Bayern 2 - Das Kalenderblatt


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14. Februar 1931 "Dracula" mit Bela Lugosi uraufgeführt

Teasertext

Stand: 14.02.2022 | Archiv

14 Februar

Montag, 14. Februar 2022

Autor(in): Frank Halbach

Sprecher(in): Christian Baumann

Illustration: Tobias Kubald

Redaktion: Susi Weichselbaumer

Seit Ewigkeiten bevölkern sie die Schatten: Schaurige Kreaturen, die nachts aus ihren Gräbern kriechen, um den Lebenden das Blut auszusaugen: Vampire!

Was Anlass zur Hoffnung gibt: lange waren Vampire abgerissene nach Verwesung stinkende Untote. Heute hingegen sind Vampire gut gekleidete Herren und Damen mit Umhang, und bestens integrierte Mitglieder unserer Gesellschaft. Man denke nur an Graf Zahl, wohnhaft in der Sesamstraße, der unsren Jüngsten das Rechnen beibringt. Die Geschichte der Vampire zeigt: Der Prozess der Zivilisation kann eine Spezies zum Positiven verändern.

Vampir mit Stil

Und manchmal genügt ein Individuum, um der Zivilisation zum Durchbruch zu verhelfen. Leute, die "kulturell, geschichtlich oder ästhetisch bedeutend" sind.

(mit osteuropäischem Akzent) "Ichch bîn Dracûla". Bela Lugosi, ungarischer Schauspieler mit Kultstatus verkörperte Bram Stokers Romanvampir zunächst auf der Bühne und unter der Regie von Tod Browning dann auf der Leinwand. Am 14. Februar 1931 kommt die erste offizielle Dracula-Verfilmung in die Kinos. Sie verdankt ihren Erfolg vor allem "Lugosis fremdländischer, erotischer Ausstrahlung", urteilt die Kritik. Aufführungen mit Bela als Dracula waren "purer Sex auf der Bühne", meinte die Schauspielerin Carol Borland. Wer jetzt die Nase rümpft und an Pornographie denkt, der irrt. Bela Lugosi war ein Gentleman-Vampir. Nie entblößte er auf der Bühne oder im Film seine spitzen Eckzähne. Dieses Tabu brach erst der türkische Dracula Atif Kaptan, der seine Sauge-Beißer 1953 schamlos in die Kamera hielt. Aber natürlich hüllte er sich dabei, wie jeder stilvolle Dracula nach 1931 in Bela Lugosis Vampirumhang.

Aber auch sonst hielt sich Bela Lugosi weit mehr an Sitte und Moral als andere Draculas: Eigentlich stand ja im Drehbuch, er solle den bewusstlosen Immobilienmakler Renfield beißen. Derart unglaubliche Homoerotik war den Universal Studios für einen Horrorfilm einfach zu gruselig und so schickte man an den Regisseur die Notiz: "Dracula soll ausschließlich Frauen attackieren!"

Dracula forever

Der Film machte Bela Lugosi unsterblich. Zur kompromisslosesten Verkörperung Draculas machte er sich selbst: Er gab Interviews im Sarg und wurde 1956 in seinem Original-Dracula-Outfit begraben. Das entbehrt nicht einer gewissen Tragik: Die Totalidentifikation mit dem Vampirgrafen…engte Rollenangebote und Rollenwahl doch ein klein wenig ein. Trotzdem schaffte es Lugosi am Ende seiner Karriere, drogenabhängig und kaum noch arbeitsfähig, zum zweiten Mal nach Dracula Kultstatus zu erlangen. Er drehte B-Movies mit dem jungen Regisseur Ed Wood. Der wiederum schnitt drei Jahre nach Lugosis Tod ein paar Szenen mit seinem Idol in seinen Film "Plan 9 from Outer Space" hinein. In den fehlenden Szenen bekam Bela Lugosi ein Double, den Chiropraktiker Tom Mason. Da der Bela aber kein bisschen ähnlich sah, musste er sein Gesicht die ganze Zeit mit einem Umhang verdecken. Der Film wurde 1979 als schlechtester Film aller Zeiten ausgezeichnet: Kult!


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