Bayern 2 - Das Kalenderblatt


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17. Juli 1841 Erste Freiwillige Feuerwehr in Deutschland

Feuer war immer im Haus! Ob vom Kamin, der Kochstelle oder von Kerzen her - Jahrhunderte lang brannte es plötzlich lichterloh. Am 17. Juli 1841 wurde in Meißen die erste Freiwillige Feuerwehr gegründet.

Stand: 17.07.2018 | Archiv

17 Juli

Dienstag, 17. Juli 2018

Autor(in): Anja Mösing

Sprecher(in): Johannes Hitzelberger

Illustration: Tobias Kubald

Redaktion: Susi Weichselbaumer

"Tut mir Leid, aber Ich bin völlig abgebrannt!"

Wer den Satz hört, ahnt, dass gleich darauf die Bitte kommt, doch kurz mal etwas Geld auszulegen. Für´s Bier, für´s Kino oder so. Völlig abgebrannt ist freilich blanke Übertreibung. Gemeint ist meist der Pegelstand im Geldbeutel. Und der verbessert sich meist am nächsten Bankautomaten, oder am nächsten Ersten, wenn wieder Geld auf dem Konto ist.

Damals, als es noch jeden Tag gebrannt hat…

Abgebrannt, das war mal schlimm. Damals, als es noch jeden Tag gebrannt hat: in der Küche, im Herd; bei gut Betuchten auch im Kachelofen, im Kamin und in der Petroleumleuchte, oder im Kerzenlicht am Abend. Aber Feuer war immer im Haus. Und immer brandgefährlich. Alles Feuchte und Klamme wurde ja möglichst nah ans Feuer geholt, zum Trocknen. Wenn da ein Funke übersprang, war’s schnell zu spät, um noch irgendwas zu retten: Zu viel Brennbares war im Haus, zu klein waren die Eimer, zu weit weg der nächste Brunnen; zu aufgeregt waren die Nachbarn. Denn die sorgten sich, dass auch ihr Haus im nächsten Moment in Flammen stehen würde und rannten, um ihre eigenen Hauswände mit nassen Lappen zu sichern.

Und war man wirklich abgebrannt, dann war das elementar, damals, als alles, was man besaß, unter einem Dach war: Tiere, Werkstatt, Warenlager, einfach alles. Abgebrannte, bekamen darum ab dem 16. Jahrhundert sogar einen amtlichen Brandbettelbrief,der ihnen das Betteln erlaubte. Manchmal bekamen sie auch ein paar Fuhren kostenloses Holz zum Wiederaufbau. Aber die Existenzgrundlage war weg.

Und so groß wie die Furcht vor dem "roten Hahn auf dem Dach", so zahlreich waren die Ideen und Verordnungen, mit denen man landauf und landab versuchte, jeden Brand, wenn nicht zu verhindern, dann wenigstens so schnell wie möglich zu entdecken:

Türmer hielten Tag und Nacht Ausschau, um mit roten Fahnen, oder lauten Instrumenten Alarm geben zu können, Nachtwächter patrouillierten durch die Gassen, damit niemandem im Schlaf das Dach über dem Kopf abbrannte; und verschiedene Zünfte wurden zum Löscheinsatz in die Pflicht genommen: Dachdecker mussten Leitern bereit halten, Wasserträger ihre Eimer, und Brautleute mussten zur Eheschließung Geld für einen Löscheimer parat haben und so weiter und so weiter.

Die Zeit war überreif…

Aber eine ständige Mannschaft zu bezahlen, nur für die Feuerbekämpfung, das war den meisten Stadtvätern zu kostspielig. Dass immer wieder ganze Stadtviertel niederbrannten, nahm man zähneknirschend im Kauf.

Als am 17. Juli 1841 im sächsischen Meißen die erste Freiwillige Feuerwehr Deutschlands gegründet wurde, war die Zeit überreif für diese Idee. Und sie passte perfekt zu den immer selbstbewussteren Bürgern: Die Freiwillige Feuerwehr war militärisch durchorganisiert, hatte festen Statuten und handelte ehrenamtlich. Ihre stolzen Feuerwehrleute waren im Broterwerb meist Handwerksmeister und Kaufmannsleute.

So gut kam diese Idee an, dass sich bald im ganzen Land Nachahmer fanden. Finanziell wurden die Feuerwehren großzügig unterstützt, besonders von den Besitzern der ebenfalls überall aus dem Boden sprießenden Fabriken.

Auch heute gibt’s nur in fünf Prozent aller deutschen Städte eine reine Berufsfeuerwehr; wenn´s brennt, kommen fast immer Freiwillige. Und zwar innerhalb von 10 Minuten! Völlig abgebrannt zu sein, ist auch darum verdammt selten geworden. Zum Glück.


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