Bayern 2 - Das Kalenderblatt


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7. August 1861 Allgemeiner deutscher Musikverein gegründet

Der Allgemeine Deutsche Musikverein, kurz ADMV, machte es sich zur Aufgabe, neuere Tonwerke aufzuführen, um für die lebenden Komponisten das zu sein, was Gemäldeausstellungen für die lebenden Maler waren. Autor: Markus Vanhoefer

Stand: 07.08.2019 | Archiv

07 August

Mittwoch, 07. August 2019

Autor(in): Markus Vanhoefer

Sprecher(in): Hans-Jürgen Stockerl

Illustration: Tobias Kubald

Redaktion: Frank Halbach

Es scheint uns Deutschen im Blut zu liegen. Wenn sich mehrere von uns zusammenfinden, dann gründen wir einen Verein, gleichgültig ob wir  Durchschnittsmenschen oder kreative Individualisten sind.

Im Zeichen von Sang und Klang

Weimar, im August 1861. Drei Tage lang, vom fünften bis zum siebten des Monats, steht die "Goethe-Stadt" im Zeichen von Sang und Klang. Franz Brendel, Chefredakteur der einflussreichen "Neuen Zeitschrift für Musik", hat zur zweiten "Versammlung deutscher Tonkünstler" geladen  und 700 honorige Persönlichkeiten sind seinem Ruf gefolgt. Allesamt sind sie Kulturschaffende, die vom Komponisten bis zum Verleger in den unterschiedlichsten Sparten beruflich mit Musik zu tun haben. Mit-Initiator der Veranstaltung ist kein geringerer als der "Übervirtuose" Franz Liszt. 

Als Ouvertüre des Festes ertönt Johann Sebastian Bachs Motette "Singet dem Herren", den Schlusspunkt setzt ein Konzert mit "Manuskript-Werken" - das heißt ungedruckten Werken -  von "Komponisten der Jetztzeit". Eines dieser "Jetztzeit-Werke" ist Felix Draesekes "Germania".

Neben Proben und Konzerten ist für ein buntes Rahmenprogramm gesorgt. Geselligkeit darf keinesfalls zu kurz kommen. So gibt es ein "gemeinschaftliches Fest-Souper", Ausflüge zu regionalen Sehenswürdigkeiten und eine Ausstellung, in der Instrumentenbauer ihre Erfindungen präsentieren, darunter das Saxophon.

Im Mittelpunkt des Tonkünstler-Kongresses steht jedoch eine ernste Angelegenheit. Die Gründung eines Vereins, der "Allgemeiner deutscher Musikverein" heißen soll.  In etlichen Sitzungen ziehen sich die Anwesenden in den "großen Saal" des Weimarer Stadthauses zurück, um über die Vereinsstatuten zu beraten. Wie sehen die Pflichten der Mitglieder aus? Dürfen sich auch Nicht-Deutsche dem Verein anschließen? Und was ist mit Laien? Ihrem Beitritt steht nichts im Weg, insofern sie "sich in irgendeinem Zweig der Tonkunst hervorgetan haben, oder von einem musikverständigen Mitglied empfohlen werden".

Am späten Nachmittag des 7. August ist es soweit, die Wahl eines Vorstandes beendet die konstituierende Sitzung des neuen Vereins.  In dessen Führungsriege finden wir so illustre Männer wie Richard Wagner oder den Pianisten und Dirigenten Hans von Bülow. Der Jahresbeitrag beträgt zwei Taler.

Schwanengesang der Tonkünstler

Die Gründung des "Allgemeinen deutschen Musikvereins", kurz ADMV, ist vielen deutschen Tonkünstlern ein wichtiges Anliegen. Das 19. Jahrhundert ist das Jahrhundert des Bürgertums und der nationalen Selbstfindung. Bürgerliche Musiker möchten ihre Interessen vertreten sehen und suchen nach einem Forum, in dem sie ihre zeitgenössischen deutschen Werke einem Fachpublikum vorstellen können.  

Der ADMV, mit dem viele große Komponisten von Brahms über Mahler bis Schönberg verbunden sein werden, wird bis 1937 bestehen. Dann lösen ihn die Nationalsozialisten nach einem letzten "Tonkünstlerfest" auf. Der Schwanengesang des geschichtsträchtigen Vereins ist eine Aufführung von Franz Liszts "Faustsymphonie". Es ist ein Werk das auch während der Gründungstage des Jahres 1861 erklang.     


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