketten, der letzte freie Fürst der Gallier. Und als seine Nützlichkeit als PR-Objekt sich dem Ende zuneigt, lässt der Triumphator ihn halt erdrosseln. Was man das eben so macht, mit seinen Gegnern, wenn man Gaius Julius Cäsar heißt.

Ach ja: Eine antike Beschreibung gibt es dann doch noch, von der Szene, als Vercingetorix seine Waffen niederlegt. Und zwar bei Plutarch. Der schreibt, der Gallierfürst sei, völlig untrotzig, ins Lager der Römer geritten, sei abgestiegen, habe seine Rüstung und Waffen abgelegt und sei dann, still und regungslos, zu Füßen seines Feindes gesessen, bis die Soldaten ihn abtransportiert haben.

Was für ein Glück für Frankreich, dass Plutarch als Quelle bei genauer Betrachtung kein bisschen faktentreuer ist als ein durchschnittlicher Asterix-Comic. Denn so können wir selbst entscheiden, welche Variante dieser Geschichte wir glauben wollen. Und dann ist die Antwort doch klar, oder?


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