Bayern 2 - Das Kalenderblatt


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29. März 1139 Der Templerorden darf steinreich werden

Es war eine Lizenz zum Gelddrucken: Am 29. März 1139 bestimmte der Papst, dass die Tempelritter im Heiligen Land keinem weltlichen Herrscher unterstellt sein sollen. Ihr Vermögen wird den Templern zum Fluch. Autor: Thomas Morawetz

Stand: 29.03.2018 | Archiv

29 März

Donnerstag, 29. März 2018

Autor(in): Thomas Morawetz

Sprecher(in): Andreas Wimberger

Illustration: Tobias Kubald

Redaktion: Susi Weichselbaumer

Das Jahr 1291. In Akkon sieht’s richtig finster aus. Die Stadt ist die letzte christliche Bastion im Heiligen Land. Ein Chronist spricht von 14.000 Prostituierten in der Stadt. Wahrscheinlich ist das ein bisschen übertrieben, denn Akkon hat nur an die 30.000 Einwohner. Aber was der Mann sagen will, ist sonnenklar: Fromm geht’s hier schon lange nicht mehr zu, in Akkon. Dabei sitzen hoch über dem Hafenviertel in einer Burg die stolzen Ritter vom Tempelberg. Seitdem Jerusalem wieder in den Händen der Muslime ist, haben die Templer hier ihren letzten Stand bezogen; die Mönche im Kettenhemd. Doch auch über sie wird schon geraunt: "Saufen wie die Templer" heißt es unverhohlen. Dann fällt auch Akkon, und die christliche Zeit im Heiligen Land ist vorbei. Endstation. Die meisten Templer fliehen per Schiff. Sie entkommen dem Tod im Kampf und retten sich direkt ins Verderben. Denn mit an Bord haben sie eine tödliche Fracht, einen riesigen Haufen Geld; das Vermögen, das sie in gut 150 Jahren im Heiligen Land zusammengebracht haben.

Richtig was hängengeblieben

Zusammengebracht? Nicht erobert und erpresst? Nein, die Templer sind keine Räuberbande. 150 Jahre lang haben sie die Pilger im Heiligen Land beschützt. Viele Pilger waren reich und haben zum Dank dem Orden ihr Vermögen vermacht. Erstaunlich ist eher, dass die Templer von all dem Segen nichts abgeben müssen, denn der christliche König in Jerusalem ist chronisch pleite, während die Ritter in derselben Stadt sorglos Kasse machen. Dass das möglich ist, liegt an einem entscheidenden Datum in ihrer Gründerzeit, dem 29. März 1139. Damals hatte der Papst beschieden: Die Templer sind nur ihm selbst unterstellt. Punkt. Klingt undramatisch, aber dadurch sind die Ritter von jedem König unabhängig, und sogar der Papst selbst war weit weg. Das heißt, seit damals haben die Templer eine Lizenz zum Gelddrucken.

Schön, gedrucktes Geld gibt‘s noch nicht, aber immerhin kommen die Templer so gut ins Geschäft, dass sie heute als Pioniere des europäischen Bankenwesens gelten. Sie kennen bereits laufende Konten, sie geben Wechsel aus und finanzieren Pilgerreisen. Bei den "armen Brüdern vom Tempel zu Jerusalem" ist also richtig was hängengeblieben.

Doch dann - Endstation in Akkon! Das Aus für das fromme Sicherheitsunternehmen! Die Templer entkommen nach Frankreich, und plötzlich stellt sich heraus, wo der wahre Feind sitzt: nicht im Heiligen Land, sondern in Paris. Philipp der Schöne heißt der französische König. Er braucht gerade ganz dringend Geld, also: Willkommen ihr schwerreichen Flüchtlinge! Die Templer werden verhaftet. Unter der Folter gestehen sie Teufelsdienst und Sexeskapaden. Viele sterben unter der Tortur und auf dem Scheiterhaufen.

Noch heute geheime Hüter von letzten Wahrheiten?

Doch das Ende der Templer ist damit noch nicht gekommen, denn jetzt beginnt erst ihre zweite, ihre spekulative Geschichte, die heute vor allem literarische Verschwörungstheoretiker wie Dan Brown ins Grübeln bringt. Also: Einige Ritter haben die Verfolgungen überlebt. Aber wo sind sie abgeblieben? Und vor allem: Haben die Templer damals noch mehr aus dem Heiligen Land gerettet? Außer Geld? Ganz heimlich? Verschwunden geglaubte Schätze des Glaubens? Die Bundeslade? Oder den Heiligen Gral? Und: Haben sie ihre Geheimnisse an die Freimaurer weitergegeben? Leben also noch heute mitten unter uns geheime Hüter von letzten Wahrheiten und Weltwissen?

Wie auch immer. Die frommen Bänker im Kettenhemd sind sich in einem jedenfalls treu geblieben: Nach zahlt man für sie sehr viel Geld - heute zwar nicht mehr in Jerusalem und Akkon, aber auf dem Buchmarkt und im Kino.


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