Bayern 2 - Das Kalenderblatt


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5. Oktober 1961 Das kleine Schwarze tritt seinen Siegeszug an

Klassisch. Elegant. Schwarz. Nach Audrey Hepburns Auftritt im kleinen Schwarzen in "Frühstück bei Tiffany", trat das Kleid seinen weltweiten Siegeszug an. Autor: Caroline Ebner

Stand: 05.10.2018 | Archiv

05 Oktober

Freitag, 05. Oktober 2018

Autor(in): Caroline Ebner

Sprecher(in): Caroline Ebner

Illustration: Tobias Kubald

Redaktion: Frank Halbach

Da steht sie, das Edelmädel, nach durchcharmeter Nacht, isst ihr Frühstück aus einer Papiertüte vor dem Juwelierladen und bezaubert uns alle, Männer, Frauen, Zigarettenverkäufer... Soviel Zartheit, Anmut und Sehnsucht im Blick kriegt keiner hin im Morgengrauen, vom nicht mal ansatzweise derangierten Outfit gar nicht zu sprechen...achso, doch ja, genau davon. 

Vom Kleinen Schwarzen wollen wir sprechen, das da mit so viel Nonchalance präsentiert wird und von Audrey Hepburn, die so atemberaubend darin herumschwebt, dass wir es Ihr, weil ohnehin chancenlos, von Herzen gönnen und sie ebenso anschmachten wie sie die Klunker bei Tiffany’s. 

Womit nun alle Stichwörter gefallen sind, Frühstück, Tiffany’s, Edelmädel Audrey im Kleinen Schwarzen.

Das Schweizer Taschenmesser der Modewelt

Für die nun möglicherweise irritierten männlichen Zuhörer: nein, ein "Kleines Schwarzes" hat nichts mit einem Nasenhaarschneider zu tun und erst recht nicht mit dem verkohlten Etwas, das Ihr, ganz in Eurem ureigensten Grill-Element, aus dem Filetsteak für uns gezaubert habt als treuherzige Liebesgabe, die wir tapfer zernagen. Nein, ein Kleines Schwarzes ist das alleskönnende Superkleid, die Waffe der Frauen, das sujet créatif der Nachkriegszeit, kurz: das Schweizer Taschenmesser der Modewelt.

Na gut, ohne Säge und Korkenzieher – aber vielseitigst einsetzbar bei geringstmöglichem Stoffeinsatz...ja, aufgemerkt, Männer, Finger aus dem Bauchnabel...ideal in Zeiten, in denen gehaushaltet werden musste – und gearbeitet. Büro- wie chefbezirztauglich, mit passendem Schuh oder akzentuiertem Accessoire zum Ausgehknaller wandelbar und wenn es mal ein größer ausfallendes Kleines sein musste, war es immerhin noch schwarz...macht einen schlanken Fuß und erlaubt somit auch mal das zweite Stück Torte bei der Adogardinen-Präsentation. Und Trude Herr will lieber einen Mann.

Das teuerste Kleid der Welt

Den wollte übrigens auch Audrey, das zarte Ding...dann gab es Irrungen und Wirrungen, einen Nervenzusammenbruch, bei dem sie immer noch aussah wie aus dem Ei gepellt und schließlich, Hurra Happy end, einen ein Großes Weißes andeutenden Kuss im Regen .... Amen, Halleluja.

Übrigens war sie nur zweite Wahl, die schöne Audrey, Monroes Berater rieten zu Inhalten und Rollkragenpullover – so dass Audreys Leibschneider Givenchy DAS Kleine Schwarze in DIESEM Film entwarf, und ZackBumm musste sie nur noch diesen Wahnsinns Rehaugenblick mit Hintergedanken zur Zigarettenspitze in die Kamera halten und zum Niederknieen spielen und schon war das berühmteste Kleid der Nachkriegszeit geboren und Audreys Karriere unwiderruflich im Olymp angekommen. Wenn’s mal läuft, dann läuft’s. So gesehen vielleicht verständlich, dass die Monroe nur noch Parfüm tragen wollte. Na, hinterher ist man immer schlauer.

Heute, am 5.10. im Jahre 1961 kam dieses kleine Schwarze in diesem Film offiziell zur Welt...und der wurde so ein prima Kassenschlager, dass das gute Stück 2006 bei einer Versteigerung für 692.000 Euro als teuerstes Kleid der Geschichte unter den Hammer und über den Ladentisch flutschte.

Dem ist nichts hinzuzufügen, ich geh dann mal shoppen. Naja, vorher noch ein bisschen edelmädeln , aber dann... ein bisschen shoppen. Ja..., von nix kommt nix....


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