Bayern 2 - Das Kalenderblatt


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16. August 1976 ABBAs Dancing Queen wird veröffentlicht

Ein Meisterwerk, meinte Anni-Fried. Jedenfalls ein Nummer-eins-Hit in 24 Ländern mit über sechs Millionen verkauften Singles. Autorin: Julia Zöller

Stand: 16.08.2016 | Archiv

16 August

Dienstag, 16. August 2016

Autor(in): Julia Zöller

Sprecher(in): Caroline Ebner

Illustration: Tobias Kubald

Redaktion: Frank Halbach

Die beiden sehen einfach nur gut aus. NUR GUT. Mamma mia: Die eine ist blond, so blond wie nur Schwedinnen sein können, die andere ist zwar auch Schwedin, aber kastanienbraunhaarig, und das ist auch wunderbar, weil die einen können sich dann in die Blonde verlieben, und die anderen… in die andere.

Vertreter des Wohlklangs

Aber chancenlos, denn Agnetha und Anni-Frid haben ja ihre Männer mit auf der Bühne. Nicht Freund, Lover, Gspusi, wie sonst üblich, Ehe-Männer. Agnetha hält mit Björn sogar öffentlich Händchen, und Benny gehört zu Anni-Frid …A B B A … Abba.

Zurück zum Wesentlichen: Sie sehen also gut aus. Mit diesen Föhnfrisuren und den glitzerigen Augendeckeln, den Lipgloss-Lippen, und diesen aber so dermaßen hautengen Hosenanzügen. Und sind so definitiv vergeben an diese einfach nur knuddeligen Kerle am Klavier und an der Gitarre.

Die Konzerte von Abba sind bunt und fröhlich, auch wenn die 70er woanders noch wütend und politisch sind: Abba machen netten Pop. Millionen Fans reicht das, die Journalisten nörgeln. "Vertreter des Wohlklangs", schreibt der Spiegel - und meint das nicht nett. 

Sogar den Schweden ist der unglaubliche Erfolg dieser schwedischen Band unheimlich. Die füllt im zwar im November 79 das Wembley-Stadion, sechs Mal in sechs Tagen; ein Abba-Museum gibt es in Stockholm trotzdem erst seit ein paar Jahren, und das hat Björn, das eine B in Abba, ordentlich mitfinanziert.

Majestätisches Ständchen für das Volk

Aber zurück zum Wesentlichen: bei Abba gehen die Kostüme Ton in Ton, der Sopran Agnethas harmoniert sauberst mit dem Mezzosopran von Anni-Frid, und wenn die eine den Arm hebt, dann hebt die andere den anderen, und dann stehen sie Rücken an Rücken, und das mag jetzt total peinlich klingen, aber es ist einfach eine gute Show.

Andere große Bands wären damals wahrscheinlich lieber zur Hölle gefahren als das zu tun, was Abba machen: keine Drogen nehmen. In Schweden kräftig Steuern zahlen. Oder: seiner Majestät, König Carl Gustav persönlich, ein Ständchen singen: Dancing Queen, am Abend vor der Hochzeit mit Silvia im Juni 76. 

Aaaah. Dancing Queen, schlussfolgern die ganz Schlauen. Dancing Queen war also extra für Silvia. Sicher nicht, "diggin‘ the dancing-queen" wäre eine totale Unverschämtheit, und Abba unverschämt? Ausgeschlossen. Dancing Queen haben Abba natürlich dem gemeinen Volk geschenkt. Seit der Veröffentlichung am 16. August 1976 adelt Dancing Queen auch spät in der Nacht ganz normale Frauen, wenn sie sich angetrunken endlich auf die Tanzfläche trauen. Dankbar grölen sie mit, und ihre Begleiter versuchen zu verdrängen, dass sie früher Bands mochten, die wild und politisch waren.  

Ein letztes Mal zurück zum Wesentlichen: waren Abba, diese gottgleich Glänzenden, überhaupt aus Fleisch und Blut? Oder haben uns nur zwei schwedische Feen, bewacht von musikalischen Trollen, vorübergehend die Sinne betört.


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