Bayern 2 - Das Kalenderblatt


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30. August 1904 Erstes Patent auf eine Bohnermaschine in Deutschland

Weg mit dem Bohnerbesen! 1904 entwickelt der ungarische Erfinder Alfred Pongracz die erste elektrische Bohnermaschine – leider voller technischer Unzulänglichkeiten, aber ein erster Schritt zur elektrische Blitzbohnermaschine "Victor".

Von: Yvonne Maier

Stand: 30.08.2019 | Archiv

30 August

Freitag, 30. August 2019

Autor(in): Yvonne Maier

Sprecher(in): Christian Baumann

Illustration: Tobias Kubald

Redaktion: Frank Halbach

Die 70er! Viele sagen: das letzte Jahrzehnt mit guter Musik. Led Zeppelin, bunte Hippies und Queens erster Nummer-Eins-Hit. Zumindest musiktechnisch kann man nicht klagen, wenn man in dieser Zeit gelebt hat. Doch bodentechnisch … da hätte man lieber wann anders gelebt. Denn es war immer noch die Zeit des Bohnerns oder der "Bodenpflege", wie man es auch nennen kann.

Mit Wachs und Besen

Und in den meisten Haushalten ging das bis Anfang der 1970er Jahre mit der Hand. Mit einem sogenannten Bohnerbesen: 10-12 Kilo schwer, Bohnerwachs drunter und schön ausdauernd hin und her gebohnert. Bis der Schweiß fließt, das Wachs schmilzt und der Boden - Parkett oder Linoleum - fein glänzt. Es war der Traum jeder Hausfrau und im schönsten Fall dufte man eine Woche später schon wieder ran! Je nachdem, ob die Kinder mit Straßenschuhen durch das Haus rannten oder nicht. Doch Kinder sind nicht grundsätzlich problematisch, wenn man einen Parkett-Boden hat! Denn mit Kindern geht das Bohnern noch viel besser. Ein Paradox, sehr wohl, aber auch irgendwie ausgleichende Gerechtigkeit. Denn kleine Kinder kann man einfach auf den Bohnerbesen hinaufsetzen, so hat man noch ein wenig mehr Gewicht und die Bohnerei geht besser von der Hand beziehungsweise das Ergebnis wird zumindest besser. So ein Bohnerbesen gehörte einfach dazu, zu einem ordentlichen Haushalt. Und das, obwohl schon am 30. August 1904 das erste Patent auf eine elektrische Bohnermaschine in Deutschland erlassen worden war!

Fortschritt der Bohner-Technik

Sie war ein Koloss, und ein reiner Luxus: Schwer war die Bohnermaschine immer noch, aber das hin- und herschrubben, das sollte endlich wegfallen! Der ungarische Erfinder Alfred Pongracz hatte starke Elektromotoren eingebaut und die drehten den Bohnerkopf, bis der Boden glänzte. Das Problem: rein technisch war das Gerät nicht ausgereift. Alfred Pongracz ging Konkurs. Und damit hatte dann die Firma AEG in Berlin ein Problem - denn die hatte ursprünglich 1.000 Elektromotoren für seine Bohnermaschinen produziert und wurde sie nun nicht mehr los!

In ihrer Not beauftragte die AEG also einen Ingenieur, der die Bohnermaschine zur Marktreife bringen sollte. 1914 war es so weit - und so konnten seitdem Hausfrauen und andere Putzkräfte mit der Bohnermaschine durch Gänge, Wohnzimmer oder Salons gleiten und hinterließen nichts, als glänzenden Boden. Es bleibt ein Rätsel, warum es dennoch so lange Handbohnerbesen in deutschen Haushalten gab. Wahrscheinlich waren die Maschinen doch zu sperrig für den Alltag. Und dann wurden sie sowieso obsolet - keiner wollte in den modernen Zeiten der 1980er Jahre mehr bohnern! Teppich musste her! Am besten verlegt direkt auf das Parkett.

Diese schrecklichen Zeiten sind zum Glück heute vorbei. Schicke Altbauwohnungen mit geöltem und gewachstem Fischgrätenparkett sind wieder in. Und wir mögen so modern sein, wie wir wollen - so ein Holzboden will gepflegt werden. Regelmäßig. Mit viel Druck und Wachs. Am besten kaufen Sie sich also schnell noch eine elektrische Bohnermaschine, bevor sie den ausrangierten Bohnerbesen aus dem Keller ihrer Mutter geschenkt bekommen, und alles von Hand bohnern müssen.


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