Bayern 2 - Das Kalenderblatt


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14. November 1901 Karl Landsteiner entdeckt die Blutgruppen

Warum retteten Bluttransfusionen vielen Patienten das Leben, während andere daran starben? Die Antwort fand der Wiener Arzt Karl Landsteiner. Am 14. November 1901 stellte er die Entdeckung der Blutgruppen vor.

Published at: 14-11-2013 | Archiv

14.11.1901: Karl Landsteiner entdeckt die Blutgruppen

14 November

Donnerstag, 14. November 2013

Autor(in): Christiane Neukirch

Sprecher(in): Andreas Wimberger

Illustration: Angela Smets

Redaktion: Thomas Morawetz

Blut ist ein besonderer Saft - und es ist dicker als Wasser. Beide Tatsachen sind dem Menschen seit Jahrtausenden bekannt; und so hat er auch seit jeher Heilmethoden ersonnen, die mit dem Austausch von Blut zu tun haben. Die älteste davon ist der Aderlass; vielleicht auch deswegen, weil er am einfachsten durchzuführen ist. Man steche ein Loch in ein Blutgefäß, und schon strömt das Blut von selbst heraus. Vampire nutzen es zur Ernährung, aber da sie den Fabelwesen zuzurechnen sind, finden sie in der Medizingeschichte keine Erwähnung. Den Ärzten ging es vielmehr darum, die Patienten von "Blutstau" zu befreien, den sie für die Ursache der Krankheiten hielten; oder aber von "Blutsäften", die ihrer Ansicht nach aus dem Gleichgewicht geraten waren.

Überleben durch Zufall

Leider war diese Heilmethode den Patienten nicht immer zuträglich:
Oft genug setzte den ohnehin Geschwächten der Blutverlust so zu, dass sie daran starben. George Washington  beispielsweise hätte seine Kehlkopfentzündung wohl überstanden, die dagegen verordnete Einbuße von eineinhalb Litern Blut überlebte er nicht.

In einem lebensbedrohlichen Zustand befand sich nach allzu starkem Aderlass auch ein junger Franzose. Das war 1667. Sein Arzt kam auf die richtige Idee: Wo zu wenig  Blut ist, muss Nachschub her. Doch woher nehmen?
Spender war schließlich ein Schaf. Dass der Mann überlebte, dürfte mehreren Zufällen zu danken sein. Jedenfalls brachte dieser Vorfall eine große Diskussion zum Thema Bluttransfusion in Gang. Gegner befürchteten, mit dem Blut eines Tieres oder auch eines Menschen werde mehr übertragen als nur Lebenssaft - auch Aussehen und Charakter könnten beeinflusst werden.
Viel bedenklicher aber war, dass viele Patienten nach der Übertragung starben. 1675 schon wurden Transfusionen in Frankreich verboten, kurz darauf auch anderswo.

Erst um 1825 gab es neue Versuche, diesmal in England und von Mensch zu Mensch. Doch auch dort konnte man sich nicht erklären, weshalb nur die Hälfte der Empfänger überlebte.

Tödliches Blut

Der Wiener Arzt Karl Landsteiner wollte es schließlich wissen. Um 1900 machte er sich gezielt auf die Suche nach der Ursache. Sich selbst und einigen Mitarbeitern zapfte er Blut ab und mischte die Proben untereinander.
Dabei zeigte sich, dass in manchen Fällen die Blutkörperchen verklumpten; in anderen aber nicht. Das betroffene Blut war nicht nur dicker als Wasser, sondern zu dick für die kleinsten Blutgefäße - und somit tödlich. Die Ursache: Das Blut der verschiedenen Spender hatte unterschiedliche Eigenschaften. Bestimmte Eiweißmoleküle an der Oberfläche der roten Blutkörperchen vertrugen sich nicht mit Antikörpern im fremden Blutserum.
Landsteiner folgerte: Es gibt verschiedene Blutgruppen. A, B und C nannte er sie. Später entdeckten seine Assistenten noch eine vierte, AB; die Gruppe "C" heißt heute "0".

Bei einer Bluttransfusion ist also darauf zu achten, dass nur Spender und Empfänger zusammenkommen, deren Blutgruppen sich vertragen.
Am 14. November 1901 teilte Landsteiner diese Beobachtung der Öffentlichkeit mit; knapp dreißig Jahre später erhielt er dafür den Nobelpreis. Zu Recht: Seine Entdeckung hat seither unzähligen Menschen das Leben gerettet. Aderlässe zur Behandlung des Blutabgebers werden nur noch höchst selten durchgeführt; Blutspenden für andere werden dagegen immer gebraucht.


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