Bayern 2 - Das Kalenderblatt


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6. Oktober 1967 Death of a Hippie

Der Summer of Love ging zu Ende: Am 6. Oktober 1967 wurde der Hippie symbolisch zu Grabe getragen. Denn Hippiesein wurde von vielen nur noch imitiert, nicht gefühlt. Autorin: Isabella Arcucci

Stand: 06.10.2017 | Archiv

06 Oktober

Freitag, 06. Oktober 2017

Autor(in): Isabella Arcucci

Sprecher(in): Ilse Neubauer

Illustration: Tobias Kubald

Redaktion: Frank Halbach

Vermutlich war es seine schwarze Augenklappe. Die trug William Hedgepeth seit einem Autounfall. Die Augenklappe gab ihm etwas "Unbürgerliches", sehr passend für diesen Job. Außerdem war William jung, mit Abstand der jüngste Journalist des New Yorker LOOK-Magazines. All das prädestinierte ihn dafür, nach San Francisco zu reisen und  undercover über jene neue Jugendbewegung zu recherchieren, welche ganz Amerika in Atem hielt: die Hippies.

Die friedliche Revolution

Seit Anfang des Jahres, also seit Januar 1967, hatten diese langhaarigen und, nach Aussage empörter Anwohner, nicht immer ganz frisch riechenden jungen Leute, das Viertel Haight-Ashbury quasi okkupiert. Aus allen Bundesstaaten strömten Jugendliche nach San Francisco, um sich der Bewegung anzuschließen. Rund 100.000 Menschen, die meisten von ihnen Ausreißer im Teeniealter! Ihre Mission: Love and Peace. Der American Dream der weißen Mittelschicht, nach dem die Elterngeneration strebte, mit seinen ordentlichen Vorortvorgärten und dicken Kühlschränken, war diesen Kids zuwider. Der junge Journalist William Hedgepeth war baff, als er in San Francisco ankam. Da waren Leute in seinem Alter, die all das ablehnten, was die USA in ihrem Kern ausmachte, die mit friedlichen Mitteln ein neues Amerika formen wollten. Die Hippies waren gegen den Krieg in Vietnam, gegen die Diskriminierung der Afroamerikaner, gegen den Erfolgsdruck, gegen die Gier des ewigen Konsums. Und dann ließ William sich mitreißen:  von den Musikklängen, den bunten Farben, dem Rausch. Es war der "Summer of Love 1967". Doch bald schon überschritt er seinen Zenit.

Eine Bewegung trägt sich selbst zu Grabe

Immer mehr Menschen strömten nach San Francisco und vielen von ihnen ging es nicht mehr darum, die Welt zu verändern, sondern um die Drogen, den schnellen Sex -  den kurzen Exzess zwischen zwei Collegesemestern.

Für die wahren Hippies, die sich bewusst für ein Leben als Aussteiger entschieden hatten, war das nicht mehr ihre Bewegung. Am 6. Oktober 1967 trug eine Gruppe von ihnen einen Sarg, gefüllt mit Blumen, durch die Straßen des Haight-Ashbury-Viertels und ließ ihn schließlich in Flammen aufgehen. "Death of Hippie", "Tod der Hippie"-Bewegung nannten sie diese Aktion, mit der sie den Summer of Love symbolisch zu Grabe trugen.

Natürlich war die Hippie-Bewegung damit nicht gestorben. Aber was danach kam war nicht mehr dasselbe. Die Magie war zerstoben wie eine Pusteblume, von der nur mehr der Stängel bleibt. Doch in vielen Menschen hatte der Summer of Love dennoch etwas ausgelöst.

William Hedgepeth jedenfalls blieb ein investigativer Journalist. Er berichtete über die Themen, welche das weiße, reiche Amerika nur zu gerne verschweigen wollte: über die Unterdrückung der Native Americans, über die Diskriminierung und bittere Armut der schwarzen Bevölkerung. Auch wenn die Flower Power-Bewegung ihren Höhepunkt überschritten hatte -  für manche ihrer Zeitgenossen hatte das Streben nach "Love and Peace" gerade erst begonnen.


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