Bayern 2 - Das Kalenderblatt


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29. November 1990 Deutschlandpremiere von Disneys "Arielle, die Meerjungfrau"

Die große Liebe findet sich mitunter schnell und per Zufall. Aber wie bekommt man sie anschließend auch geheiratet? Arielle, die Meerjungfrau jedenfalls hat es nicht leicht, ihren Prinz Erik zu entern für ein Happy End. Doch bei Disney geht bekanntlich immer alles gut aus. Autorin: Susi Weichselbaumer

Stand: 29.11.2021 | Archiv

29 November

Montag, 29. November 2021

Autor(in): Susi Weichselbaumer

Sprecher(in): Irina Wanka

Illustration: Tobias Kubald

Redaktion: Susi Weichselbaumer

Das uralte Problem: Einer liebt den Anderen – gleich jetzt mal, wer von beiden welches Geschlecht… – Der Andere weiß nichts davon, sonst würde er den Einen auch lieben. Dann könnten beide heiraten. Umschiffen lässt sich das Problem, klar: Der Eine kann einen ganz anderen heiraten. Und der Andere noch jemand anderen. Aber dann ist der Eine unglücklich, weil es sollte ja genau der eine Andere sein. Und dieser eine Andere, wenn er nur von dem Einen wüsste… Kurzum: Was kompliziert klingt, ist es auch. Immer.

Unter dem Meer

Beispiel: Arielle, die Meerjungfrau. Lange feuerrote, im Wasser wabernde Haare, ein schlanker Fischschwanz, kokette Muschelkörbchen als Oberteil und große neugierige Kulleraugen. Mit denen schaut sie sich gerne an der Oberfläche um, dort, wo die Menschen leben. Papa Meereskönig Triton hat es verboten: „Fischfresser“ seien gefährlich. Solange die Teenager-Tochter ihren Fischschwanz unter seinem Tisch… Arielle will aber zu gern auch zwei Beine.

Die bekommt sie von der fiesen Meerhexe Ursula, dick, schwarz, Tintenfischtentakel wirbelnd. Und ambitioniert auf den Thron von Arielles Vater. Folglich ist der Vertrag mit der Tochter knallhart und wasserdicht: Drei Tage hat Arielle Zeit, ihren heißgeliebten Prinzen Erik für sich zu gewinnen, sonst gehört ihr Leben der Meerhexe. Von Erik war noch gar nicht die Rede. In einer wilden Gewitternacht unterwegs auf dem Meer zwecks seiner Geburtstagsparty auf einem Schiff, rettet Arielle ihn vor dem Ertrinken. Sofort ist er der Eine, welche. Weil andere kommen, muss sie den ohnmächtigen Erik am Strand zurücklassen.     

Fischschwanz im Weg

Uraltes Problem also: Die Eine liebt den Anderen… Wie kann der Andere, Erik, aber von ihr erfahren? Dafür muss sie zu ihm. Deswegen braucht sie Beine. Und ihre Stimme, weil den Gesang hat er sich in der wilden Gewitternacht, kurz nach Abflauen des Unwetters und selbst noch ohnmächtig, gemerkt. Was sie wiederum nicht weiß. Es ist kompliziert. Und wird komplizierter, als die böse Meerhexe als zusätzliches Pfand, für die neuen Beine statt des Fischschwanzes, auch noch Arielles Stimme nimmt.

Man könnte die Geschichte an der Stelle für komplett versenkt halten. Aber Arielle hat wie alle Disney-Heldinnen und Helden Helfertiere. Taschenkrebs, Doktorfisch, Möwe und Hund booten die alte Hexe aus, bringen Arielles Stimme zurück, Erik erinnert sich, nach drei Tagen Bekanntschaft heiraten die beiden, Papa Meereskönig Triton findet das jetzt doch zum Weinen schön und schenkt seiner Teenager-Tochter ein Leben als Mensch. Regenbogen, große Feier, alle singen – und die Kasse klingelt.

Denn mit "Arielle, die Meerjungfrau" kehrt Disney nach ein paar filmischen Experimenten, genauer Pleiten, zurück zu alten Erfolgsmustern. Überraschende Spezialeffekte wie über eine Million gezeichnete Blubberblasen. Unterwassermusik, komponiert für den Charterfolg. Dass die Geschichte mit dem zugrundeliegenden Märchen von Hans-Christian Andersen nicht mehr viel zu tun hat? Egal. Als der Film am 29. November 1990 publikumsstark in den deutschen Kinos anläuft, wollen viele einfach nur, dass endlich Eins zum Anderen kommt.


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