Bayern 2 - Das Kalenderblatt


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25. November 1886 Kneipp veröffentlicht "Meine Wasserkur"

Die Eltern waren arm, aber der junge Sebastian Kneipp ackerte sich zur höheren Bildung durch bis ins Priesterseminar. Dem Sterben nah vor Erschöpfung entdeckte er die Segnungen einfacher natürlicher Therapien. Am 25. November 1886 erschien sein Standardwerk "Die Wassserkur".

Stand: 25.11.2010 | Archiv

25 November

Donnerstag, 25. November 2010

Autor(in): Gabriele Bondy

Sprecher(in): Horst Raspe

Redaktion: Thomas Morawetz / Wissenschaft und Bildung

Die Hunde machen es richtig. Springen spontan ins Wasser - sommers wie winters. Wieder an Land, schütteln sie sich und traben getrost ihres Weges. Das Fell trocknet beim Laufen an der Luft. Kein Hund erkältet sich dabei, keiner kriegt Katarrh oder Kopfgrippe. Hunde sind eben noch nah dran an der Natur, näher als wir jedenfalls. Zurück zu ihr! ... rief schon Rousseau beim Anblick seiner verzärtelten Zeitgenossen, deren hervorstechendes Merkmal die Wasserscheu war. Bald drauf machte das Kaltbaden Furore, zumindest in gewissen Kreisen. Goethe beispielsweise hegte eine Schwäche dafür.

Hatten nicht schon Griechen und Römer die gesundheitsfördernde Kraft des Wassers gepriesen? Doch im Laufe der Jahrhunderte schien diese Weisheit immer wieder zu versickern. Zum Glück trat da Sebastian Kneipp auf den Plan. Dem Pfarrer aus dem Allgäu rannten die Hustenden, Hinkenden und sonstwie Gebrechlichen buchstäblich die Türen ein. Der Gottesmann tat wahre Wunder, heilte Atembeschwerden und Augenschwäche, Darmkatarrh und Diphterie ebenso wie Schwindel, Schwind- und Magersucht. Seine Arzneien - Wasser und Kräuter - bezog er wohlfeil von Mutter Natur. Das kam den Armen zugute, und um die ging es dem frommen Mann zuallererst. Den Betuchten las er nebenbei die Leviten: Von wegen: geheizte Schlafzimmer oder gar Wärmflaschen im Bett, Pelzmützen auf den Ohren, Wollenes gleich schichtweise um den Leib gewickelt? Und etwa Schuhe an den Füßen? Barfußlaufen war angesagt.

Damit kannte Pfarrer Kneipp sich aus. Denn seine Eltern waren arm gewesen. Bildung musste sich der Junge förmlich erbetteln. Fand Förderer und Freitische. Und schaffte es tatsächlich ins Priesterseminar. Dann war er zwar nicht mit seinem Latein, wohl aber mit seiner Kraft am Ende. Der Vater holte ihn heim - zum Sterben. Die Ärzte hatten den Ausgezehrten aufgegeben.

Er sich selber auch - beinah. Da fiel ihm ein Büchlein in die Hände über die Heilkraft des Wassers. Die Empfehlungen waren schroff und streng, doch er blieb dran ... drei Monate, sechs Monate. Badete im tiefsten Winter in der eisigen Donau ... und genas. "Rosskuren" wurden die damals üblichen Anwendungen genannt. Ein Gesundungswilliger klagte voller Verzweiflung "er habe sich durch die Wasserkur nun völlig verdorben." Kein Wunder, denn im Übereifer hatte er seinen Kopf jeweils "eine Viertelstunde lang unter das Brunnenrohr gehalten, welches eiskaltes Wasser ausspie." Dabei ließ sich doch schon mit viel milderen Maßnahmen Gutes erreichen, fand Sebastian Kneipp heraus. Etwa durch Wassertreten und Kaltbaden, Kniegüsse und Kaltwaschungen der Arme und Beine ... Aber keinesfalls länger als zwei Minuten! ...

Am allerliebsten empfahl Pfarrer Kneipp übrigens das Barfußgehen im nassen Gras. Ein Tipp dem auch wir Heutigen gerne folgen würden ... Doch wer von uns verfügt schon über ein Rasenstück, auf dem sich das in frischem Tau verwirklichen ließe? Denn auf öffentlichen Wiesen haben ja meist die Hunde schon ihre Spuren hinterlassen ... ganz normal für die weitgehend naturbelassenen Lebewesen ... Also bleibt uns das Wassertreten im Pool, das häusliche Fußbad - oder einfach die kalte Dusche. Und bitte nicht abtrocknen! Warum? Das lässt sich bei Sebastian Kneipp nachlesen, in seinem Buch "Meine Wasserkur", das am 25. November 1886 erschienen ist und eine wahre Goldgrube ist für Gesundheitsfreaks und solche, die es werden wollen. Packen wir es an! Her mit dem Pfefferminztee, der macht genauso munter wie Kaffee und lässt uns obendrein frisch aussehen! Und bevor wir den Apotheker reich machen, versuchen wir es doch erstmal mit dem Tausendgüldenkraut, das ist nämlich wirklich gegen 1000 Übel gewachsen. Hilft bei Blutwallungen, Gicht, Rheumatismus, Gemütskrankheiten - und Hysterie. Wie, das wussten Sie schon von Tante Eleonore? Na, die war doch bestimmt im Kneipp-Verein! 


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