Bayern 2 - Das Kalenderblatt


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30. September 1960 US-Sender strahlt die erste Folge "The Flintstones" aus

"Wiiiiiiiilllmaaaaa!" – das ist wohl einer der bekanntesten Ausrufe der Zeichentrickfilmgeschichte. Ein verzweifelter Fred Feuerstein trommelt an die Tür seines Steinzeithäuschens und wird damit Filmlegende. Autorin: Carola Zinner

Stand: 30.09.2020 | Archiv

30 September

Mittwoch, 30. September 2020

Autor(in): Carola Zinner

Sprecher(in): Krista Posch

Illustration: Tobias Kubald

Redaktion: Susi Weichselbaumer

Das Auto: zwei breite Steinwalzen, darüber ein Aufbau aus Stöcken, bedeckt von einem Dach aus Segeltuch. Unter den Sitzen geht es frei durch bis zum Erdboden – die Insassen müssen ja durch emsiges Tippeln dafür sorgen, dass das Fahrzeug vorankommt. Der Geschirrspüler ist der wassergefüllte Rüssel eines Mammuts. Und der Rasenmäher, mit dem die Hausherrin den Vorgarten auf Zack bringt, besteht aus einer emsigen Riesenkrabbe mit scharfen Scheren.

Wiiiiiiiiilmaaaaaaaaaaa!!!

Am 30. September 1960 lief die erste Folge der Zeichentrickserie "The Flintstones" im US-Fernsehen, die in der Steinzeit spielt. Allerdings in einer außergewöhnlich luxuriösen Steinzeit, von William Hanna und Joseph Barbera, den beiden Schöpfern der "Flintstones", mit allem ausgestattet, was das Leben der amerikamischen Durchschnittsfamilie in den frühen 1960er Jahren behaglich machte: Rasenmäher und automatischer Dosenöffner, Briefkasten und Haarfön – alles phantasievoll angepasst an eine Zeit ohne Stahl, Plastik und Elektrizität.

BamBamBam

Was die Handlung anging, hielt sich das Duo, von dem auch die Zeichentrickserie Tom und Jerry stammte, an das Konzept von "The Honeymooners", einer beliebten Realfilm-Serie, in der sich zwei Nachbarsfamilien durch den Alltag der 50er Jahre schlugen. So ähnlich, nur eben in einer anderen Epoche der Menschheitsgeschichte, machten es nun auch die Flintstones und die Rubbles – die Feuersteins und Geröllheimers, wie sie später auf Deutsch heißen sollten. Der Honeymooners-Hauptdarsteller Jackie Gleason diente sogar als Modell für Fred, der exakt die gleiche massige Figur aufwies, das schwarze Haar und das breite Kinn wie Gleason. Der Schauspieler, den man offenbar nicht um Erlaubnis gebeten hatte, soll deswegen sogar eine Klage erwogen haben, nahm jedoch davon Abstand, um nicht in die Geschichte einzugehen als "der Mann, der Fred Feuerstein ermordet hat".

So konnte der Steinzeitmann im knielangen Leopardenfell unbehelligt weitermachen. 166 Folgen lang sorgte er barfuß als Dinosaurierkranführer im Steinbruch für den Unterhalt der Familie, während ihm seine ebenso hübsche wie kluge Frau Wilma von zuhause aus den Rücken stärkte. Die beiden und ihre Nachbarn erlebten zahlreiche Abenteuer, in denen Freds Wasserbüffelverein ebenso eine Rolle spielte wie die Erfindungen des pfiffigen Barney Geröllheimer, der unter anderem eine hubschrauberähnliche Flugmaschine konstruierte. Natürlich mit Fußantrieb und somit genauso bio und ökologisch wie all die anderen Steinzeit-Geräte der Serie. Das kam und kommt bis heute auch in Deutschland gut an, wo "Familie Feuerstein" 1966 zum ersten Mal im Fernsehen lief. Bloß dass Fred und Barney zu Beginn ihrer Laufbahn kräftig rauchten und sogar Werbung machten für Zigaretten, ist natürlich inzwischen nur mehr schwer vermittelbar.

Und dann gibt es noch diese Stelle, wo Wilma von unterwegs aus zu Hause anrufen möchte und ihr Auto vor einer Kneipe parkt, um dort ein (steinernes) Münztelefon mit Wählscheibe zu benutzen….

Also das ist nun wirklich: Steinzeit!


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