Bayern 2 - Das Kalenderblatt


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25. August 1810 Patent auf Konservendose

Eigentlich beruht sie auf einer Vision Napoleons. Er wollte ein Heer, das sich ernähren kann, ohne die Zivilbevölkerung ausplündern zu müssen. Am 25. August 1810 erhielt Peter Durand das Patent auf die Konservendose. Doch auch die forderte zunächst noch Todesopfer.

Stand: 25.08.2011 | Archiv

25 August

Donnerstag, 25. August 2011

Autor(in): Carola Zinner

Sprecher(in): Hans-Jürgen Stockerl

Redaktion: Thomas Morawetz / Wissenschaft und Bildung

Früher hatte man´s gut. Wollte man einen Apfel essen, dann ist man einfach zum Apfelbaum gegangen und hat sich einen gepflückt. Die Eier holte man aus dem Nest, die Fische aus dem See, und alles war frisch, naturbelassen und sehr gesund. Dumm war allerdings, dass Apfelbäume nur im Spätsommer Früchte trugen und nicht jeder an einem See wohnte. Auch das mit den Eiern hatte seine Tücken, die Hühner machten nämlich im Winter Legepause, und dann hatte es sich was mit Kaiserschmarrn und Eiern in Senfsoße.

Also haben die Menschen Methoden zur Haltbarmachung erfunden. Die Äpfel kamen in die Dörre, die Fische in Salz und die Eier in gelöschten Kalk. Das war viel Arbeit, aber es half über den Winter.

Doch alles war umsonst, wenn die Soldaten kamen. Die fielen ein wie die Heuschrecken, aßen alles auf, was da war, und was übrigblieb, nahmen sie mit. Und trotzdem war es stets zu wenig. Soldaten waren immer hungrig. Das wusste auch Napoleon, der große Experte in Sachen Krieg. Er beschloss, sein Heer unabhängig von Plünderungen zu machen. Wer ihm ein brauchbares Verfahren brachte, Nahrungsmittel im großen Stil zu konservieren, dem versprach er die stattliche Summe von 12.000 Goldfrancs.

Gewonnen hat das Geld der Pariser Zuckerbäcker Nicolas Appert. Er erhitzte vorgekochte Nahrungsmittel unter Luftabschluss in Glasflaschen und konservierte damit das Essen "in voller Frische, Schmackhaftigkeit und eigentümlicher Würze", wie die Jury in ihrer Begründung lobte. Das Ganze hatte nur einen Haken: Glas war ziemlich teuer und ging leicht kaputt.

Franzosen aber geben nicht so leicht auf, wenn´s ums Essen geht. Peter Durand, Kaufmann und ausgewandert nach England, forschte im Auftrag des englischen Königs weiter und kam auf die Idee, anstatt Glasflaschen Blechkanister zu nehmen. Damit hatte er die Konservendose erfunden. Sie wurde am 25. August desselben Jahres 1810 patentiert, in dem der französische Zuckerbäcker seine Goldfrancs bekommen hatte.

Drei Jahre später entstand im Londoner Stadtteil Bermondsey die erste Konservenfabrik der Welt. Nun ließen sich Erbsen und Hühnerfrikassee und notfalls auch Senfsoße auf billige Art haltbar machen. Hauptabnehmer waren die Marine und die Armee. Allerdings war es jedes Mal ein Abenteuer, an den Inhalt der Konserven heranzukommen, denn es gab noch keine Dosenöffner. Stattdessen nahm man Hammer und Meißel. Die zahlreichen Todesopfer von Büchsenkost allerdings sind nicht darauf zurückzuführen, sondern auf den Umstand, dass die Konserven damals mit Blei verlötet wurden, das sich als eher unbekömmlich erwies.

Dennoch war der Siegeszug der Konservendose nicht aufzuhalten. Den Höhepunkt ihrer Popularität erreichte sie wohl in den 50er-Jahren, als Delikatessen wie Ölsardinen und Corned Beef den bürgerlichen Abendbrottisch zierten und Büchsenananas als kulinarischer Genuss ersten Ranges galt. Mittlerweile hat die Tiefkühltechnik der Konservenindustrie den Rang abgelaufen, denn statt Ölsardinen isst man heute lieber Pizza. Und die gibt es nun mal einfach nicht aus der Dose.


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