Bayern 2 - Das Kalenderblatt


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6. November 1999 Bryan Berg errichtet Kartenhaus mit 131 Stockwerken

Hochstapelei muss man können – Bryan Berg kann es. Zumindest wenn es um das hohe Stapeln von Kartenhäusern geht. Zwei Wochen werkt er an seinen Kartenhochhausweltrekord hin. Autor: Martin Trauner

Stand: 06.11.2018 | Archiv

06 November

Dienstag, 06. November 2018

Autor(in): Martin Trauner

Sprecher(in): Hans-Jürgen Stockerl

Illustration: Tobias Kubald

Redaktion: Susi Weichselbaumer

Bei den meisten beginnt diese Leidenschaft bereits in ganz jungen Jahren. Im Wirtshaus. - Also, diese Leidenschaft für Kartenhäuser oder ähnlich gestrickte Konstrukte. -  Dann, wenn die Eltern vor ihrem Bier sitzen und auf ihren Schweinsbraten warten... ja, als Kind langweilt man sich halt schnell unendlich. Ergo schnappt man sich ein paar Bierfilzel und versucht, damit ein Haus zu bauen. Höher und höher. Immer zwei Bierfilzel zu einem Dreieck aufrichten und auf zwei Dreiecke dann einen Deckel drauf. Und dann noch ein Stockwerk. Aber spätestens jetzt hat der Spaß ein Ende, einerseits: weil alle Bierfilzel aufgebraucht sind, andererseits: weil die Bedienung den Schweinsbraten bringt und der Bierfilzelpalast einstürzt.

Stein auf Stein ...

Hätte man sich in der gehobenen Literatur ausgekannt, hätte man schon in Goethes Faust nachlesen können: "So baut man sich ein mäßig Kartenhaus, doch der größte Geist baut's nicht völlig aus." - Das Kartenhaus steht, jawohl: metaphorisch für Instabilität und Vergänglichkeit. Und wäre man dann auch noch in der Mathematik bewandert gewesen, ja: dann hätte man sich sogar ausrechnen können, dass selbst mit dem Schafkopfspiel der Eltern das Kartenhochhaus nicht nur an den ranzigen Karten, sondern auch an der Anzahl derselben scheitern müsste. Denn selbst mit drei Schafkopfspielen, das entspricht in etwa 96 Karten, kommt man nicht weiter als 6 Stockwerke hoch. Hier spätestens endet bei den meisten der Traum für die Luftschlösser aus Karten...

... das Haus, das wird bald fertig sein ...

Nicht so beim US-Amerikaner Bryan Berg. Als der am 6. November 1999 in einer Berliner Spielbank ein Kartenhaus errichtet, hat er wieder einmal einen Eintrag ins Guinessbuch der Rekorde geschafft. 7 Meter 71 hoch wird sein papierenes Gebäude. Weltrekord! - 91.800 Spielkarten hat der damals 25-jährige dafür verbaut (was in etwa 2868 Schafkopfspielstandardeinheiten entsprechen dürfte). Für 131 Stockwerke hat er 14 Tage lang Karten gestapelt. - Nun ist Bryan Berg nicht irgendein Kartenhausarchitekt: er ist der einzige professionelle Kartenhaushochstapler der Welt. Mit 17 Jahren hat er seinen ersten Weltrekord aufgestellt. Und tatsächlich: er hat sogar Architektur studiert. Das heißt, er kennt sich aus mit den Baumaterialien, der Statik und den Techniken. Sein Geheimtipp: Keine Dreiecke bauen, sondern Quadrate und vor allem: "Take it easy! Have fun!"

Rumms!

Ob man das als Kind immer so leichtnimmt, wenn wieder einige Stockwerke seines Kartenhaus' in sich zusammenkrachen, das sei dahingestellt. Aber steht dann das wackelige Werk erst einmal, gibt es wohl keinen größeren Spaß, als es wieder einzureißen. Und auch da ist Bryan Berg ganz Kind geblieben. Seine meterhohen Konstruktionen - er baut so ungefähr jedes Gebäude der Welt mit Spielkarten nach, je nachdem, wer das sponsert -  er reißt seine Kartenhäuser umso lieber ein. Seinen Berliner Kartenwolkenkratzer pustete er mir einem Laubbläser binnen weniger Sekunden von dannen...


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