Bayern 2 - Das Kalenderblatt


2

11. August 1920 Deutschlands erste Auslandsverbindung per Luftpost

Am 11. August 1920 wurden die ersten Postflüge von Deutschland ins Ausland durchgeführt. Ziel: das schwedische Malmö. Ab 1921 gab es besondere Flugpostbestätigungsstempel und Flugpostklebezettel von der Deutschen Reichspost. Und 1922 schon 13 verschiedene Luftpostlinien. Autorin: Julia Devlin

Stand: 11.08.2021 | Archiv

11 August

Mittwoch, 11. August 2021

Autor(in): Julia Devlin

Sprecher(in): Christian Baumann

Illustration: Tobias Kubald

Redaktion: Frank Halbach

Wir haben uns an schnelle Nachrichten gewöhnt. Tippen mal eben 280 Zeichen in das Handy, und schon wissen Menschen auf der anderen Seite der Erde, dass man sich auf das Wochenende freut, den Sonnenuntergang betrachtet oder Nordkorea den Atomkrieg androht.

Die große weite Welt

Früher war das aufwendiger. Nachrichten waren an Papier gebunden. Und dieses Papier musste transportiert werden. Wollte man mit Menschen auf der anderen Seite der Erde in Verbindung bleiben, so beschrieb man einen Bogen hellblauen, leichten Briefpapiers, faltete ihn und steckte ihn ein einen Briefumschlag, der ebenfalls hellblau und leicht war, an den Rändern von einem markanten, rot und blauen Streifenmuster verziert. Und darauf stand: Mit Luftpost. Par Avion. By Air Mail. Und die Welt schien sehr groß zu sein und die Menschen, die man vermisste, sehr weit weg.

Kaum zu glauben, dass diese eher mit zarten Gefühlen in Verbindung gebrachte Art des Mitteilens einen ganz und gar unzarten Hintergrund hat. Denn der Beginn des Luftpostverkehrs hing mit dem Ersten Weltkrieg zusammen. Vor dem Krieg hatte niemand die Fliegerei als Verkehrsmittel richtig ernst genommen. Sie wurde zwar enthusiastisch gefeiert, und die Sensationsmeldungen über immer längere Langstreckenflüge mit großer Aufmerksamkeit verfolgt. Aber sie galt als Spielerei, als sportlicher Zeitvertreib für risikobereite Draufgänger. Erst im Krieg entdeckte man aus machtpolitischen Gründen, dass Flugzeuge auch nützlich sein konnten, vor allem zur Nachrichtenübermittlung. Daher scheuten die kriegführenden Staaten keine Kosten, um die Entwicklung der Aviatik voranzutreiben und ihre Fliegertruppen zu vergrößern. Mehr als 200.000 Flugzeuge wurden weltweit produziert, Piloten ausgebildet, Flughäfen gebaut.

Dann war der Krieg aus. Die Militärpiloten wurden arbeitslos, die Maschinen standen nutzlos herum. Was tun? Viele Piloten gründeten nun zivile Fluggesellschaften. Weniger für Passagiere - dazu waren die kleinen Maschinen noch zu unsicher und zu unbequem, sondern erstmal für Post.

Berlin - Malmö

Zunächst flogen die Postflugzeuge vor allem innerhalb der Landesgrenzen, dann aber auch über die Grenzen hinweg. Am 11. August 1920 nahm Deutschlands erste Auslandsverbindung ihren Dienst auf: Nämlich zwischen der Hauptstadt Berlin und dem schwedischen Malmö. In dem folgenden Jahrzehnt entwickelte sich in rasantem Tempo ein internationales, weltumspannendes Flugpost-Liniennetz. Zwar, die großen Ozeane zu überqueren, das blieb aufgrund der geringen Reichweite der Flugmaschinen lange noch ein Problem. Es wurde durch Kombination von Dampfschiff und darauf mitgeführten Katapultflugzeugen gelöst. Was für ein Aufwand! Denken wir doch mal daran, wenn wir das nächste Mal in unser Handy tippen.


2