Bayern 2 - Das Kalenderblatt


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30. Mai 1898 Edelgas Krypton entdeckt

Seit Superman kennt den Namen jeder Filmbegeisterte und Comicfan: Krypton, so heißt der Heimatplanet von eben Superman. Viel los ist da nicht mehr. Das wiederum passt auch auf das Edelgas gleichen Namens. Als William Ramsey "Krypton" entdeckt ist damit - nicht viel los. Autor: Hellmuth Nordwig.

Stand: 30.05.2023 | Archiv

30 Mai

Dienstag, 30. Mai 2023

Autor(in): Hellmuth Nordwig

Sprecher(in): Christian Baumann

Illustration: Tobias Kubald

Redaktion: Susi Weichselbaumer

Chemische Elemente zu entdecken, das ist Ende des 19. Jahrhunderts für den Schotten William Ramsay nichts als Fließbandarbeit. Er benutzt dazu die minus 200 Grad kalte flüssige Luft, die Carl von Linde seit kurzer Zeit herstellen kann. Aus ihr dampft Ramsay einfach ein Gas nach dem anderen ab. Als Stickstoff und Sauerstoff weg sind, bleibt noch ein Prozent übrig. Hauptsächlich Argon, das Ramsay als erstes findet. Wenig später Helium. Und im Jahr 1898 gleich drei neue Elemente: Neon, Xenon und am 30. Mai Krypton.

Fast nichts, aber doch!

Der Name ist kein Zufall: Krypton kommt in der Luft nur zu 0,0001 Prozent vor. Fast das seltenste Element überhaupt, chemisch zu nichts brauchbar und auch sonst völlig unbedeutend. Eine Zeitlang wurden besonders helle Glühlampen damit gefüllt, weil die dann nicht so schnell durchbrennen. 1960 hat Krypton außerdem gut zwei Jahrzehnte lang das sogenannte "Urmeter" abgelöst. Ein Meter, das war dann genau das 1.650.763,73-fache der Wellenlänge einer Strahlung, die in einem Krypton-Atom mit der Masse 86 entsteht, wenn Elektronen in seinem Inneren herumhüpfen. So weit, so anschaulich.

Planet Krypton

Stellt sich die Frage: Ist das seltsame Krypton wirklich von dieser Welt? Kulturbeflissene wissen: Natürlich nicht. Es gab ja mal einen Planeten dieses Namens, der vor allem aus dem Mineral Kryptonium bestand. Dieser Planet Krypton war extrem trocken und seine Schwerkraft viel höher als bei uns. Aus der Ferne hat er so ausgesehen wie ein verbrannter Krapfen.

Krypton war sogar bewohnt, von Wesen, die seine Ressourcen hemmungslos ausgebeutet haben. Deshalb war er dem Untergang geweiht, was nur keiner wahrhaben wollte. Kurz vor der Zerstörung gelang es einem Wissenschaftler noch, seinen Sohn mit einem Raumschiff auf die Erde zu katapultieren. Irgendwann vor 1898 muss das gewesen sein, denn er hat wohl die Spuren von Krypton mitgebracht, die William Ramsay entdeckt hat.

Auf der Erde wird dieses erstaunlich menschliche Wesen adoptiert und heißt fortan Clark Kent. Besser bekannt als Superman, wegen seiner übernatürlichen Kräfte. Superman beschützt Menschen und schlägt sich mit seinen Widersachern Bizarro, Frank Sixty oder Metallo, natürlich mit Erfolg. Den verschafft er auch der Firma Warner Media. Sie hat Krypton längst als Marke eintragen lassen und neben zahllosen Comics, Filmen und Serien auch Krypton-Frühstücksboxen oder Schlafanzüge im Angebot.

Was Warner nicht wissen konnte: So weit hergeholt ist das alles gar nicht. Krypton kommt tatsächlich vor allem im Weltraum vor. Im Jahr 2012 haben Forschende es in größerer Menge auf RE 0503-289 nachgewiesen. Das ist zwar kein zerstörter Planet, aber immerhin ein ausgebrannter Stern, extrem trocken, mit 150.000 Mal größerer Schwerkraft als die der Erde. Praktische Bedeutung habe seine Entdeckung übrigens nicht, meinte damals der Astronom Klaus Werner von der Uni Tübingen. Von Krypton war das nicht anders zu erwarten.


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