Bayern 2 - Das Kalenderblatt


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12. Oktober Internationaler Tag der Frustrationsschreie

Ein kurioser Feiertag, der ganz im Zeichen der Frustbewältigung steht: der Internationale Tag der Frustrationsschreie. Autorin: Prisca Straub

Stand: 12.10.2017 | Archiv

12 Oktober

Donnerstag, 12. Oktober 2017

Autor(in): Prisca Straub

Sprecher(in): Ilse Neubauer

Illustration: Tobias Kubald

Redaktion: Frank Halbach

"Die beiden Kunsträuber kommen um 11 Uhr vormittags während der regulären Öffnungszeiten. Mit vorgehaltener Waffe zwingen sie Besucher und Museumswärter bäuchlings auf die Fliesen - und irren dann ziellos durch die Säle: Das Edvard Munch-Museum in Oslo zeigt Hunderte Gemälde des weltberühmten Künstlers - gar nicht so einfach, das richtige zu finden, wenn eine schwarze Sturmhaube das Sichtfeld verengt. Doch dann: Das kostbarste Werk der Sammlung wird brutal von der Wand gerissen, "Der Schrei" - in einer Version von 1910. Auf der Flucht zum Auto fällt das prominente Bild mit der Figur mit dem kahlen Schädel und dem weit aufgerissenen Mund vor brennend rotem Hintergrund noch polternd aufs Straßenpflaster, dann ist der dilettantische Spuk vorbei. Angeklagt und vor Gericht gestellt wird einer der Täter später aussagen - naja, er habe eben die Munch-Gemäldesammlung in seiner Grundschulzeit das letzte Mal betreten …

Der weltberühmte Schrei

Der Diebstahl von 2004 war übrigens schon das zweite Mal, dass ein Munch-"Schrei" Kunstdieben in die Hände fiel. Bereits zehn Jahre zuvor war eine andere Version des Beklemmungs-Klassikers gestohlen worden. Und auch damals waren absolute Amateure am Werk gewesen. Die Einbrecher waren in das Osloer Nationalmuseum eingestiegen, stürzten bei der Aktion allerdings aus dem ersten Stock von der Leiter, die nur locker an die Fassade gelehnt war - und konnten anschließend überhaupt nur entkommen, weil die zuverlässig einsetzende Sirene als Fehlalarm abgetan wurde. Die Täter spekulierten auf reichlich Lösegeld, gerieten aber in die Fänge eines Kunstdetektivs von Scotland Yard und wurden bei der fingierten Übergabe postwendend in Handschellen abgeführt. Der "Schrei", der unter dem Teppich eines britischen Sommerhauses fast erstickt wäre, hing nur drei Monate nach dem Diebstahl wieder an seinem Platz. Es sei so "fucking" einfach, millionenschwere Kunst zu stehlen, brachte es der international gefeierte Kunstdetektiv später auf den Punkt. Aber eben auch so verdammt schwer, sie wieder loszuwerden.

Frustrierend

Ein weltberühmtes Gemälde wie der "Schrei" kann man keinem Hehler andrehen und erst recht keinem Auktionshaus - er ist unverkäuflich. Und so hat nicht nur das Nationalmuseum, sondern auch das Edvard Munch-Museum am Ende seinen "Schrei" zurückerhalten - wenn auch unter nach wie vor unter völlig ungeklärten Umständen. Das war 2006, zwei Jahre nach dem Diebstahl und im Anschluss an ein obskures Gerichtsverfahren, bei dem die Täter sich weigerten, Auskunft zu geben. Bis heute weiß niemand, von wem der alles entscheidende Tipp schlussendlich kam, doch die Beute konnte schließlich in einer verlassenen Scheune sichergestellt werden. "Der Schrei" kehrte mit einem irreparablen Feuchtigkeitsschaden zurück nach Oslo.

Und die Täter? Sie blieben stumm! Dabei hätten sie gerade heute einen überaus passenden Anlass, sich endlich einmal einschlägig zu äußern. Heute - am "Internationalen Tag der Frustrationsschreie". Eine würdige Hommage an das geklaute Bild und an ihre Situation - im Knast.


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