Bayern 2 - Das Kalenderblatt


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31. Oktober 1970 DFB hebt Frauenfußballverbot auf

In der Nachkriegszeit konnten Männer Frauen noch viel verbieten: Arbeiten, oder Fußball spielen. Nur, wenn sie’s trotzdem tun? Am 31. Oktober 1970 kassierte der DFB das Fußballverbot ein.

Stand: 31.10.2019 | Archiv

31 Oktober

Donnerstag, 31. Oktober 2019

Autor(in): Brigitte Kohn

Sprecher(in): Ilse Neubauer

Illustration: Tobias Kubald

Redaktion: Frank Halbach

Fußball ist eine schöne Erfindung. Ein Rasen, ein Ball, zwei Mannschaften. Aufbrandende Chöre, Fangesänge, Torjubel. Am Ball bleiben, Chancen verwandeln, sich durchsetzen, Glück haben oder auch nicht. Siegen oder untergehen. Weltmeister.

Frauen wollen ran

Der Fußballgott verzaubert die Massen und keineswegs nur die Männerwelt. Nach dem Wunder von Bern, dem Weltmeisterschaftstitel von 1954, wollten viele Frauen selbst ran an den Ball. Im Verein und mit Meisterschaften und Pokal, so wie die Männer auch. Der Deutsche Fußballbund witterte den Untergang des Abendlandes. "Passt uns alten Machos einfach nicht", konnten die Funktionäre schlecht sagen, also zeigten sie sich öffentlich in höchster Sorge um die weibliche Anmut, um die guten Sitten und auch und vor allem um die weibliche Brust. Nicht auszudenken, was der alles passieren könnte, im Eifer des Gefechts.

Die Frauen spielten trotzdem weiter und in so reicher Zahl, dass der DFB im Juli 1955 ein offizielles Verbot erließ. Keine Frauen-Abteilungen in den Vereinen! Genützt hat es nichts. So mancher Verein gründete seine Frauenfußball-Abteilung einfach hinter dem Rücken der DFB-Gewaltigen und nahm Strafgelder in Kauf. Auch private Sponsoren witterten gute Geschäfte und organisierten sogar eine inoffizielle Frauen-WM in Italien.

Unkontrollierbare Konkurrenzstrukturen drohten da zu entstehen, und um die zu verhindern, hob der DFB am 31. Oktober 1970 das Verbot wieder auf. Allerdings nicht, ohne die Frauen mit bizarren Sonderregelungen zu traktieren. Sie durften keine Stollenschuhe tragen und nur mit einem kleineren Jugendball spielen, zum Beispiel. Als die deutsche Frauen-Nationalmannschaft 1989 die Europameisterschaft gewann, spendierte der DFB jeder Spielerin als Prämie ein Kaffeeservice und bereicherte die Verbandsgeschichte so um eine weitere Lachnummer.

Man kann aber nicht sagen, dass sie nicht dazugelernt hätten, die Funktionäre im DFB. Dafür sorgt schon das Geld, das die rapide steigenden Beitrittszahlen von Mädchen und Frauen in die DFB-Kassen spülen. Und der ehemalige DFB-Präsident Theo Zwanziger war sogar ein echter Fan und Förderer des Frauenfußballs.

Freiheit vom Rollenzwang

So kam es, dass sich die Weltmeisterschaft 2011 für die deutschen Siegerinnen endlich mal lohnte. Jede von ihnen bekam ein Preisgeld von immerhin 60.000 Euro. Die Medien präsentierten die Spielerinnen gern von ihrer weiblichsten Seite, einige von ihnen posierten gemeinsam auf einer Titelseite des Playboy. Wir sind keine Mannweiber!, rief das Foto in die Welt. So what? Es gibt durchaus Fußballerinnen, die jungenhaft robust wirken. So wie sich Tänzer gern die Freiheit nehmen, feminine Eleganz auszustrahlen. Was ist daran verkehrt?

Im Sport findet der Mensch zu sich selbst, so soll es sein. Vor allem der Frauenfußball hat das Potential, Freiheit auszustrahlen, Freiheit von Rollenzwängen und Schubladendenken. Und das ist in Ländern, in denen die Menschen, die Frauen vor allem, unter Armut und Unterdrückung leiden, ein starkes Signal.


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