Bayern 2 - Das Kalenderblatt


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16. Februar 2007 Walross Tanja stirbt

Sie war ein Publikumsliebling und hatte ein langes Leben: sie wurde über 30, ein stattliches Alter für eine Walrossdame. Autorin: Birgit Magiera

Stand: 16.02.2017 | Archiv

16 Februar

Freitag, 16. Februar 2007

Autor(in): Birgit Magiera

Sprecher(in): Johannes Hitzelberger

Illustration: Tobias Kubald

Redaktion: Frank Halbach

10 Jahre ist Tanja nun schon tot. Wie die Zeit vergeht. Tanja, das Walross aus dem Zoo von Hannover: Publikumsliebling und Letzte ihrer Art, - also das vorerst letzte Walross in einem deutschen Zoo. Walross-Witwe um genau zu sein. In Hannover hatte man Tanja und Boris zusammengebracht. Da klingt russische Taiga-Romantik an, ein bisschen Doktor Schiwago: Tanja und Boris. Beide Walrosse stammten tatsächlich aus russischen Gewässern, wurden als Kälber aus der ostsibirischen See gefischt, nahe dem Polarkreis und der Datumsgrenze.

Die Liebeswallung des Walrosses

Kuh Tanja und  Bulle Boris sollten also in Liebe zueinander entbrennen und die Hauptstadt von Niedersachsen um mehrere putzige Walross-Babys bereichern, samt niedlicher Schnauzbärte und noch süßer Speckfalten im Nacken. Ein ambitioniertes Vorhaben. Walrosse vermehren sich in Gefangenschaft noch seltener als Pandabären.

Leider weiß man bisher wenig darüber, was Walrosse in Liebes-Wallung bringt. Stattdessen ist bekannt, dass Haut und Fettschicht gemeinsam bis zu 12 Zentimeter dick sind. Und dass die Stoßzähne der Weibchen im Querschnitt rund sind und leicht gebogen, während die der Männchen gerade sind und ein eckiges Profil haben. Diese Zähne nutzen die Tiere gerne als Kopfstützen. Chef ist, wer die längsten hat. Auch das ist bekannt. Und wenn Walrosse mit ihren Hauern aufeinander losgehen, dann meist im Kampf um den bequemsten Ruhe-Platz. Es gibt schlechtere Anlässe für Streit.   

Tanja und Boris jedenfalls, im Zoo von Hannover, entflammten tatsächlich füreinander, soweit man das als außenstehender Mensch erkennen konnte. Babys, besser gesagt Kälber, wollten allerdings nicht kommen. Die beiden Walrosse blieben ein kinderloses Paar. Ob Tanja deshalb traurig war, ist nicht bekannt. Auch nicht, wie sie den Tod ihres Liebsten verkraftet hat. Boris starb, wie das Männer öfter tun, an Herzversagen und lange vor seiner Frau.

Walrosslos

Von da an war Tanja allein, womöglich auch einsam. Noch acht lange Jahre pflügte sie im Zoo von Hannover durchs Wasserbecken, wurde irgendwann apathisch, fiel nach und nach vom Fleisch und starb schließlich hochbetagt am 16. Februar 2007.

Jahrelang war Deutschland nun walross-los. Denn auch Antje war schon länger tot. Antje - Lieblingstier und Wappen-Walross der Kollegen vom Norddeutschen Rundfunk. Anders als Tanja wurde Antje ein Superstar: sie spielte Mundharmonika am Beckenrand in ihrem Gehege im Hamburger Tierpark Hagenbeck. Und im Fernsehen hatte das berühmte Walross einen Gastauftritt in der Sesamstraße. Nach ihrem Tod wurde Antje ausgestopft und ausgestellt. Diese posthume Demütigung blieb ihrer Artgenossin Tanja erspart. Prominenz hat eben auch ihre Schattenseiten.

Später zogen im Tierpark Hagenbeck in Hamburg wieder mehrere Walrosse ein: Neseyka zusammen mit drei weiteren Weibchen und dem Walrossbullen Odin. Schnauzbärtige, nacken-speckige Walross-Kälber pflügen dort auch schon durchs eisige Wasser.


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