Bayern 2 - Das Kalenderblatt


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13. März 1877 Patent für Chester Greenwoods Ohrenschützer

Kalte Ohren und keine Mütze? Kein Problem, denkt sich der findige Junge und konstruiert einfach selbst Wärmendes fürs Haupt. Ein Patent bekommt Chester Greenwood dann auch für seine Ohrenschützer - und jede Menge Geld! Autor: Xaver Frühbeis

Stand: 13.03.2015 | Archiv

13 März

Freitag, 13. März 2015

Autor(in): Xaver Frühbeis

Sprecher(in): Hans-Jürgen Stockerl

Illustration: Angela Smets

Redaktion: Susi Weichselbaumer

Jedes Jahr, mitten im Winter, veranstaltet die amerikanische Stadt Farmington einen Umzug. Der Umzug findet im Freien statt, und weil Farmington hoch im Norden liegt, gleich an der Grenze zu Kanada, ziehen die Farmingtoner dabei warme Stiefel an und dicke Winterjacken. Mützen jedoch setzt niemand auf.
Statt dessen tragen alle Leute Ohrenschützer. Feine Damen lassen sich mit Ohrenschützern aus Pelz sehen, junge Mädchen haben knallrosane und quietschgelbe Flausch-Ohrenschützer, kleine Kinder laufen mit übergroßen Mickymaus-Wärmeohren rum. Selbst die Hunde kriegen kuschelige Ohrenwärmer verpaßt, und Polizeiautos und Schulbusse fahren mit riesigen Autotüren-Ohrenschützern durch die Straßen. "Was ist hier los?" fragt sich der Fremde, wenn er das sieht. Und die stolze Antwort ist: Die Stadt feiert ihren berühmtesten Sohn. Chester Greenwood, den Erfinder der Ohrenschützer.

Nie wieder kalte Ohren

Chester Greenwood, ein aufgeweckter junger Bursche, lebte zusammen mit seinen Eltern, den Großeltern und vielen Geschwistern auf einem Bauernhof.
In seiner Freizeit fuhr er, wie alle Kinder in Farmington, gerne Schlittschuh. Das Problem war: Er konnte keine Wolle vertragen. Und so band sich der junge Chester beim Schlittschuhfahren keinen Schal um und setzte auch keine Mütze auf, und wenn er nach Hause kam, waren seine Ohren rot gefroren und eiskalt.

Eines Tages jedoch, als Chester Greenwood fünfzehn war, hatte er eine Idee.
Er nahm einen Draht aus dem Schuppen seines Vaters und bog daraus zwei ovale Ringe, so groß, dass sie genau über seine Ohren paßten. Dann bat er die Großmutter, ihm über diese Ringe zwei Fellstücke zu nähen. Die beiden Fellstücke verband er mit einem zweiten Stück Draht, das Ganze auf den Kopf gesetzt,
die Felle über die Ohren geklappt, und fertig waren die Ohrenwärmer.

Optimierte Ohrwärmer

Zwar lachten die anderen ihn alle aus. Doch als Chester Greenwood an diesem Tag nach Hause kam, waren seine Ohren angenehm warm. Bald wollten alle anderen Kinder auch solche Ohrenschützer haben. Chesters Oma bekam viel zu tun, und Chester selbst nahm an dem Ding einige Verbesserungen vor. Das Fell: nur noch außen, innen dafür mit schwarzem Samt. Über dem Kopf: statt des Drahts ein schmales Metallband, das die Ohrenwärmer sanft an die Ohren drückte. Und dazu kleine Scharniere: so konnte man das Ganze zusammenklappen und in die Tasche stecken. Eine wahrhaft revolutionäre Erfindung.

Am 13. März 1877 erhielt Chester Greenwood, der jetzt achtzehn war, für seine neuen Ohrenschützer ein US-Patent. Er gründete eine Firma, und in der ganzen Stadt begannen die Frauen, für Greenwood Ohrenschützer zu nähen. Bald gingen aus Farmington im Jahr fünfzigtausend Paar Ohrenschützer in die Welt hinaus, bald waren es hunderttausend, bald zweihunderttausend Paar, und als die Vereinigten Staaten von Amerika in den Ersten Weltkrieg eintraten, blühte das Geschäft erst recht, denn kein amerikanischer Soldat sollte an den Ohren frieren, und alle wurden ausgerüstet mit Ohrenschützern aus Farmington.

So wurde aus der kleinen Stadt an der Grenze zu Kanada das Ohrenschützer-Zentrum der Vereinigten Staaten. Chester Greenwood erfand noch ein paar andere wichtige Sachen, und 1937 starb er, reich und hoch angesehen, im Alter von 87 Jahren. Kurz danach wurde auch seine Fabrik geschlossen. Ihre warmen Ohren bezieht die Welt heutigentags wo anders her.

Die Einwohner von Farmington jedoch, die halten jedes Jahr, mitten im Winter, einen Umzug ab. Zu Ehren des großen Sohnes ihrer Stadt: Chester Greenwood, der mit fünfzehn Jahren die Ohrenschützer erfand, weil er beim Schlittschuhlaufen nicht mehr frieren wollte.


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