Bayern 2 - Das Kalenderblatt


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5. Oktober 1962 Der "Dr.-No-Bikini" hat seinen ersten Auftritt

Der Schlager Itsy Bitsy Teenie Weenie Yellow Polka Dot Bikini machte den Bikini und den Song weltberühmt. Dann versank der Badezweiteiler schnell nahezu in der Bedeutungslosigkeit. Bis er wieder mit - oder besser an - Ursula Andress in "James Bond jagt Dr. No" dem jamaikanischen Meer entstieg. Autorin: Susi Weichselbaumer

Stand: 05.10.2022 | Archiv

05 Oktober

Mittwoch, 05. Oktober 2022

Autor(in): Susi Weichselbaumer

Sprecher(in): Irina Wanka

Illustration: Tobias Kubald

Redaktion: Frank Halbach

Knallheißer Kindheitssommer. Das Ferienleben findet im Freibad statt. Zwischen Rutschbahn, Sprungbrett, Fußballwiese kommt Kiosk. Man ernährt sich wochenlang von Schaumküssen in der Semmel, Schleckmuscheln und Brauselippenstiften. Die Probleme sind klein. Bei irgendeiner leiern immer die Träger aus vom neonfarbigen Rippbadeanzug, alles rutscht rum. Man knotet die Freundin wieder rein ins Neon und zurück zu Rutschbahn, Sprungbrett, Fußballwiese.

Doch Einteiler?

Irgendwann ist Neonrippbadeanzug gewesen. Meint man, und gibt Einteiler als Modekonzept und persönlich stilprägendes Element auf. Auch weil mit zunehmendem jugendlichen Alter Zweiteiler wichtiger werden. Glaubt man. Ist schließlich Findungsphase und da hilft das Konzept und persönlich stilprägende Element Bikini ungemein.

So ein Bikini kann ja einiges. 1952 macht er Brigitte Bardot zum Sexsymbol. Oder die Bardot macht den Bikini sexy. "Sommernächte mit Manina" heißt der Film. Sommernächte mit Freundin im heimischen Freibad erweisen sich kaum als Bikini-tauglich. Man ist so damit beschäftigt, wie man bei Mondschein heimlich über den Zaun klettern kann und wieder zurück, als ganze Clique - man kommt eh nicht zum Baden.

Was kann Bikini?

Auch das zeigt sich als Herausforderung: Wie gelangt man im Bikini mondän oder cool oder sexy oder einfach nur sinnvoll ins Wasser? Raus aus den Fluten ist kein Thema! Göttin Venus hat es vorgemacht, das erste Bond-Girl Ursula Andress perfektioniert die Sache.

Im weißen Bikini mit Gürtel und goldener Schnalle entsteigt sie am 5. Oktober 1962 dem jamaikanischen Meer. Das blonde lange Haar umspielt das Gesicht, am Gürtel baumelt ein Muschelmesser. Was nachvollziehbar ist. Während James Bond Dr. No jagt, arbeitet Andress alias Honey Ryder primär als Muscheltaucherin. Der Filmbikini samt Trägerin - oder andersrum - wird weltberühmt. Schauspielkollegin Raquel Welch zeigt wenige Jahre danach auf der Leinwand, dass man an Land auch viel in einem Bikini zu Wege bringt. "Eine Million Jahre vor unserer Zeit" spielt wie der Name sagt in der Urzeit. Im ausgefransten Lederbikini mit zerzaustem Urzeithaar wuppt Welch Vulkanausbrüche und Entführungen durch Flugsaurier.

Überhaupt wird der Bikini im Film weitgehend wasserlos eingesetzt. Maximal wird da in minimal tiefen Wellen dem Meer eben "entstiegen" wie in "James Bond jagt Dr. No", "Drei Engel für Charlie", "Stirb an einem anderen Tag". Sonst liegt oder steht frau in Jahrzehnten der Filmgeschichte im Bikini rum.

Die Einzige, die kraftvoll, entschlossen, patent ins Wasser rennt, um Leben zu retten, Menschen aus dem Meer zu tauchen, die auch mal nach Feierabend eine Runde mit dem Surfbrett rauspaddelt - ist Rettungsschwimmerin Pamela Anderson. In der Serie "Baywatch". Sie trägt einen roten Badeanzug. An der Stelle kommen einem Zweifel.

Die Rutschbahn, der Sprungturm - all die Sachen, die man mit Bikini schlecht machen kann, weil grundsätzlich beim engagierten Eintauchen ins Wasser gerne das Oberteil abhebt … Vielleicht war damals am Kiosk im Freibad das Problem nicht der Badeanzug als solcher, sondern nur die Variante Neonripp?  


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