Bayern 2 - Das Kalenderblatt


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12. August 1845 Beethoven-Denkmal in Bonn enthüllt

Einer der bedeutendsten Komponisten schlechthin. Ludwig van Beethoven. Kein Wunder daher, dass Bonn dem großen Sohn der Stadt ein Denkmal in angemessener Größe errichtet hat. Autor: Johannes Roßteuscher

Stand: 12.08.2020 | Archiv

12 August

Mittwoch, 12. August 2020

Autor(in): Johannes Roßteuscher

Sprecher(in): Hans-Jürgen Stockerl

Illustration: Tobias Kubald

Redaktion: Frank Halbach

Im Jahr 1992 veröffentlichte die treffliche Musikwissenschaftlerin Elisabeth Eleonore Bauer das Buch "Wie Beethoven auf den Sockel kam". Außen drauf natürlich Beethoven, der auf einem Sockel steht. Die treffliche Frau Bauer schreibt ausufernd darüber, wie Beethoven zu dem wurde, was er heute ist: Mythos, Denkmal, Titan gar. Jedenfalls ganz oben auf dem Sockel.

So manchem Laien freilich, erschließt sich die Analyse nicht auf Anhieb:

 "Gewiss ließe sich trefflich spekulieren, über die inneren Zusammenhänge zwischen dem Geist der preußischen Reformgesetzgebung und dem reformerischen Impetus, der mit der Beethovenapotheose der Berliner AMZ einherging…"

Durchdringen und verehren

Wie auch immer, wir spekulieren jetzt mal nicht, sondern sagen das Evidente: der taube Tonberserker mit der Löwenmähne eignet sich ja schon mal physiognomisch vor-trefflich, um auf den Sockel gestellt zu werden.  Aber ganz so einfach wollen wir uns es auch nicht machen. Nämlich, ein Beethoven, der bedarf schon ein bisschen der Durchdringung. Den kann man nicht für ein hingeklimpertes "Für Elise" ganz spitze finden. Einen Beethoven muss man mindestens verehren. Und vorher: durchdringen.

Haben Sie ihn schon mal durchdrungen, den Titanesken aus Bonn? Haben Sie sich jemals den mindestens jenseitigen Sostenuto-Rausch des Schlusssatzes des Opus 111 so richtig vertieft reingepfiffen? Den kluftentiefen Dissonanzen der großen Fuge Opus 130 gelauscht – und erfolgreich den Impuls unterdrückt, sich die Ohren zuzuhalten?

Eben. Das ist nämlich der Grund, warum sich keiner traut, ihn wieder runterzuholen vom Sockel.

Weil sonst ist es ja so: immer kommt einer, der noch bei den Allergrößten eine Augenbraue hochzieht und lässig das Wort "überschätzt" hinrotzt. Alle finden den gut? Haha, ein Leichtes, mich über alle zu erheben: ich nicht, ich finde ihn überschätzt. Das macht Eindruck. Zumindest bei den Deppen, und derer gibt es reichlich.

Anders bei Beetie, dem Bonner: da trauen sie sich plötzlich nicht. Weil dann müssten sie sich ja vielleicht die Frage gefallen lassen, ob sie schon mal wirklich den Sostenuto-Rausch ... schon aufgeflogen als Blender und Poser.

Und deshalb darf der taube Beethoven oben auf dem Sockel bleiben – wo er ja auch zurecht hingekommen ist.

Ganz oben auf dem Sockel

Wie ist er raufgekommen ist? Supereinfach! Die Bonner selbst waren es, damals tatsächlich unter Preußischer Kuratel, die ihren göttlichen Sohn hinaufgehievt haben. Und zwar auf einen richtig hohen Sockel: über drei Meter alleine der Sockel, und dann der Beethoven nochmal drei Meter. Am 12. August 1845 wurde das Denkmal auf dem Bonner Münsterplatz feierlich aufgestellt. Mit allem: Gottesdienst, leibhaftigen Königen, Fackelzug, 9. Symphonie, Hochrufen, mit allem! Das Ganze hat sieben Tage gedauert und wird bis heute jedes Jahr unter dem Namen Beethoven-Fest wiederholt. Und der Titan steht seitdem auf dem Sockel, mit grimmiger Miene, direkt vor dem Postamt in Bonn. Weshalb Beethoven seit 1845 im Volksmunde noch ein weiteres Amt bekleiden darf:  Postvorsteher von Bonn. Er kriegt auch das ganz passabel heroisch hin.


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