Bayern 2 - Das Kalenderblatt


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19. Mai 1883 Buffalo Bill führt erstmals Wild West Show auf

Wilde Indianerhorden, nie gesehene Kunststücke mit Lasso und Schießeisen: 30 Jahre lang begeistert Buffalo Bill´s Show das Publikum weltweit. Dann ist die Wildwestromantik totgeritten. Autorin: Susi Weichselbaumer

Stand: 19.05.2020 | Archiv

19 Mai

Dienstag, 19. Mai 2020

Autor(in): Susi Weichselbaumer

Sprecher(in): Caroline Ebner

Illustration: Tobias Kubald

Redaktion: Frank Halbach

Düdüdüüüü (gesummt wie „Spiel mir das Lied vom Tod“) - Unendliche Weite. Einsamkeit. Im Hintergrund karstig: Die Rocky Mountains. Auf der Prärie schwarze Kolosse, friedlich grasend. Und dann reitet Buffalo Bill daher. Das war‘s mit der Idylle. Denn: Buffalo Bill ist nicht Cowboy-Romantik. Eher Action-Held. Noch dazu ein selbst gemachter. Sein Vater stirbt früh, also muss der Bub Geld verdienen für die Mutter und die sechs jüngeren Geschwister. Als Postzusteller für den Pony Express knackt der 14-Jährige Bill, eigentlich William Frederick Cody, sämtliche Geschwindigkeitsrekorde.

Fest im Sattel

Überholt wird er nur von der Eisenbahn. Kaum ist die Zugverbindung zwischen Ost- und Westküste fertig, kann der Pony Express absatteln. Bill versucht sich als Rennpferdbesitzer und Jockey, arbeitet als Scout für die Siebte Kavallerie, heiratet eine Louisa und will als Hotelier sesshaft werden. Nach sechs Monaten lässt er Louisa bei seiner Schwester einziehen, er muss wieder los, jetzt als Büffeljäger für die Kansas Pacific Railroad Company. Die Schienenleger sind immer hungrig, Bill trifft zuverlässig. In siebzehn Monaten tötet er 4380 Büffel. Nach eigener Schätzung. Den Namen "Buffalo Bill" bekommt er - gemäß eigener Angabe - nach einem 8-stündigen Schießwettbewerb gegen den Jäger William Comstock. Das Selbstmarketing funktioniert, die Army fordert ihn an, um gegen die Cheyenne vorzugehen. Bill macht Militärkarriere. Und auch sonst!

Army-Dienst und Groschenroman

Seit der Schriftsteller Ned Buntline sich seinen Namen für eine Serie abenteuerlicher Groschenromane ausgeliehen hat, ist er in aller Munde. Die wilden Westerngeschichten sind weit entfernt von der Realität. Aber plötzlich spielt Buffalo Bill in einer Liga mit etablierten Helden wie Davy Crocket und Daniel Boone. Die Bekanntheit bringt neue Geschäftsideen: Touristenführer durch die Prärie, Schauspieler in Stücken, in denen er sich selber spielen kann!

Als die Army ihn wieder anfordert, um die Niederlage von General Custer am Little Bighorn zu rächen, ist er dabei. Dass er Häuptling Yellow Hair eigenhändig skalpiert, berichtete er später oft und gerne und allen. Ob nicht doch ein Scharfschütze der Army den Häuptling aus sicherer Entfernung...?

Buffalo Bill erzählt die Begebenheit anders. Dem Publikum gefällt seine Version. Also gibt es mehr davon. Am 19. Mai 1883 zeigt er zum ersten Mal "Buffalo Bill´s Wild West Show" in Oklahoma, Nebraska. Büffeljagden, Kunststücke mit Lasso und Schießeisen und als Höhepunkt der nachgestellte Kampf von General Custer, bei dem echte Lakota mitwirken! Ein buntes Spektakel mit viel Wildwestromantik! Amerika ist hin und weg, Europa auch - 30 Jahre lang tourt Buffalo Bill durch die Welt: Paris, London, München.

Irgendwann ist der Wild West Mythos totgeritten. Das Publikum bleibt aus. Buffalo Bill langweilt die Tournee. Das Vermögen, das er damit verdient hat, investiert er in neuen - abstruse - Geschäftsideen und Alkohol. Am Ende also doch - Düdüdüdüü - unendliche Weite. Prärie-Einsamkeit. Und ein Buffalo Bill der sich danach sehnt, wieder der Buffalo Bill zu sein, den er selber erfunden hat. Düdüdüüü -


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