Bayern 2 - Das Kalenderblatt


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25. November 1951 Das ZK der SED startet den Aufruf "Für den Aufbau der Stalinallee"

Prachtstraße mit Platz zum Wohnen und alle helfen beim Bau mit. Das ist der Plan der Väter der DDR. Doch bald wollen die Menschen nicht weiter für die Stalinallee schuften, denn die Politik enttäuscht. Autor: Markus Mähner

Stand: 25.11.2019 | Archiv

25 November

Montag, 25. November 2019

Autor(in): Markus Mähner

Sprecher(in): Krista Posch

Illustration: Tobias Kubald

Redaktion: Susi Weichselbaumer

Es muss eine unglaubliche Stimmung gewesen sein. Damals, im Frühjahr 1952 auf der größten Baustelle Ostberlins, der Hauptstadt der noch jungen DDR. Am 25. November 1951 hatte das Zentralkomitee der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands zum Aufbau der Stalinallee aufgerufen, um der dringenden Wohnungsnot entgegenzuwirken. Denn nach dem Krieg war von Berlin nicht mehr viel übriggeblieben. Wie hatte Bertold Brecht damals in sein Tagebuch geschrieben: "Berlin, der Schutthaufen bei Potsdam."

Baut auf!

Und tatsächlich: Auf den Ruf der Regierungspartei hin kamen viele Freiwillige und halfen den Kriegsschutt zu entfernen und Platz zu machen für neue Häuser entlang der ehemaligen Frankfurter Allee, nun Stalinallee. Schüler kamen nach der Schule, Arbeiter nach Feierabend. Es muss wohl wirklich ein Gefühl gewesen sein von: Miteinander-für-die-Zukunft-Arbeiten, das viele Menschen mit bauen lies. Vielleicht aber auch die Hoffnung auf eine der dort neu entstehenden Wohnungen. "Baut auf! Baut auf!", so die Losung, die auch in extra veröffentlichten Liederbüchern propagiert wurde.

Aufbau bald abbruchreif

Eigentlich wäre alles wohl sehr schön gewesen, wenn nicht... Ja, wenn nicht Einiges im neuen Staat schiefgelaufen wäre. Denn der Sozialismus, den sich viele erhofft hatten, war in der DDR-Realität irgendwie anders geraten. Da gab es Repressionen, da gab es Gefängnisse, da gab es keine freien Wahlen und vor allem nutzte der Staat die Arbeiter aus: Als im Juni 1953 zur Losung "Baut auf! Baut auf! " noch die Losung "Zehn Prozent mehr Arbeit bei gleichem Lohn" kam, reichte es den Arbeitern und sie gingen auf die Straße! Eben auf jene, die sie doch soeben noch für eine gemeinsame Zukunft bauen wollten. Und als die Regierung die Normerhöhungen nicht zurücknehmen wollte, wurden sogar erste Rufe laut: Die Regierung solle gleich mit zurücktreten. Und wer weiß: Vielleicht wäre es ja bereits das frühe Ende der DDR gewesen...

Wenn nicht... Ja, wenn nicht die Sowjetunion Panzer geschickt hätte und den jungen Staat nochmal beschützt hätte vor seinen umbauwilligen Arbeitern und Bauern!


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