Bayern 2 - Das Kalenderblatt


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15. September 1231 Ludwig I erhält den Beinamen "Kelheimer"

Da fährt man zuversichtlich mit dem Schicksalsrad nach oben und kaum genießt man die Aussicht, drückt Fortuna auf den Knopf gen Keller. Dass die Nachwelt einem dann mehrere Seiten im Geschichtsbuch widmet und einen stattlichen Beinamen verpasst? Ja mei, würde vielleicht Ludwig I. - der Kelheimer - dazu sagen.

Stand: 15.09.2014 | Archiv

15 September

Montag, 15. September 2014

Autorin: Susi Weichselbaumer

Sprecherin: Luise Kinseher

Illustration: Angela Smets

Redaktion: Julia Zöller

Es gibt so Tage, die sind am Ende einfach: ja mei, ein Achselzucken, ein Ändern auch ansatzweise unmöglich, ein absoluter Fall von - ja mei! Die Geschichte lehrt: Man kommt über solche Tage hinweg. Es sei denn, man stirbt an ihnen.

Dabei lässt es sich oft ganz passabel an. Beim kleinen Ludwig aus Kelheim zum Beispiel. 1173 geboren, folgt der Wittelsbacher-Junior mit gerade mal zehn Jahren seinem Vater als Herzog auf den Thron. Mama Agnes und ein Onkel helfen der Halbwaise bei den Regierungsgeschäften, bis der Herzog von Bayern volljährig ist. Die Schwertleite bekommt Ludwig in Anwesenheit des Kaisers. Überhaupt hat der vielversprechende Bursche bei Heinrich VI. gute Karten.

Beim Kaiser gut dastehen

Ludwig tut auch was dafür. Da zieht er ganz selbstverständlich mit dem Kaiser nach Italien, um Sizilien zu erobern. Ohne rumzumeckern wie andere Fürsten. Schließlich gehe es nur darum, wettern viele, dass die Kaiserin dem Kaiser seit Jahr und Tag in den Ohren liegt, weil das Königreich Sizilien ihr Erbe ist, und das keiner anerkennt, und sie das aber haben will, und zwar lieber jetzt als gleich - ja mei.

Ludwig ist da nicht spitzfindig, Hauptsache sein Bayern ist ihm sicher. Entsprechend hält er sich zurück, als nach dem Tod des Kaisers die deutschen Lande lange darüber streiten, wer fürderhin Krone und Reichsapfel hochhalten soll. Sein Daumen hoch bekommen pauschal die Stauffer. Die bestätigen Ludwig die Erblichkeit seines Herzogtums. Damit legt er den Grundstein für mehr als
700 Jahre wittelsbachische Herrschaft in Bayern. Und sie belehnen ihn mit der Pfalzgrafschaft bei Rhein. Ludwig darf jetzt den Löwen im Wappen führen. 

Heimgeführt hat er zu diesem Zeitpunkt auch schon jemanden, und zwar Prinzessin Ludmilla von Böhmen. Baby Otto besetzt als Stammhalter schnell die Wittelsbacher-Wiege. Mei. Ja.

Wenn's läuft, dann läuft's

Als einer der bedeutendsten Fürsten im Reich, botet Ludwig Bayerns Bischöfe aus, in Freising, Regensburg, Salzburg, Passau und Augsburg. Er gründet Landshut und die Straubinger Neustadt - und dann erst mal nichts mehr. Das Deutsche Reich hat einen neuen Kaiser gefunden: Friedrich II. Seine Majestät ist wenig erbaut von Ludwig. Vor allem in Sachen Kirchenpolitik finden Friedrich Zwo und Ludwig Eins nicht zusammen. Beide werfen die Intrigenmaschine gegeneinander an, der Papst mischt munter mit. Schließlich macht der Kaiser kurzen Prozess - militärisch. Ludwig unterliegt in der Schlacht und brütet auf seiner Kelheimer Burg darüber, wie man das Blatt vielleicht noch einmal wenden könnte. Doch der Mensch denkt -

Und ein Attentäter schießt am 15. September 1231, auf einer Brücke in Kelheim. Ludwig ist sofort tot. Wer der Mörder ist und in wessen Auftrag er handelt, kann nicht mehr erfragt werden; Ludwigs Wachen haben gleich zurück geschossen. Mancher munkelt noch lange, der Kaiser höchst selbst habe die Finger im blutigen Spiel. Bewiesen wird nichts werden. Ja mei, es gibt so Tage. Papa Ludwigs Nachfolge tritt Sohn Otto an als Otto der Erlauchte. Auch Ludwig bekommt - in seinem Fall posthum - einen Beinamen. Ludwig der Kelheimer. Das ist reichlich naheliegend? Mei -


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