Bayern 2 - Das Kalenderblatt


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26. Januar 1981 Erstes Qualitätssiegel für Kondome erteilt

Das erste Gummi-Kondom war ein Nebenprodukt. Charles Goodyear machte durch die Vulkanisation des Kautschuks für viele Dinge plötzlich ein neues Material nutzbar. Das erste Qualitätssiegel für Kondome gab es erst viel später.

Stand: 26.01.2021 | Archiv

26 Januar

Dienstag, 26. Januar 2021

Autor(in): Prisca Straub

Sprecher(in): Ilse Neubauer

Illustration: Tobias Kubald

Redaktion: Frank Halbach

Falsche Kondome verderben den Spaß. Das hat die Stiftung Warentest herausgefunden und rät deshalb: lieber nicht die Übergrößen "King Size" oder "XXL" wählen, sondern eine Nummer kleiner! Eine normierte Länge von 17 Zentimetern ist laut EU-Richtlinie für den Gummi-Überzieher vorgeschrieben, und das sollte reichen. Nur die Franzosen empfinden das europäische Maß angeblich als zu klein. Vielleicht, weil die Existenz der südfranzösischen Kleinstadt Condom auf ein gewisses Engagement beim Thema Erektionsmode hinzuweisen scheint. Übrigens völlig zu Unrecht. Trotzdem muss das Pyrenäen-Städtchen damit leben, dass regelmäßig die Ortsschilder verschwinden. Sie sind ein begehrtes Souvenir für unternehmungslustige Sommerfrischler.

Verhütung durch Vulkanisation

Die hauchdünne Gummihülle zur Empfängnisverhütung ist zwar kein außerordentlich beliebter Artikel, dafür aber mit einem imposanten Namen verbunden: mit Charles Goodyear. Im frühen 19. Jahrhundert sucht der bankrotte Eisenwarenhändler aus Philadelphia nach einem Produktionsverfahren, das Gummi sowohl wasserfest als auch temperaturresistent machen soll. Der vielversprechende Tüftler entdeckt die Vulkanisation von Kautschuk und macht damit den Weg frei für die spätere Entwicklung des Autoreifens. Sozusagen als Abfallprodukt seiner Forschung stellt er 1855 das erste Gummi-Kondom her.

Serienmäßig wird der elastische Überzieher erst ab 1870 produziert: Noch ist er unbequeme zwei Millimeter dick und hat eine wenig ansprechende Seitennaht.

Immerhin lässt er sich im Sechserpack und unter dem unverfänglichen Namen "Glühwürmchen" erwerben. Solcherlei Rücksichten nehmen die Hersteller heute schon lange nicht mehr. Im Gegenteil: Egal ob geriffelt, genoppt, aromatisiert oder im Dunkeln leuchtend - Billy Boy, Tutti Frutti, Wild Banana und Avanti sind in aller Munde - und absolut verkehrstauglich.

Ein alter Hut

Wer allerdings die Penishülle für eine Erfindung des 19. Jahrhunderts hält, der irrt gewaltig. So gut wie jede Kulturepoche zeichnet sich durch einfallsreiche Überzieher-Varianten aus: Schon die alten Minoer benutzten 1.200 Jahre vor Christus Kondome aus Ziegenblasen. Viel später, am Hof des Sonnenkönigs, soll man sich in Spezialanfertigungen aus Samt und Seide gezwängt haben. Und im 18. Jahrhundert pries Giacomo Casanova die Vorteile von Tierdärmen. Dem notorischen Frauenverführer lag dabei die Vermeidung von Geschlechtskrankheiten am Herzen, nicht etwa die Verhütung von Schwangerschaften. Immerhin: Casanova soll eine ganze Kollektion von tierischen Penis-Hütchen besessen haben, die er nach Gebrauch auswusch und recycelte.

Das heutige Standardkondom besteht aus Latex und wird seit Anfang des letzten Jahrhunderts und dank Julius Fromm nahtlos hergestellt: Dazu taucht man einen Glaskolben in eine Latexlösung, erhitzt, wäscht, trocknet und pudert die anhaftende Membran, und schon steht das Kondom zur Qualitätskontrolle bereit: Am 26. Januar 1981 wurde das erste Qualitätssigel erteilt und zwar von der DLF, der Deutschen Latex-Forschungsgemeinschaft. Kondome mit dem begehrten Gütezeichen unterziehen sich standardisierten und ausführlichen Belastungstests: Mindestens 18 Liter Luft muss ein Kondom fassen, ohne zu platzen. Und die Stiftung Warentest ist zufrieden: Von den 14.000 zuletzt getesteten Kondomen hatte nur ein einziges ein Loch.


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