23. Dezember 1934 Erste Bügelskilift der Welt in Betrieb genommen
Wer hat’s erfunden? Natürlich die Schweizer. In diesem Fall war es Ernst Constam, der den ersten Bügellift erfand, der die Skifahrer schneller zur Abfahrt auf den Berg brachte. Autor: Hellmuth Nordwig
23. Dezember
Mittwoch, 23. Dezember 2020
Autor(in): Hellmuth Nordwig
Sprecher(in): Johannes Hitzelberger
Illustration: Tobias Kubald
Redaktion: Frank Halbach
Es ist immer wieder erstaunlich, was Menschen alles getrieben haben - damals, bevor der Klimawandel so richtig Fahrt aufgenommen hat. Skifahren in den Alpen zum Beispiel: Aus heutiger Sicht nur ein Wimpernschlag der Geschichte. Rund hundertfünfzig Jahre lang bis etwa 2030. Das ist lange her.
Der sogenannte "Schnee"
Wer nicht weiß, was es damit auf sich hatte, kann historische Überlieferungen aufrufen: Da schnallten sich die Menschen lange Bretter unter die Füße und rutschten darauf fröhlich den Berg hinunter. "Schi" nannten sie diese Hölzer, das ist das norwegische Wort für Scheit. Die Norweger waren nämlich schon vor den Alpenbewohnern auf diesen Skiern unterwegs. Gleiten konnte man damals auf einer weißen rutschigen Masse, die bei weniger als null Grad vom Himmel fiel. Also bei einer Kälte, die wir uns heute nicht mehr vorstellen können. Auch in Grünland und an den Polen hat es seinerzeit diesen sogenannten "Schnee" gegeben.
Die Skifahrer hatten allerdings ein Problem: Bergab ging es schnell, aber aufwärts mussten sie laufen. Einige erklärten das zum eigentlichen Sport und nannten ihn Tourenskilauf. Für die meisten ging es aber doch darum, abwärts zu fahren. Und da sah die Bilanz schlecht aus. Eine Skischule - ja, auch so etwas gab es - eine Skischule also rechnete im Jahr 1930 aus: Ein Schüler fährt pro Unterrichtsstunde nur sechs Minuten lang Ski und steigt den Rest der Zeit wieder den Berg hinauf. Unglaublich, aber solarbetriebene Drohnenanzüge waren noch nicht erfunden. Mit denen würde man natürlich heutzutage einfach nach oben fliegen.
Mechanische Aufstiegshilfen
Die Ingenieure von damals hatten eine andere Idee: Mechanische Aufstiegshilfen, wie es in der Amtssprache hieß. Archäologen haben Überreste davon geborgen, die zusammen mit Fotografien eine Idee davon geben: Ein umlaufendes Seil, an dem die Skifahrer sich anfangs festhalten mussten. Dabei ruinierten sie häufig ihre Handschuhe, die sie unbedingt brauchten - so kalt war es.
Der Schweizer Ingenieur Ernst Constam konstruierte deshalb einen Bügel in Form eines J, der über eine Rolle am Seil festgemacht war. Den konnte man sich unter das Gesäß klemmen. Eine einschneidende Erfindung für Skifahrer, und auch für die Liftbetreiber: 70.000 Mal benutzten Sportler den Bügellift schon in der ersten Saison, die am 23. Dezember 1934 begann.
Bereits einen Winter später wurde das J durch eine T-Form ersetzt - der "Sie-und-Er-Lift" war geboren, wie es damals hieß. Bilder zeigen "sie" mit Mütze und "ihn" mit Hut statt des später üblichen Helms. Der wurde nötig, weil die Skifahrer jetzt rasch und ausgeruht nach oben kamen und glaubten, dafür umso schneller wieder hinunterfahren zu müssen. Angetrieben wurde der erste Bügelskilift in Davos - und später viele weitere - übrigens mit einem Erdölprodukt, das man Diesel nannte. Und das hat dazu beigetragen, dass es in den Alpen rasant immer wärmer wurde. Ernst Constam konnte das noch nicht wissen, aber spätestens am Ende des 20. Jahrhunderts war klar, warum die Erde sich aufheizt. Trotzdem sind die Lifte weitergelaufen, bis der letzte Schnee geschmolzen war.