Bayern 2 - Das Kalenderblatt


9

12. Januar 1866 Reinhold Burger geboren, Erfinder der Thermosflasche

"Hält kalt und heiß, ohne Feuer und Eis" - mit diesem Slogan wollte der Glastechniker Reinhold Burger seine fantastische Idee der Thermosflasche unter die Leute bringen. Autorin: Susanne Tölke

Stand: 12.01.2017 | Archiv

12 Januar

Donnerstag, 12. Januar 2017

Autor(in): Susanne Tölke

Sprecher(in): Ilse Neubauer

Illustration: Tobias Kubald

Redaktion: Frank Halbach

Was ist das? "Hält kalt und heiß - ohne Feuer und Eis". Klingt wie ein Rätsel, ist aber in Wirklichkeit ein Werbespruch. Der Glasbläser Reinhold Burger hat ihn sich ausgedacht, um für seine Erfindung zu werben: die Thermosflasche. Doch trotz des griffigen Werbeslogans fand das Produkt keine Käufer, und Burger beging den Fehler vieler Erfinder, die zu früh die Geduld verlieren: Er verkaufte sein Patent an eine amerikanische Firma, die später damit den ganz großen Reibach machte. Wenn Burger nur ein bisschen mehr Geduld gehabt hätte, wäre er steinreich geworden.

Flasche in der Flasche

Aber wohlhabend wurde er auch ohne das Patent. Er wurde am 12. Januar 1866 in der Mark Brandenburg geboren. Reinhold ging als 15-Jähriger nach Berlin und lernte den Beruf des Glastechnikers. Er fand eine Stelle bei Siemens und Halske und durfte sogar nach Amerika fahren, um dort neue Techniken der Glasfertigung zu lernen. 1894, mit 28 Jahren, gründete er in Berlin seine eigene Firma, die "Glasinstrumentenfabrik Burger". In Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern der Charité entwickelte er Laborgefäße aus Glas, zum Beispiel solche, die eine Innen- und eine Außenwand besaßen und dank der dazwischen liegenden Luftschicht gut isolierten. Das Prinzip der Isolation war allerdings nicht neu - das hatten schon die alten Römer entdeckt. In den Ruinen der antiken Stadt  Pompeji fand man ein doppelwandiges Gefäß, das dazu diente, den Wein schön kühl zu halten.

Erst im 19. Jahrhundert interessierte sich der Schotte James Dewar dafür, noch viel kältere Flüssigkeiten zu konservieren, nämlich flüssige Luft, die minus 183 Grad Celsius kalt war. Er bestellte bei dem renommierten Glasbläser Reinhold Burger ein doppelwandiges Glasgefäß, das von den Wissenschaftlern nach dem Namen des Erfinders "Dewar’s flask", also "Dewar’s Gefäß" genannt wurde und auch heute noch so heißt: eine kleinere Flasche, die in einer größeren steckte. Beide waren getrennt durch ein Vakuum, das die Flüssigkeit in der kleineren Flasche von der Außentemperatur isolierte.

Während der Chemiker James Dewar sich weiter auf den „Marsch nach unten“ begab, wie er das nannte, den "Marsch" in Richtung absoluter Nullpunkt, den man zumindest theoretisch schon berechnet hatte, und von dem man wusste, dass er bei 273,15 Grad Celsius liegt, machte sich der Glasbläser Reinhold Burger Gedanken über die praktischen Möglichkeiten, die in dieser Thermosflasche steckten. Es musste ja nicht unbedingt kalter flüssiger Sauerstoff sein; es konnte ja auch heißer Kaffee sein, der die Temperatur behalten sollte!

Warten auf den großen Erfolg

Burger konstruierte die erste Thermoskanne, und bewarb sie mit dem schon eingangs gehörten schönen Slogan: "Hält kalt und heiß, ohne Feuer und Eis". Das zerbrechliche Modell hatte er mit einer Metallhülle umkleidet, den Deckel mit einer Gummidichtung luftdicht gemacht. 1903 meldete er die Flasche zum Patent an. Bei der Namensfindung für das Produkt griff er allerdings nicht auf die alten Römer, sondern auf die noch älteren Griechen zurück und nannte es "Thermosflasche", nach dem griechischen Wort für Hitze: "thermos". Dann wartete er in seiner kleinen Fabrik in Berlin-Pankow auf den großen Erfolg. Als der jedoch ausblieb, verlegte sich Burger auf die Produktion von Glasphiolen für Labors und Glasscheiben für die neuen Röntgenapparate.

Erst 1925 kam die typische, noch heute übliche Halbliterflasche mit Plastikgehäuse in den USA auf den Markt und trat ihren Siegeszug um die Welt an. Reinhold Burger hat das noch erlebt und sich sicher oft die Haare gerauft - er starb im Jahr 1954 mit 88 Jahren.


9