Bayern 2 - Das Kalenderblatt


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19. Januar 1736 James Watt geboren, fast Pate des Automobils

Fast wäre James Watt, geboren am 19. Januar 1736, nicht nur der Auslöser der Industriellen Revolution geworden, sondern auch Pate der automobilen Revolution. Dass es anders kam, hatte wohl eher männlich-irrationale Gründe.

Stand: 19.01.2012 | Archiv

19 Januar

Donnerstag, 19. Januar 2012

Autor(in): Markus Mähner

Sprecher(in): Johannes Hitzelberger

Redaktion: Thomas Morawetz

James Watt! Geboren am 19. Januar 1736. Erfinder der Dampfmaschine, Verursacher der Industriellen Revolution. So kennt man ihn. Aber beinahe hätte er etwas wirklich Großartiges geschaffen und wäre - der Urvater des Automobils geworden. Denn man mag es glauben oder nicht: Der Dampfantrieb war lange eine ernst zu nehmende Konkurrenz für den heute üblichen Verbrennungsmotor.

Als nämlich das erste Automobil von Carl Benz zur Probe über die Felder wackelte, waren dampfbetriebene Fahrzeuge schon lange auf den Straßen unterwegs. Beinahe hätte nämlich die automobile Revolution bereits 1769 begonnen, im Jahr des Wattschen Patents. Da hatte der französische Staat einen gewissen Nicolas-Joseph Cugnot beauftragt, ein Dampfauto zu konstruieren, das Kanonen transportieren sollte. Nur leider hatte der Mann im Eifer des Gefechts vergessen, Bremsen in sein „Auto“ einzubauen - und lenkbar war das monströse Gefährt auch kaum. Die Folge: Der erste „Autounfall“ der Geschichte, nur 12 Minuten nach Geburt des „Autos“! Somit hatte Cugnot durchschlagenden Erfolg lediglich bei der Mauer der Kaserne, in deren Hof er seine Vorführung machte. Der französische Staat jedenfalls und auch die Weltgeschichte legten das Dampfauto erstmal wieder ad acta.

Erst im 19. Jahrhundert nahm man sich der Idee wieder an und diesmal erfolgreicher: Bereits 1830 fuhr in London regelmäßig ein Dampfomnibus. Als Benz sein Fahrzeug mit Verbrennungsmotor vorstellte, gab es dann schon in Serie gebaute Dampfautos, und 1906 stellte die dampfbetriebene „Stanley Rocket“ einen Geschwindigkeitsrekord von 205 Stundenkilometern auf! Konkurrent des Dampfautos war damals weniger der Verbrennungsmotor - denn der war noch sehr unzuverlässig - sondern vielmehr das Elektroauto, einfach, leicht zu handhaben und sauber. Nur mit den Batterien haperte es erheblich.

Aber warum setzte sich dann ausgerechnet das Auto mit Verbrennungsmotor gegen den langerprobten Wattschen Dampf durch? Die Antwort ist so unzeitgemäß wie faszinierend:

Es lag an der  Automobilkultur, die damals entstand. Und die war gerade auf die schmierigen, schwitzigen, ranzigen Eigenschaften des Verbrennungsmotors bedacht: Laut, dreckig, schnell - und gerade deswegen eigentlich Männersache! Zuverlässigkeit war gar nicht so wichtig. Als dann auch noch das Tankstellennetz ausgebaut wurde, ging das Dampfauto langsam unter. Und als während des zweiten Weltkriegs das Benzin knapp wurde, bevölkerten noch einmal die Urenkel Cugnots die Strassen.

Nach dem Krieg kamen dann findige Automobilbauer sogar noch einmal auf eine neue Idee: Atomautos! Nach U-Booten und Schiffen sollten nun auch Landfahrzeuge mit kleinen Atomreaktoren ausgestattet werden. Ford hatte die Pläne für seinen „Ford Nucleon“ bereits im Schreibtisch. Doch die extrem schwere Abschirmung für die Strahlung hinderte Ford an der Umsetzung. Glück? Pech? Naja, man möchte sich lieber nicht vorstellen, was passiert, wenn ein etwa 100 Tonnen schweres Nuklear-Gefährt auf der A9 bei Nebel in ein Stauende rast - ähnlich schwer brems- und lenkbar wie Cugnots Mauerbrecher!


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