Bayern 2 - Das Kalenderblatt


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24. Januar 1809 Zelter gründet die Liedertafel

Carl Friedrich Zelter hatte es vom Maurer bis zum Komponisten für Goethes Gedichte gebracht. Am 24. Januar 1809 gründete er die "Liedertafel" - den ersten deutschen Männergesangsverein.

Stand: 24.01.2014 | Archiv

24 Januar

Freitag, 24. Januar 2014

Autor(in): Gabriele Bondy

Sprecher(in): Andreas Wimberger

Illustration: Angela Smets

Redaktion: Julia Zöller

"Wenn ich jemals neugierig auf die Bekanntschaft eines Individuums war, so bin ich’s auf Herrn Zelter..." ließ Goethe verlauten und das aus gutem Grund. Denn Carl Friedrich Zelter hatte ihm immer wieder Kostproben seines Könnens geschickt - die Vertonungen goethescher Gedichte. Sie gefielen. Und einer Einladung an den Weimarer Frauenplan stand nichts mehr im Wege. Zelter folgte ihr "auf den Knien seines Herzens". Und auch Goethe empfand große Freude, "diesen köstlichen Mann" ein paar Tage um sich zu haben. Es war der Beginn einer wunderbaren Freundschaft.

Zum Maurer bestimmt

Dass Zelter eines Tages Haus-und Hofkomponist eines Dichterfürsten werden würde, stand wahrlich nicht an seiner Wiege geschrieben. Carl Friedrichs Vater hatte ein florierendes Baugeschäft in Berlin und den Sohn zum Maurer bestimmt. Als Maurermeister wäre ihm ein solides Einkommen sicher gewesen. Doch er wollte Musiker werden. So bildete er sich neben der praktischen Arbeit musikalisch weiter. Der zielstrebige Zelter brachte es zum Orchestermitglied im "Theater am Gendarmenmarkt" und trat in die soeben gegründete Berliner Singakademie des Carl Friedrich Fasch ein, dessen Nachfolger er werden durfte.

Seine Freitagskonzerte mehrten seinen Ruhm, aber nicht unbedingt sein Einkommen. Und letzteres hätte er bitter nötig gehabt, schließlich musste er für Frau und elf Kinder aufkommen. Goethe war es, der den damaligen preußischen Kultusminister Wilhelm von Humboldt bewog, Zelter eine Professur zu verschaffen. Den Sinn fürs Praktische hatte der Olympier ja niemals verloren. Freute er sich doch gleichwohl über die musikalische Anregungen seines Freundes wie über die regelmäßige Übersendung der geliebten "Teltower Rübchen"! Auch in den 500 Briefen, die sie miteinander wechselten ließen sie kaum ein lebensnahes Thema aus. Zelter gehört übrigens zu den wenigen Vertrauten, denen Goethe das "Du" angeboten hat.

Der pädagogisch Begabte schuf übrigens auch die Grundlagen für die Institutionalisierung der Musikausbildung in Preußen. Die freilich musste sein berühmtester Schüler Felix Mendelssohn-Bartholdy und dessen ebenso begabte Schwester Fanny nicht studieren. Die Musik lag den Geschwistern ohnehin in den Genen. Als Zelter den zwölfjährigen Felix in Weimar vorstellte, war das ein großes Glück für alle Beteiligten.

Erster deutscher Männergesangsverein

Carl Friedrich Zelter bereicherte aber nicht nur Goethes Musikverständnis, sondern war stets bemüht, das musikalische Niveau seiner Mitbürger zu heben. Der Freude an der Tonkunst diente dementsprechend auch seine Liedertafel, die er am 24. Januar 1809 ins Leben rief. Sie gilt als der erste deutsche Männergesangsverein. Bei einem "frugalen Mahle", in Fröhlichkeit und Geselligkeit "wurden Lieder gesungen, die die eigenen Mitglieder als Dichter oder Komponisten schufen."

Die Vereinigung war nach dem Vorbild von König Arthurs Tafelrunde gegründet und sollte Gleichgesinnte aus verschiedenen Berufen - aber einig in "idealer Gesinnung" - verbinden. Ein Bollwerk also gegen die unruhigen Zeiten und Napoleons Okkupationsgelüste. Im Mittelpunkt stand deshalb bald die Pflege deutschen Liedgutes und damit die Stärkung der vaterländischen Gesinnung. Schwer vorstellbar, dass sich auch Herr von Goethe diesem Club angeschlossen hätte. Denn der hegte ein starkes Misstrauen gegen die aufkommende patriotische Bewegung.


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