Bayern 2 - Das Kalenderblatt


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29. Juli 1981 Charles und Diana heiraten

Es war die Hochzeit des Jahrhunderts, ein Märchentraum schien wahr zu werden, als der britische Thronfolger Charles die junge Kindergärtnerin Lady Diana Spencer zum Altar führte. Glücklich war diese Verbindung von vorneherein nicht, dennoch feierten Königreich und Restwelt teils euphorisch. Autorin: Brigitte Kohn

Stand: 29.07.2022 | Archiv

29 Juli

Freitag, 29. Juli 2022

Autor(in): Brigitte Kohn

Sprecher(in): Caroline Ebner

Illustration: Tobias Kubald

Redaktion: Bernhard Kastner

Als die junge Lady Diana Spencer 1980 als Favoritin des britischen Thronfolgers die öffentliche Bühne betritt, wirkt sie bemerkenswert brav und unschuldig. Und genau das war das Ass in ihrem Ärmel. In einer Zeit wachsenden Medieninteresses am royalen Privatleben war es vor allem die Aufgabe der Braut, die Fahne der Jungfräulichkeit hochzuhalten: Von Charles wusste ja jeder, dass er sich ausgetobt hatte, mehr als dies sein braver Seitenscheitel vermuten ließ.

Sittsam und brav

Lady Diana Spencer, Sprössling eines alten englischen Adelsgeschlechts, achtete auf ihren Lebenswandel, denn sie wusste seit Teenagertagen, was sie wollte: den Thronfolger. Seine Melancholie zog das schulversagende Scheidungskind an, das sich gern in die Romanwelten der Kitschautorin Barbara Cartland flüchtete - in einer Zeit, in der ihre Altersgenossinnen den Rolling Stones hinterherreisten. Diana war in Charles verliebt, nur in ihn, während es in seinem Leben bereits eine verheiratete Frau namens Camilla Parker-Bowles gab, von der er nicht loskam. Was nicht heißt, dass Diana ihn kaltgelassen hätte. Sie bezauberte ja jeden. Mit ihren blauen Augen, dem magischen Augenaufschlag, ihrem schalkhaften Humor wickelte sie erst die Fotografen um den Finger und dann die gesamte Öffentlichkeit.

Alle - außer einem

Nur mit Charles wollte es nicht so recht klappen: keine gemeinsamen Interessen, großer Altersunterschied, Camilla als Dritte im Bunde. Aber ein Rückzieher? Undenkbar: Konterfeis des Paares prangten bereits auf Teetassen und Geschirrtüchern, die Welt gierte geradezu nach einem Märchen.
Dianas Essstörungen wurden durch den Druck der Erwartungen so schlimm, dass die Designer ihres Brautkleids an ihrem ständig schwindenden Taillenumfang schier verzweifelten.

Überhaupt, das Brautkleid. Beim Entwurf hatte Diana mitgewirkt und all ihre Mädchensehnsucht hineingelegt. Dabei vergaß man aber, das beschränkte Platzangebot der königlichen Kutsche einzukalkulieren. Am Morgen des 29. Juli 1981, also am Tag der Hochzeit, musste man Unmengen von Seidentaft, eine meterlange Schleppe und Braut mit Brautvater geradezu hineinstopfen. Vor der St. Pauls-Kathedrale stieg dann eine ziemlich verknitterte Märchenprinzessin aus der Kutsche, was bei dieser Überfülle an Stoff, Falten, Rüschen, Tüll und Schleifen und im Rausch der prunkvollen Riten der jahrtausendealten Monarchie zum Glück nicht weiter auffiel. Ebenso wenig wie die Tatsache, dass Diana vor dem Altar die Reihenfolge der Namen ihres Bräutigams durcheinanderbrachte und ihm den traditionellen Gehorsam nicht gelobte. Diese Kröte allerdings hatte die königliche Familie schon im Vorfeld mürrisch geschluckt.

Ja, Diana verhalf dem angestaubten Königshaus zu Modernität und ungeahnter Beliebtheit, aber das kostete seinen Preis. Charles konnte schlecht damit leben, dass sich alle nur für sie interessierten, die Medien wurden immer maßloser und zudringlicher. Man kennt das Ende: Scheidung im Jahr 1996, ein Jahr später Dianas Unfalltod in Paris. Doch der Mythos Diana lebt weiter, und das Königshaus lebt von ihm, bis heute.


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