Bayern 2 - Das Kalenderblatt


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24. März 1756 Friedrich II. empfiehlt Kartoffeln

Während die Reichen im 18. Jahrhundert schlemmten, sollten die Armen doch wenigstens nicht verhungern, fand der Alte Fritz. Und erließ den "Kartoffelbefehl", mit dem er den einfachen Leuten die bislang ungeliebte Knolle schmackhaft machen wollte. Autorin: Isabella Arcucci

Stand: 24.03.2015 | Archiv

24 März

Dienstag, 24. März 2015

Autor(in): Isabella Arcucci

Sprecher(in): Krista Posch

Illustration: Angela Smets

Redaktion: Susi Weichselbaumer

Poulardenfilets, Hirnwürste vom Kaninchen, Ochsenlendenbraten in Saft, Trüffel in der Serviette, Geschlagene Crème, gebackenes Kalbshirn … Dies ist nur ein kleiner Auszug aus dem Menü, welches Madame de Pompadour, die Geliebte Ludwigs XV. allabendlich verputzte.

Im 18. Jahrhundert wurde an Europas Königshöfen geschlemmt. Während einfache Bauern sich in erster Linie von Getreidebrei mit wilden Kräutern ernährten und oft genug auch gar nichts zu essen hatten, plagte die Fürsten das Magendrücken. Ein Übel, welches auch der wonnig wohlbeleibten Kaiserin Maria Theresia sehr zusetzte.

Im Magen kein Behagen

Mit solchen Beschwerden hatte ihr Erzfeind Friedrich II. dagegen nicht zu kämpfen. Der Alte Fritz sparte bei sich selbst wo es nur ging, um Preußen zu Glanz und Gloria zu verhelfen. Der Kammerherr Graf von Lehndorf motzte in seinem Tagebuch: "Eine Zitrone, die an diesem Hofe mehr gegessen wird, verursacht hier schon eine Budgetstörung auf mehrere Monate hinaus."

Während andere Fürsten ihr Verdauungsschläfchen hielten, fuhr Friedrich der Große in seiner klapprigen Reisekutsche aus, um sein Königreich bis in alle Winkel zu inspizieren. Doch wenn er mit seinen asketisch dünnen Beinchen in den abgewetzten Kniehosen durch Preußens Dörfer stakste, fand er nicht Glanz und Gloria, sondern meist bittere Armut. An dieser war zum einen Friedrich selbst mit seinen Kriegsfeldzügen schuld. Zum anderen die schlechten, sandigen Böden des Landes und der krisenanfällige Getreideanbau.

Was der Bauern nicht kennt -

Eine kleine, widerstandsfähige Frucht, die die Spanier im 16. Jahrhundert aus Peru mitgebracht hatten, schien Abhilfe zu versprechen:

Die Kartoffel. Schon Friedrichs cholerischer Vater, hatte die Bauern zum Anbau der genügsamen Andenfrucht zwingen wollen und gedroht, jedem Nasen und Ohren abzuschneiden, der sich weigerte. Doch was der Bauer nicht kennt, das frisst er nicht. Bis weit ins 18. Jahrhundert hinein fand sich die Kartoffel nur als Zierpflanze, oder in den Sammlungen von Botanikern und ab und an als Kuriosum auf der Festtafel eines übersättigten Fürsten. Als Nachtschattengewächs galt die Kartoffel bei der einfachen Bevölkerung als Hexenpflanze, und war wegen ihrer giftigen Blüten suspekt. Höchstens das Vieh konnte man damit füttern, aber doch nicht die Menschen!

Um dieses Vorurteil auszuräumen erließ Friedrich II. am 24. März 1756 den Kartoffelbefehl, auch "Circular Ordre" genannt, in dem er allen Beamten befahl, den Bauern den Anbau der Kartoffel "begreiflich zu machen". Die neu geschaffenen Kartoffelfelder ließ der König angeblich von Soldaten bewachen, damit die Bauern die Früchte nicht heimlich wieder ausgraben konnten.

Tatsächlich sollte die Kartoffel mit ihrem hohen Gehalt an den Vitaminen C, A, B, an Mineralstoffen und Spurenelementen das preußische Volk über manche Hungersnot retten. Friedrichs Sorge um die Not der kleinen Leute war jedoch genauso wenig uneigennützig, wie die Fressorgien seiner fürstlichen Kollegen.
Ein starkes Preußen brauchte schließlich zahlreiche und vor allem kräftige, wohlgenährte Untertanen. Dass das deutsche Volk Dank Kartoffelchips und Pommes dereinst das wohlgenährteste Volk Europas werden sollte, ahnte Friedrich freilich nicht.


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