Bayern 2 - Das Kalenderblatt


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31. Juli 1783 "Blauer Montag" wird erfolgslos in Bayern verboten

Montage möchten vielen lieber meiden, einfach weil Beginn der Woche und damit Start der Arbeit… Dabei war es lange so, dass am Montag gar nicht gearbeitet wurde. Autor: Regina Fanderl

Stand: 31.07.2018 | Archiv

31 Juli

Dienstag, 31. Juli 2018

Autor(in): Regina Fanderl

Sprecher(in): Christian Baumann

Illustration: Tobias Kubald

Redaktion: Susi Weichselbaumer

Sagt der Chef zum Mitarbeiter: Heute kommen Sie noch mit einem blauen Auge davon, aber Sie werden Ihr blaues Wunder erleben, wenn Sie noch einmal einfach blau machen! Der Satz ist voller etymologischer Feinheiten. Wir konzentrieren uns auf das "blau machen". Es war der 31.Juli 1783, an dem der Beamtenapparat Eurer kurfürstlichen Gnaden, Karl Theodor von der Pfalz und Baiern, per Dekret und erfolglos gegen die Sitte der bayerischen Handwerker einschritt, am Montag "blau zu machen".

Blauer Montag

Das montägliche Blaumachen war auch Ende des 18. Jahrhunderts nichts Neues und auch nichts speziell Bairisches. Die älteste urkundliche Erwähnung findet sich in der Ordnung der Lübecker Pergamentmacher von 1330. Schon damals war das Blaumachen der Obrigkeit ein Dorn im Auge. Auch der Preußenkönig Friedrich II. wies nachdrücklich auf den volkswirtschaftlichen Schaden des "blauen Montag" bei den Handwerkern hin und beschimpfte ihn als "Unfug, der Armuth bringet". An das entsprechende Verbot hielt sich auch kein preußischer Handwerker.

Montag mag keiner!

Mal ganz abgesehen von der Farbe Blau – für die Unlust an der Montagsarbeit gibt es mehrere Erklärungen. Im Mittelalter galt der Montag in bestimmten Gegenden als Unglückstag. An diesem Tag durfte keine neue Arbeit angefangen und auch keine Hochzeit gefeiert werden. Gut vorstellbar, dass irgendwann die Frage auftauchte: Warum dann eigentlich überhaupt was tun am Montag? Dabei war es in der Regel so, dass Meister, Gesellen und Knechte nicht einfach nur daheim geblieben sind. Nein, richtig war ein blauer Montag nur dann, wenn im Kollegenkreis gegessen, gefeiert und gut getrunken wurde. Es ist somit kein Zufall, dass "blau machen" und "blau sein" die gleiche Farbsymbolik verwenden. Aber woher kommt das Blau? Es gibt drei Theorien:

Die erste beharrt auf eine Ableitung von althochhdeutsch "bliuwan" - sich wild gebärden, herumprügeln, also auch jemanden verbläuen. Am blauen Montag muss dann in der Folge auch umfassend gerauft worden sein. Eine weitere Erklärung für "Blaumachen" liefert der ehemals arbeitsfreie Tag vor der Fastenzeit, der den Namen der vorgeschriebenen liturgischen Farbe trug: blauer Montag.

Oder – die kuriose Theorie: das Blaumachen kommt aus dem mittelalterlichen Färberhandwerk. Dabei wurde die Wolle mithilfe des Indigo-Pigments aus dem Wildkraut Färberwaid gewonnen. Das Problem: Der einzige blaue Farbstoff Europas löst sich nicht in Wasser, sondern am besten in, nun ja: Urin. Die Färber mussten also gleich am Montag viel Bier trinken, damit die nicht gerade wohlriechende Prozedur vonstattengehen konnte. Sie machten also buchstäblich "blau"!

Heute gibt es keine ungesetzlichen Montage mehr. Sogar der in der Nachkriegszeit heiß-geliebte Maurer-Montag auf der Wiesn wurde nach mehreren Massenschlägereien abgeschafft. Einzig gehalten hat sich eigentlich nur das "Montags-Modell" für ein Auto, das laufend in die Werkstatt muss. Weil es angeblich wegen nicht anwesender Fachkräfte mangelhaft produziert wurde. Es muss aber nicht unbedingt blau lackiert sein.


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